Im Westen nichts Neues

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 30.09.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Die ganze Woche warten Sie schon vergeblich auf eine „neue“ Einschätzung von mir - vergeblich. Der Grund: Es gibt keine neue Einschätzung. Das Auf und Ab frisst sich inzwischen auch in die Laune Ihres Autors, es fällt mir immer schwerer, die Vorgänge frisch und lebhaft aufzubereiten.


Oder anders gesagt: Ich bin es leid. Es macht keinen Spaß über das neue Amazon Kindle Fire zu schreiben, über die Chance gegen das iPad, über die neue Marktnische, die sich Amazon damit geschaffen hat, wenn die Kurse von Amazon, Apple und allen Beteiligten doch letztlich ausschließlich durch Makro- Ereignisse beeinflusst werden.

Es ist egal, ob Amazon neben Android und iOs das dritte Touchpad-Universum schaffen kann oder nicht. Die Aktie wird gemeinsam mit dem Gesamtmarkt ausverkauft.

Und so ist es auch egal, dass es gerade Ben Bernanke war, der Mitte letzter Woche mit seiner Warnung vor einem „erheblichen Konjunkturrisiko“ (significant downside risk) den DAX binnen zweier Tage um 11% einbrechen ließ. Derzeit prasseln die Meldungen nur so herein, und wenn der Aktienmarkt zu heiß gelaufen ist, dann bricht er eben ein – anschließend sucht man den Grund dafür.

Institutionelle Anleger, die nach dem schlechten August nun nicht auch noch den September im Minus abschließen wollen, traten ab vergangenem Freitag stützend am Markt auf und hievten die Kurse bei dünnem Handelsvolumen in nur zwei Tagen 12,5% in die Höhe. „Mark-up zum Monatsende“ wird das Ganze genannt, die Kurse werden nach oben getrieben um zum Stichtag Monatswechsel hohe Kurse für den Bericht des eigenen Fondsvermögens zu Grunde legen zu können. Da inzwischen die Aufsichtsbehörden auf dieses Verhalten am letzten und vorletzten Handelstag eines Quartals aufmerksam wurden, geschieht diese Aktion inzwischen einige Tage früher.

 

Und so werden die Kurse meines Erachtens in der kommenden Woche wieder weiter einbrechen, denn dann sind die stützenden Kauforders der Fondsmanager plötzlich verschwunden.

Dramatisches hat sich an den Rohstoffmärkten abgespielt. Am Wochenende erhöhte die Chicagoer Rohstoffbörse (CME) die Anforderungen an Sicherheitsleistungen für den Rohstoffhandel, eine Forderung, die Ihr Autor schon unzählige Male erhoben hat um das Ungleichgewicht zwischen Finanzspekulation und realwirtschaftlichen Interessen wieder herzustellen.

Sämtliche Rohstoffpreise sind dadurch zum Wochenbeginn dramatisch eingebrochen. Der Kupferpreis sogar um über 10%!

Aber auch der Goldpreis gab um knapp 9% nach. Der einzige Rohstoff, der sich dem Ausverkauf entziehen konnte, war das Nordsee Öl.

Natürlich, weil es eben nicht in Chicago sondern in London gehandelt wird und damit von dem Schritt der CME nicht betroffen war. Doch gerade der hohe Preis des Nordsee Öls wird als Gefahr für die Weltwirtschaft betrachtet, gerade dieser hohe Preis müsste zurückgeholt werden.

Denn weltweit werden Benzinpreise und die Preise der Folgeprodukte des Öls inzwischen nicht mehr am Western Texas Ölpreis ausgerichtet, sondern verstärkt am Brent Öl aus der Nordsee. Seit Monaten hält sich die Differenz zwischen dem Texas Öl und dem Nordsee Öl, ist in den vergangenen Wochen nach dem Einbruch des Texas Öls sogar noch größer geworden. Und da die Industrie sich entschieden hat, die Preise am teuren Nordsee Öl auszurichten, bleibt die inflationäre Gefahr durch die hohen Ölpreise auf den Weltmärkten bestehen, China fährt wider Erwarten weiterhin eine restriktive Geldpolitik und der Inflationsdruck in der Eurozone wächst.

 

Nun, heute ist der letzte Handelstag im Monat September und die DAX-Rallye läuft nun langsam aus. Mit 5.500 Punkten sind wir wieder genau dort, wo wir vor zwei Wochen begonnen haben.

Seither gab es eigentlich keine überraschenden Meldungen mehr:

Der EFSF wurde verabschiedet, die Kritik daran bleibt groß, und Zweifler fordern einen Schuldenschnitt Griechenlands, da andernfalls der EFSF nicht ausreichen würde, Europas Länder (Italien, ...) und Banken (SocGen, ...) zu retten.

Ich erinnere mich noch genau an die zunächst gescheiterte Einführung des TARP-Programms in den USA vor drei Jahren und an die berechtigte Kritik an diesem Programm. Mir scheint, Europa macht nun eine ähnliche Entwicklung durch wie die USA vor drei Jahren. Mehr dazu im nächsten Kapitel.

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