Wer mit niedrigen Erwartungen startet, hat das Potenzial für Überraschungen

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 04.01.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Die Stimmung ist schlecht, und kaum jemand traut den Aktienmärkten im ersten Halbjahr 2012 größere Kursgewinne zu. Und dennoch oder gerade deswegen ist der Börsenstart in das Jahr 2012 gelungen. Zwar sind die Volumina noch sehr dünn und die Ungewissheiten reichhaltig, aber die Markttechnik hat sich deutlich verbessert.


 

Unser Dank gilt Mario Draghi. Der italienische EZB-Präsident führte kurz vor Weihnachten vor, wie man italienischelegant Finanzierungen von Staaten durchzieht. Gewissermaßen aus dem Stand. Zuvor gewährte die EZB allen Banken einen Kreditrahmen (Tender) von knapp 500 Mrd. € zu 1 % für 3 Jahre. Und der nächste Tender ist bereits in Vorbereitung. Wir können uns durchaus vorstellen, dass man auf diese Weise die Refinanzierungen der Eurostaaten im Frühjahr bewältigen kann. Aber:

Unfälle darf es bis dahin nicht mehr geben. Was die Märkte nicht gebrauchen können sind eine Zahlungsunfähigkeit Griechenlands oder weitere Abstufungen der Ratingagenturen, besonders Kerneuropas. Ausschließen kann man das nicht. Die Wahrscheinlichkeit, dass einer dieser Fälle eintritt, liegt bei mindestens 50 %. Dann muss man zumindest in Frage stellen, ob der komfortable Kreditrahmen für die Refinanzierung der Euro-Peripherie genutzt wird. Auch die Rekapitalisierung der Banken bis zum Sommer birgt Gefahrenpotenzial. Die Entspannung am Geldmarkt bleibt bislang aus. Das Misstrauen unter den Banken ist weiterhin hoch. Der Wert der Übernachteinlagen, der als ein Krisenindikator gilt, ist nach den Weihnachtsfeiertagen auf 450 Mrd. € gestiegen Rekord! Dieses Misstrauen spiegelt sich auch in der wieder deutlich erstarkten Nachfrage nach Bundesanleihen seit Anfang Dezember wider, was Sie am festen Bund Future erkennen.

Die Konjunktur bereitet uns 2012 weniger Sorgen. Eine Delle wird es geben, was in den Kursen weitgehend verarbeitet ist. Rezessive Tendenzen in den wichtigsten Volkswirtschaften der Welt bleiben aber aus. In den USA deutet sich sogar eine Wachstumsbeschleunigung an. Allerdings wird es besonders in Europa im Rahmen der Berichterstattung zum ersten Quartal zu einigen Enttäuschungen kommen. Die Restrisiken sind jedoch überschaubar, zumal die Bewertungen vielfach Substanzniveau erreicht haben.

Das Stimmungsbild ist gemischt. Die Prognosen der Banken für den DAX liegen per Jahresende zwischen 5.600 und 7.600, wobei man allerdings für das erste Halbjahr zurückhaltend ist. Im Schnitt errechnet sich ein DAX-Gewinn von 12 bis 14 %. Allerdings sind die großen institutionellen Investoren weitgehend zurückhaltend. Fondsgrößen wie Eduard Carmignac, der über 20 Mrd. € in Aktienfonds verwaltet, sind mehrheitlich pessimistisch, sprich unterinvestiert.

Fazit: Wir begrüßen das neue Börsenjahr mit gewisser Zuversicht, vielen Ungewissheiten, aber auch sehr vielen Realitäten (z. B. niedrigen Bewertungen), die zwar insgesamt ein unruhiges, aber am Ende ein erfolgreiches Börsenjahr versprechen. 

 

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