Verschnaufpause ohne nennenswerte Verluste

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 28.09.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Ja, es gibt noch Leben neben dem iPhone. Blackberry-Hersteller Research in Motion hat gestern Abend Zahlen vermeldet, die im Umsatz unter den Erwartungen lagen, aber durch extrem große Kosteneinsparungen fiel der Verlust niedriger aus als erwartet. Und wichtiger noch, das Unternehmen verfügt noch immer über 80 Millionen treue Kunden, die einen zuverlässigen Cashflow generieren.


Smartphones einige Jahre am Markt

Es gibt nicht mehr die revolutionären technologischen Unterschiede wie noch zu Beginn der Smartphone-Revolution. Die einzelnen Produkte unterscheiden sich immer weniger durch ihre Hardware und immer mehr durch die verwendete Software. Hier liegt nach wie vor der meilenweite Vorsprung, mit dem Apple sein iPhone verkauft wie warme Semmeln. Und hier liegt auch der Grund dafür, dass Research in Motion nicht von heute auf morgen vom Markt verschwindet. Viele Kunden lieben die eigene Infrastruktur für das Mailing bei Research in Motion. Ganz zu schweigen davon, dass die Tastatur von den Blackberry-Fans niemals gegen eine Display-Tastatur ausgetauscht werden würde.

Research in Motion hat dies erkannt und hat sich darauf eingestellt. Nein, einen Wettbewerber für Apple oder auch andere Android-Systeme kann das Unternehmen nicht darstellen. Doch es besetzt nun eine kleine Nische, in der es noch für einige Zeit profitabel wirtschaften und eine ordentliche Dividende ausschütten könnte (derzeit wird keine Dividende ausgeschüttet). Zudem verfügt das Unternehmen über eine Vielzahl von Patenten, die in jüngster Zeit immer wichtiger geworden sind. Aufgrund seiner Patente ist das Unternehmen attraktiv für eine potentielle Übernahme. Und wenn das Geschäft nun keine Miesen mehr macht, im Gegenteil, dann können wir die Aktie von Research in Motion nun wieder in einem völlig neuen Licht betrachten.

Entsprechend ist der Kurs heute früh bereits um 20% angesprungen. Noch werden Verluste geschrieben, doch das gestrige Quartalsergebnis hat gezeigt, dass das Management gewillt ist, sich mit den Gegebenheiten abzufinden und das Unternehmen auf Gewinn zu trimmen. 7,9 Mrd. Euro Umsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 3,4 Mrd. Euro bewertet. Für einen aktiven Teilnehmer im Smartphonemarkt ist das viel zu billig, sofern der Kundenstamm gehalten werden kann und Gewinne ausgewiesen werden.

Ebenfalls gestern Abend hat Nike Quartalszahlen vermeldet

Umsatz und Gewinn lagen über den Erwartungen. Dennoch ist die Aktie heute früh mit 3,5% im Minus. Der Grund: Die Gewinnmarge sinkt, die Kosten für die Einsatzprodukte sind gestiegen. Und der kräftige Umsatzzuwachs von 23% wurde in den USA erzielt, wo Nike schon recht dominant ist. Im Zukunftsmarkt China hingegen ging der Gewinn zurück, und der Umsatz konnte nur um 7% gesteigert werden.

Die Aktie von Research in Motion war in den Tagen vor den Quartalsergebnissen ausverkauft worden, so erklärt sich der heutige kräftige Kurssprung. Nike war in den Tagen vor den Zahlen um 10% angestiegen, so erklärt sich der heutige Ausverkauf. Die hochgeschraubten Erwartungen konnten nicht erfüllt werden.

Nike ist langfristig allemal die bessere Aktie. Doch wenn die guten Aussichten schon vor den Zahlen in der Aktie umgesetzt werden und dann keine positive Überraschung mehr erfolgt, dann wird so eine Aktie eben schnell mal ausverkauft.

Schauen wir uns einmal die wöchentliche Entwicklung der wichtigsten Indizes an:

WOCHENPERFORMANCE DER WICHTIGSTEN INDIZES


In Spanien und in Griechenland sind die Menschen wieder gegen die Sparauflagen auf die Straße gegangen. In Deutschland werden den Hilfsprogrammen wieder neue Knüppel zwischen die Beine geworfen. Und China hält sich weiterhin mit einem Konjunkturprogramm zurück. Hmmm, da fehlten in dieser Woche die neuen Anreize, um weiterhin Aktien zu kaufen.

Die Verschnaufpause an den Aktienbörsen dürfte vielen Fondsmanagern gerade recht kommen, denn bei einem DAX mit +23% im laufenden Jahr darf es sich kein internationaler Fondsmanager erlauben, keine DAX-Aktien im Portfolio zu haben. Na, und bevor man sich hier auf unsicheren Boden begibt, werden die vier größten DAX-Titel gekauft: Siemens, SAP, Bayer und BASF. Kein Wunder also, dass diese Titel im oberen Bereich der Performanceliste des DAX notieren.

Ich hatte es vor einigen Wochen ausgeführt, dass ausländische Anleger schon lange in Deutschland investieren, während sich die Deutschen selbst noch um den Verlust ihrer stabilen Währungskultur grämen.

Nach einer fulminanten Rallye von 6.000 auf 7.400 Punkte befinden wir uns nun in einer "heftigen" Konsolidierungsphase. Na, und wenn -1,3% im DAX "heftig" sind, dann können wir uns heute schon auf eine Wiederaufnahme der Rallye freuen.

Derzeit werden alle Aktien gekauft, stets zu unterschiedlichen Zeiten

Es gibt eine Reihe von Anleiheanlegern, die dort die erforderliche Rendite nicht mehr erzielen und daher auf dividendenstarke Aktien ausweichen. Es gibt vormals defensive Anleger, die mit den Liquiditätsspritzen nun wieder Vertrauen in die Konjunktur fassen und zyklische Aktien sowie Wachstumsaktien kaufen. Und so wie erste Erfolge zu sehen sind, so steigt auch der Risikoappetit der Anleger und es werden die kleinen, spekulativen Aktien gekauft.

Das untypische an dieser Entwicklung ist, dass gleichzeitig zum ansteigenden Risikoappetit auch der Appetit auf Dividenden steigt. Der Appetit auf Dividenden steigt jedoch aufgrund einer Entwicklung, die es in den vergangenen zwanzig Jahren nicht gegeben hat: Anleiheanleger weichen in den Aktienmarkt aus.

Der DAX ist in den Vorwochen stärker gestiegen als das Heibel-Ticker Portfolio. Dafür ist der Verlust im DAX diese Woche auch größer als im Heibel-Ticker Portfolio. Für uns ist das die Möglichkeit, uns wieder aggressiver zu positionieren. In Kapitel 03 habe ich Ihnen eine neue Position vorgestellt, die in den vergangenen Wochen untypischerweise stark unter Druck war und meiner Erwartung nach in den kommenden Wochen kräftig aufholen dürfte. Dabei setze ich auf eine Stabilisierung der dramatischen Situation in Spanien und Italien. Mehr dazu in Kapitel 03.

SENTIMENTDATEN

Analysten
Empfehlungen (Anzahl Empfehlungen):

Kaufen / Verkaufen
07.09.- 14.09. (183): 44% / 19%
14.09.- 21.09. ( 99): 54% / 9%
21.09.- 28.09. (101): 45% / 9%

Kaufempfehlungen der Analysten
Deutsche Börse, Daimler, Kuoni Reisen

Verkaufsempfehlungen der Analysten
SMA Solar, ArcelMittal, Immunogen

Privatanleger
37. KW: 51% Bullen (131 Stimmen)
38. LW: 48% Bullen (154 Stimmen)
39. KW: 52% Bullen (153 Stimmen)

Kaufempfehlungen der Privatanleger
EADS, Peugeot, Renault

Verkaufsempfehlungen der Privatanleger
Societe Generale, Apple, Etam Dev.

Insbesondere bei den Analysten hält man sich diese Woche zurück mit positiven Kommentaren, die aktuelle Börsenentwicklung wird wieder einmal nicht als Einstiegschance genutzt. Privatanleger hingegen pendeln um den neutralen Bereich der 50% herum, immerhin nimmt das Bullenlager weiter zu, je länger die Konsolidierung anhält.

Wir hatten eine überkaufte Situation an den Börsen

Der Umstand, dass kein heftiger Ausverkauft erfolgte, sondern die Kurse auf hohem Niveau seitwärts laufen, immerhin fehlen dem Dow Jones nur 4% zu einem neuen Allzeithoch!, überzeugt mich, dass die Rallye bald weitergehen wird.

Charttechniker sehen in der Seitwärtsbewegung einen Vorboten dafür, dass die Rallye ausläuft und bald "kippt", also dass die Kurse bald stärker fallen dürften. Okay, wir hatten eine Reihe von bullischen Ereignissen, sämtliche Notenbanken der Welt drucken Geld was das Zeug hält, und so ist es schwer, sich nun etwas vorzustellen, das noch bullischer ist. Etwas, das weitere Anleger aus der Defensive lockt und zum Kauf treibt.

Das Risiko ist viel leichter zu greifen:

Deutschland könnte sich doch noch dazu entschließen, dem ESM so schwere Steine ans Bein zu heften, dass dieser kaum laufen kann. Oder die deutsche Wirtschaft könnte sich weiter eintrüben, das Zugpferd Europas könnte Schwäche zeigen. Ich will diese Gefahren nicht vom Tisch wischen, sie sind real und können jederzeit einschlagen. Und ja, sie könnten für einen heftigeren Ausverkauf sorgen, als wir ihn derzeit gesehen haben. Wir werden für diesen Fall noch etwas Pulver trocken halten.

Doch grundsätzlich neigen die Börsen dazu, solche negativen Ereignisse besser wegzustecken, wenn die Notenbanken ihre Gelddruckmaschinen angeworfen haben. Auftretende Probleme werden dann mit "lasst sie schneller drucken" gekontert. Ein ganz anderes Problemniveau als noch vor einigen Monaten, als Deutschland Europa zum Sparen zwingen wollte.

Schauen wir einmal, welchen Aktien die Analysten die besten Chancen geben:

TOP ANALYSTENZIELE

Sie wollen wissen, was die Analysten im Einzelnen für Aussagen treffen und wo sie die größten Chancen sehen? Ich habe für Sie ab sofort jede Woche eine Übersicht der Analysen mit den höchsten Kurszielen ausgearbeitet. Die Liste zeigt ganz einfach an, wo das aktuelle Kursziel des Analysten prozentual am meisten über dem aktuellen Kurs liegt:

Es handelt sich um Analysen aus dieser Woche. Bitte genießen Sie diese Übersicht mit Vorsicht. Sie wissen ja, dass häufig auch ein Eigeninteresse des Analysten für eine rosa Brille sorgen kann, weshalb Analysteneinschätzungen tendenziell optimistischer ausfallen als es die Realität anschließend erlauben würde. Aber die Übersicht gibt einen Eindruck darüber, wo die Erwartungen mit dem aktuellen Kurs am weitesten auseinander liegen. Wer letztlich Recht haben wird, der Analyst oder die Anleger, die den Kurs machen, ist in jedem Einzelfall individuell zu beurteilen.


Daimler, Volkswagen und BMW stehen an der Spitze, gefolgt vom Autositzlieferant Grammer. Da hat sich in den vergangenen Wochen einiges an negativer Stimmung auf den Kurs niedergesetzt, was Analystenmeinungen zufolge nun bald wieder aufgelöst werden könnte. Meine Neuempfehlung in Kapitel 03 betrifft ebenfalls einen Automobilzulieferer, der ebenfalls durch die schlechte Stimmung in der Automobilbranche in den vergangenen Wochen unter Druck geraten war. Zu Unrecht, denn gleich mehrere Dinge laufen gut für das Unternehmen. Mehr dazu im folgenden Kapitel.
 
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