Solange Kapital in den sicheren Häfen gebunkert wird, ist eine Stabilisierung der Börse unmöglich

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 21.09.2011
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Aktionärsbrief

Daran ändern auch die niedrigen Bewertungen der Aktien nicht: Sie reichen für sich nicht aus, um das geflüchtete Kapital wieder anzulocken. Dazu bräuchte es eines politischen Anstoßes, der aber nicht kommt, denn:


 

Die europäische Politik kann den Märkten nicht entgegenkommen. Die harte Haltung vor allem der Deutschen gegenüber Griechenland ist kategorisch und prinzipientreu, aber überhaupt nicht pragmatisch. So zielt sie an den Bedürfnissen der Märkte völlig vorbei, was die notwendige Rückkehr der Risikobereitschaft so gut wie ausschließt. Ohne die Unterstützung des privaten Kapitals ist aber eine Lösung der Krise nicht machbar. Darin liegt das Dilemma.

Die Griechen werden demnächst alles versprechen und auch ihr Geld von den Stützungsfonds bekommen. Den Märkten hilft das überhaupt nicht. Ganz gleich, was mit Griechenland passiert, wird z. B. keine deutsche Bank oder Versicherung auf absehbare Zeit Staatsanleihen der schwachen Eurostaaten kaufen oder deren Banken Geld leihen. Eine harte Haltung gegenüber Griechenland führt aus Sicht der Märkte somit zu keiner Vertrauensbildung, die eine höhere Risikobereitschaft ermöglicht.

Je stärker Kapital entzogen wird, desto wackeliger werden Märkte und Banken. Auch dort, wo es ursächlich keinen Zusammenhang mit Griechenland gibt. Darin liegt das größte Risiko, welches das gesamte Finanzsystem gefährdet, weil flüchtendes Kapital Kursverluste verursacht, die Refinanzierungen einschränken und Wertberichtigungen erzwingen. Solange die Politik dies nicht versteht und über ihren Schatten springt, bleibt diese Gefahr bestehen.

Der Abwärtstrend des Euro gegenüber den wichtigsten Währungen hat inzwischen begonnen. Der erste Rutsch ging bis knapp 1,35 $ je Euro, womit der Trendbruch klar ist (siehe Chart). Nun geht die Rutschpartie weiter in mehr oder minder schnellen Schritten, immer mit den jeweiligen Pausen. Wer im Euroraum denkt, hat damit zunächst kein Problem, allerdings sollte eine Diversifizierung in andere Währungen auch überlegt werden.

Fazit: Die Euro-Krise ist zum Machtkampf zwischen Politik und Markt geworden.

Man kann auch sagen Deutschland gegen den Rest. Die Politik will dem Markt vorgeben, wie er zu reagieren hat. Das geht immer schief. Deswegen ist auch die Flucht in die sicheren Häfen begründbar. Solange die Regierungen gegen das Kapital kämpft, wird das Kapital aus den Märkten entzogen. Der permanente Kollaps einzelner Assetklassen lässt sich damit gar nicht verhindern. Der entsprechende Vermögensverlust ist gigantisch und die Refinanzierungsmechanismen der Märkte sind empfindlich gestört. Mit dieser Voraussetzung segeln wir leider in den Börsenherbst. 

 

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