Seit dem 08. Mai sind rund 8 Wochen vergangen, aber es wird der Zipfel einer neuen Einschätzung von Immobilien in Deutschland erkennbar
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
14.07.2010
Wir sind selbst überrascht, wie schnell die Märkte reagieren. Der Eindruck einer weichen Währung fördert die Investments in Sachwerte. Das sind Immobilien und Aktien. Der deutsche Immobilienmarkt dümpelt seit langer Zeit auf einem sehr niedrigen Niveau, wenn auch mit stabiler Grundlage.
Die echten Verkehrswerte werden durchweg höher veranschlagt, als die Marktpreise hergeben. Das scheint sich zu ändern. Die Umsätze haben massiv angezogen, siehe Tabelle. Die Preise für Wohnimmobilien mit Miethintergrund beginnen ebenfalls anzuziehen. Es ist sehr unterschiedlich festzustellen, wird aber von den Maklern und auch Banken für die großen Städte und Zentren bestätigt. Im Umfeld von München zogen die Preise indikativ um 3 bis 6 % an. Ohne uns auf eine genaue Zahl festzulegen: Die Bewertung der Immobilien in den börsennotierten Immobilien AGs ist seit gut zwei Jahren ein ständiges Thema. Zu Recht weisen die Verwaltungen darauf hin, dass der Net-Asset-Value (Nettovermögen) je Aktie deutlich über den Börsenkursen liegt.
Auch wenn man diese NAVs kritisch würdigt, ist ein Erholungspotenzial zweifellos dann rechnerisch richtig und praktisch zu realisieren, wenn sich dieser Trend als nachhaltig erweist. Wir hatten die größten Immobilien-Aktien vor einem Jahr schon auf den Prüfstand gestellt und vor dem 08. Mai wieder zurückgezogen. Hätten wir den Termin 08. Mai gekannt, hätten wir es nicht getan. Es war der Scheidepunkt. Die Markttechnik der Immobilien-Aktien ist hinreichend interessant, aber schwer zu deuten. Wie erwähnt, nehmen wir die Differenz zwischen Verkehrswert und Börsenkurs als gegeben an. Erst die Liquidität des Marktes für Immobilien wird es zeigen, wie real es ist. Hilfreich ist auch: Die großen Immobilienfi rmen konnten sich einigermaßen über die Krise retten und neu fi nanzieren.
Damit gewinnen sie zeitlich Luft, über die Reduzierung der Wohnungsbestände bei anziehenden Preisen zu entscheiden. Das gilt insbesondere für die von Finanzinvestoren getragenen großen „Stadtgesellschaften“ wie GAGFAH oder GSW, aber auch COLONIA REAL ESTATE bzw. DIC ASSET und DEUTSCHE WOHNEN. Alle werden versuchen, einen anziehenden Markt zu nutzen, um über Verkäufe ihre Nettovermögens-Position zu verbessern. Darin liegt die Spekulation. Immobilien-Aktien sind kein Schwergewicht in Ihrem Portfolio, aber Sie nutzen damit einen der ersten Trends, der sich aus der Situation einer Weichwährung logisch ableitet. Ein anderer Gesichtspunkt ist genauso wichtig: Die nachhaltige Konjunkturtendenz in einem Land drückt sich stets in der nachhaltigen Entwicklung der Immobilienpreise aus. Deshalb sind Immobilienaktien mindestens ein zuverlässiger Trendindikator dafür, wie die deutsche Wirtschaftsentwicklung insgesamt zu bewerten ist.
Das ist der Sinn eines Immobilieninvestments. Anmerkung: Die amerikanische Immobilienspekulation hat eine andere Grundlage. Sie beruht vornehmlich auf dem Häusermarkt nebst Eigentumswohnungen. Die deutsche Variante bezieht sich auf Mietwohnungen, gemischte Objekte und in der Regel auf große Wohnungsbestände der jeweiligen Immobilienunternehmen. Sie handeln mit Wohnungsblöcken, sind nicht in allen Fällen langfristige Investoren und generieren daraus einen größeren Teil der jährlichen Erträge. Paradebeispiel dafür ist GAGFAH, die die anziehenden Preise und Umsätze dazu nutzen werden, den sehr großen Wohnungsbestand durch Einzelverkäufe in Bargeld zu verwandeln, welches umgehend an die Finanzinvestoren auszuschütten wäre.