Schuler:SDAX-Aufstieg, Rekordwerte und zuversichtlicher Ausblick
Die Aktie des Maschinenbauers ist seit vergangenem Montag Mitglied im SDAX. Bei der Performance im bisherigen Jahresverlauf 2011 reiht sie sich hier trotz einer zwischenzeitlich größeren Korrektur mit 43% auf Platz 2 ein. Eigentlich schon Grund genug, den Spezialisten für Umformtechnik etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Die in der Vorwoche vorgelegten ersten Eckdaten für 2010/11 sowie der dabei abgegebene positive Ausblick liefern jedoch auch handfeste fundamentale Argumente.
Erhöhte Aufmerksamkeit scheint dem Maschinenbauer derzeit gewiss. Dazu trägt der zum 1. Oktober erfolgte Wechsel vom General Standard der Deutschen Börse in den Prime Standard bei. Von der Börsennotierung im Marktsegment mit den höchsten Transparenzund Publizitätsanforderungen verspricht sich Schuler eine gesteigerte Attraktivität für Investoren und größere Aufmerksamkeit am Kapitalmarkt. Das Unternehmen selbst bezeichnet das Listing im Qualitätssegment zudem als ein klares Bekenntnis zu der eigenen Wachstumsund Renditestrategie. So sollen durch gesteigerte Handelsliquidität die Visibilität und Attraktivität der Aktie deutlich erhöht werden. Mit dem jüngst erfolgten Aufstieg in die „dritte Liga“ der deutschen Indizes, dem SDAX, gelang zudem wohl ein weiterer Schritt, um Schuler bei Investoren bekannter zu machen. Voraussetzung für die Aufnahme war die erfolgreich platzierte Kapitalerhöhung im Juli 2011, wodurch das wichtige Kriterium des Streubesitzes von 25,9% auf 41,9% kletterte. Aber nicht nur durch Segmentwechsel und Aufnahme in den SDAX macht Schuler auf sich aufmerksam, sondern weckt auch mit handfesten fundamentalen Argumenten Interesse. Dazu gehören die in der Vorwoche vorgelegten ersten Eckdaten für das Geschäftsjahr 2010/11 (bis Ende September) sowie der positive Ausblick.
Profitables Wachstum
„Die Zeichen für profitables Wachstum stehen auf Grün“, betonte Firmenlenker Stefan Klebert bezüglich der ersten konkreten Prognose für das Geschäftsjahr 2011/12. Schuler spürt demnach derzeit kein Abbrechen der Konjunktur und will Umsatz und Erträge weiter ausweiten. Beim Umsatz peilt der Konzern einen Anstieg zum Vorjahr um etwa 15% auf 1,1 Mrd. Euro an. Gleichzeitig soll sich die Marge auf Basis des Ergebnisses vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 8,5% auf 9% verbessern. Dies entspräche einem EBITDA von etwa 100 Mio. Euro, damit einem Plus von 25%. Noch stärkere Zuwächse peilt der Konzern bei Vorsteuergewinn und Überschuss an. Grund dafür sind Zinseinsparungen von mehr als 10 Mio. Euro jährlich, die Schuler durch verbesserte Konditionen eines im November abgeschlossenen Kreditvertrags erzielt hat, der eine bestehende Vereinbarung ablöst. Die Neuordnung der Fremdfinanzierung war laut Unternehmen ein konsequenter Schritt, nach der erfolgreich platzierten Kapitalerhöhung im Sommer.
Rekorde
Zur Erreichung der operativen Ziele bilden laut Vorstand volle Auftragsbücher und aussichtsreiche Projekte eine gute Grundlage. 2010/11 hatte die Gesellschaft wegen des starken Geschäftsverlaufs nicht nur bei den Auftragseingängen mit mehr als 1,3 Mrd. Euro einen bislang historischen Rekordwert erzielt, auch der Auftragsbestand erreichte mit rund 1 Mrd. Euro einen noch nie da gewesenen
Spitzenwert. Die äußerst positive Entwicklung der Geschäfte spiegelt sich auch bei Umsatz und Profit wider. Hier gab es ebenfalls Rekorde. Der Umsatz kletterte nach vorläufigen Angaben um 45% auf rund 950 Mio. Euro. Gleichzeitig konnte Schuler das EBITDA auf mehr als 80 Mio. Euro nahezu verdreifachen. „Wir haben im vergangenen Jahr unsere Ziele übertroffen. Neben dem konjunkturellen Rückenwind insbesondere in Europa und Asien spürten wir Effizienzgewinne unseres Wachstumsprogramms ZusammenWachsen“, freute sich der Firmenchef. Die endgültigen Geschäftszahlen für 2010/11 will das Unternehmen am 25. Januar 2012 vorlegen.
Steigende Investitionen
Wie der Konzern weiter mitteilte, plant er im laufenden Geschäftsjahr Investitionen von rund 35 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr wäre dies eine Verdoppelung. Einen Schwerpunkt bildet die Produktivitätssteigerung durch Modernisierung des Maschinenparks und neue Fertigungsanlagen. Auch die Informationstechnologie wird ausgebaut. Finanziert werden dürften die Investitionen durch den Cashflow. Nach der Kapitalerhöhung im Sommer hat die Gesellschaft zudem zusätzlichen finanziellen Spielraum gewonnen, um die ambitionierten eigenen Wachstumsund Renditeerwartungen zu erreichen. Erklärtes Ziel ist es, im Geschäftsjahr 2013/14 bei einem Umsatz von rund 1,2 Mrd. Euro eine EBITDA-Marge von 10% zu erzielen. Steigende Effizienz, Innovationen und organisches Wachstum sollen dabei treibende Kräfte sein. Ausgangsbasis dafür ist eine solide Geschäftsgrundlage.
Führend
Schuler bezeichnet sich selbst als Technologieund Weltmarktführer in der Umformtechnik. Der Konzern liefert Maschinen und Anlagen, Werkzeuge und Verfahrens-Know-how sowie Dienstleistungen für die gesamte Metall verarbeitende Industrie. Ursprung des heutigen Konzerns ist die 1839 von Louis Schuler gegründete Schlosserei. Seit 1852 werden Blechbearbeitungsmaschinen hergestellt. Später wurde die Gesellschaft weltweit zum Flaggschiff der Pressenbauindustrie. Zu den Kunden gehören heute vor allem Automobilhersteller und -zulieferer sowie Unternehmen aus der Hausgeräte-, Schmiede-, Energieund Elektroindustrie. Außerdem ist der Konzern führend auf dem Gebiet der Münztechnik. Insgesamt betrachtet ist der Konzern damit sehr konjunkturabhängig, was er deutlich während der weltweiten Wirtschaftsflaute 2008/09 spürte. Nach umfassenden
Restrukturierungsmaßnahmen scheint das Unternehmen jedoch nun schlagkräftiger und damit weniger anfällig für konjunkturelle Durststrecken. Zum einen wirken die dauerhaften Kostensenkungsmaßnahmen. Außerdem hat sich die Gesellschaft entlang strategischer Marktsegmente und Technologiefelder neu ausgerichtet, bietet dabei ein übergreifend abgestimmtes und standardisiertes Produktportfolio. Um anhaltendes Wachstum zu generieren, setzt Schuler ferner auf seine Technologieführerschaft, will dabei auch neue Kundengruppen erschließen, um so weniger abhängig vom sehr zyklischen Geschäft mit der Fahrzeugindustrie zu werden. Zudem liegt der besondere Fokus auf Wachstumsmärkten, wie den Schwellenländern in Asien, Südamerika und Osteuropa. Ein Beispiel ist China. Hier setzt Schuler auf den boomenden Fahrzeugmarkt, ist hier eigen Angaben zufolge bereits der bevorzugte Partner von vielen lokalen Autoherstellern und Zulieferern.
Fazit
Mit der Aufnahme in den SDAX steigert der Technologieund Weltmarktführer in der Umformtechnik seine Bekanntheit und rückt damit stärker in den Fokus von Investoren. Die jüngst vorgelegten ersten Eckdaten für das Geschäftsjahr 2010/11 sowie der zuversichtliche Ausblick dürften ebenfalls für Interesse seitens der Anlegerschaft sorgen. Eine starke Marktposition, die Technologieführerschaft aber auch Effizienzsteigerungen sowie gute Aussichten für die nächsten Jahre in den besonders fokussierten Wachstumsmärkten implizieren ferner längerfristiges profitables Wachstum. Darüber hinaus wurde die finanzielle Basis durch die Kapitalerhöhung verbessert. Für das laufende Geschäftsjahr 2011/12 will der Vorstand zudem damit beginnen, Dividenden zu zahlen. Angepeilt wird eine Ausschüttungsquote in Höhe des Branchendurchschnitts der vergangenen Jahre von rund 28% auf Basis des Nettogewinns. Alles zusammen lassen sich derzeit spekulative Käufe rechtfertigen.