Nokia: Mut und Dynamik zum Turnaround?

Veröffentlicht am 09.11.2011

In der Hightech-Szene war man gespannt, was da kommen würde. Schließlich ist Nokia nach wie vor der weltgrößte Handy-Hersteller. Und wenn dieser neue Smartphones in London präsentiert, dann ist das "Who is Who" der Analysten vor Ort. Erst Recht nachdem die Finnen wenige Wochen zuvor Quartalszahlen preisgegeben haben, welche die Erwartungen des Marktes übertroffen hatten.


Nun ist es soweit. Nokia hat mit dem Lumia 800 und dem Lumia 710 seine ersten Smartphones mit Windows Phone 7 präsentiert. Sie basieren noch auf einem Qualcomm-Chipsatz. Künftige WP7-Handys sollen dagegen nun auf der Nova Thor-Plattform von ST-Ericsson basieren. Damit könnte Nokia auch technisch zur Android-Konkurrenz aufschließen. Reicht das, um wichtige (verlorene) Marktanteile zurückzuerobern?

Eine eindeutige Antwort kann man derzeit sicherlich nicht geben. Was man aber sagen kann, ist, dass Nokia bemüht ist, sich aus seiner angespannten Situation zu befreien. Sowohl an der Produkt-Front als auch – damit logischerweise verbunden – an der Zahlen-Front. Die jüngsten Quartalszahlen könnten daher vielleicht der Beginn einer neuen europäischen Turnaround-Story gewesen sein. Denn diese wurden an der Börse fast schon richtig gefeiert, weil sie nicht so schlecht ausgefallen waren wie im Vorfeld erwartet. Denn eines sollte man als Anleger nicht vergessen. Nokia kämpft seit Jahren gegen schrumpfende Marktanteile und um Anschluss im lukrativen Smartphone-Markt.

Jüngste Quartalszahlen – besser als erwartet ausgefallen

Die Finnen haben im dritten Quartal 2011 zwar einen Verlust von 71 Mio. Euro gemacht. Der Aktienkurs stieg dennoch zeitweise nach der Bekanntgabe der Zahlen um fast 12%. Weil eben mit deutlich mehr Miesen am Markt gerechnet worden war. Man konnte ebenso 107 Millionen Handys im dritten Quartal verkaufen – gerade einmal 3% weniger als im vergleichbaren Vorjahresquartal, bei einem Umsatz von knapp 9 Mrd. Euro – ein Minus von 13% gegenüber dem Vorjahr. Wenn man bedenkt, wie der große US-Mitbewerber Apple in den letzten Quartalen beim Marktanteil zugeschlagen hat, so sind diese Daten solide. Vor allem auch, wenn man bedenkt, dass Nokia seit vielen Quartalen nur mit deutlich sinkenden Umsatz- und Marktanteilszahlen aufwartet. Nokia scheint also seine Probleme irgendwie in den Griff zu bekommen. Zumindest wenn man dem neuen Konzernchef Stephen Elop Glauben schenken mag.

CEO: Nokia macht Fortschritte

Dieser sagte bei der Zahlenveröffentlichung, man sei als Konzern ermutigt über die Fortschritte im dritten Quartal, auch wenn es weiterhin offensichtlich Probleme innerhalb der Konzernstruktur gibt. Da wären vor allem die Tochterfirmen zu nennen. Navteq beispielsweise. Der Spezialist für Navigationssoftware schreibt rote Zahlen. Auch das Joint Venture Nokia- Siemens-Networks (NSN) musste mit einer halben Milliarde gestützt werden. Neben den Tochterfirmen steht auch das Thema Personal im Fokus. Der neue kanadische CEO Stephen Elop, seit gut einem Jahr an der Spitze des Konzerns, treibt den großen Konzernumbau voran. Ein Teil dessen ist die strategische Allianz mit Microsoft und ein Abbau von Stellen. Über 10.000 müssen wohl gehen, während man gleichzeitig eben neue Windows-basierte Smartphones auf den Markt bringt. 

Microsoft-Kooperation soll helfen

Nicht wenige Analysten sehen hierin auch eine Gefahr: Denn bei den mobilen Alleskönnern ist Microsoft als Partner für das Betriebssystem eher ein Zwerg denn ein Riese. Die Kritik, das Schicksal von Nokia sei eng mit dem Erfolg oder Misserfolg von Microsoft verbunden, steht ebenfalls bei vielen Top-Analysten im Raum. Hinzu kommen die aktuellen Zahlen: Der Anteil von Windows im Smartphone-Markt ist nach den jüngsten Zahlen des Marktforschungsinstituts Gartner binnen Jahresfrist von knapp 5% auf gerade noch 1,6% abgerutscht. Auf der anderen Seite sollte man nicht zu schwarz sehen. Nokia ist und bleibt ein solider europäischer Blue Chip, der für Langfrist-Anleger bei den aktuellen Kursen durchaus eine günstige Einstiegsmöglichkeit bietet. Zur Erinnerung: Im Zuge des Einbruchs Anfang August fiel die Notierung mit 3,346 Euro am 11. August sogar auf den tiefsten Stand seit Oktober 1992 zurück und damit 98% unter den historischen Höchststand, der im April 1998 bei annähernd 170 Euro erreicht worden war.

Aktie wieder auf dem Vormarsch

Seit Mitte August konnte sich der Kurs aber deutlich erholen und dabei steigende Tiefs ausbilden. Die jüngsten Quartalszahlen sorgten für ein neues zwischenzeitliches Hoch bei 5,005 Euro. Die obere Begrenzung des ansteigenden Dreiecks, das sich seit Mitte August ausgebildet hat, wurde bei 4, 768 Euro damit vorübergehend klar übersprungen. Mittelfristig dürfte das Papier durchaus die Region um 5 Euro nachhaltig überwinden, um dann in die Zone 5,50/6,00 Euro zu klettern. Nach unten wird es derweil erst kritisch, wenn Kurse von unter 4,50 Euro auf der Tafel stehen.

Doch sollte man bei Nokia nicht nur die Charttechnik betrachten. Mit einem geschätzten 2012er-KGV von knapp 18 ist die Aktie sicherlich kein Schnäppchen, eine Dividendenrendite von mehr als 4% ist aber auch nicht zu verachten, ebenso das geschätzte 2012er-KUV von unter 0,5.

Fazit:

Nokia ist und bleibt eines der führenden Technologieunternehmen und der weltweit führende Produzent von Mobiltelefonen. Zudem nimmt Nokia eine dominante Position als Anbieter von digitalen Telekommunikations-Netzwerken ein. Als Blue Chip und Value-Ansatz-Fan dürfte diese Aktie daher durchaus das Zeug haben, in den kommenden Quartalen und Jahren wieder deutlich höhere Kurse an den Aktienmärkten anzuzeigen und damit dem seit Mai 2000 aktiven Abwärtstrendkanal zu entkommen. Die Rahmenbedingungen für eine Fortsetzung der jüngsten Erholung sind günstig.

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