Die Börse läuft der Entwicklung in der Realwirtschaft wie immer voraus

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 06.01.2010
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Frankfurter Börsenbrief

Eine Binsenwahrheit, aber in diesen Tagen gültiger denn je. In den Rezessionen der letzten 50 Jahre haben die Märkte in der Regel schon drei bis fünf Monate vor dem Verlassen der Zone negativen Wachstums die Märkte bereits wieder nach oben gedreht. Eine signifikante Ausnahme dieses Tatbestandes war nur Anfang des vergangenen Jahrzehnts zu beobachten.


Die damalige Verspätung resultierte allerdings aus der Unsicherheit bezüglich der politischen Großwetterlage (Irak) sowie der Zwangsexekution großer Portfolios (beispielsweise der Versicherer) durch die Börsenaufsichtsbehörden. Auch in 2009 war dieser Prozeß mustergültig zu beobachten. Im März startete die Rally, die durch positive Wachstumszahlen für das dritte Quartal bestätigt wurde. Also alles „in Butter“?

Das endgültige Ende der Rezession entscheidet sich am US-Immobilienmarkt. Dort hat der Abschwung seinen Anfang genommen, dort wird er auch sein Ende finden. In unseren Briefen hatten wir beschrieben, daß vor allem die Leading Indicators ein exzellenter Indikator für eine Wende waren. Wir hatten diese im letzten Jahr begleitet, entsprechend gut gelang das Timing bezüglich der März-Rally. Für das Finetuning schauen wir nun noch genauer auf die Verkäufe neuer Häuser in den USA. Ohne eine Erholung in diesem Sektor wird der Aufschwung nicht von Dauer sein können, ein „double dip“ im Bereich des Möglichen, wobei das „zweite Standbein“ der Rezession nie tiefer führt als das erste. Woran hängt der Häusermarkt? Wo sind Belastungen?

Die Lage am Beschäftigungsmarkt ist nach wie vor die größte Hypothek für die Weltwirtschaft. Das gilt insbesondere für die USA: Einige Ökonomen rechnen zu den 10 % offizieller Arbeitslosigkeit noch die 7,5 % hinzu, die gerne mehr arbeiten würden, es aber nicht können. Die Zahl vergleicht sich mit den 25 % während der Großen Depression in den 30er Jahren. Dieser Umstand plus die völlig andere, bessere Reaktion der Regierungen und Notenbanken (Fluten der Märkte mit Kapital, Verzicht auf Protektionismus) lassen uns zu der Überzeugung kommen, daß die mittelfristigen Konsequenzen des Einbruchs weitaus schwächer ausfallen als vor 80 Jahren. Was heißt das für die Börse?

Die aktuelle Erholung läuft wesentlich länger und umfangreicher als jede Bärenmarkt-Rally seit der großen Depression. Der Chart zeigt den außergewöhnlichen Charakter des aktuellen Aufschwungs. Sind alle Befürchtungen bezüglich Beschäftigung und Konsum entsprechend Makulatur? In Europa kommen die Ängste gedämpft an. Die GfK erklärte den jüngsten Rückgang bei ihrem Konsumklima- Index mit Ängsten vor Arbeitslosigkeit. Das verwundert zum jetzigen Zeitpunkt, da in Deutschland in den letzten vier Monaten die Arbeitslosigkeit zurückging. Das hat allerdings auch demographische Gründe. Netto scheiden jedes Jahr 150.000 Menschen aus dem Erwerbsleben aus. Trotzdem sind die privaten Konsumausgaben tatsächlich im dritten Quartal um 0,9 % gesunken. Die USA werden sich am schnellsten am eigenen Schopf aus der Krise ziehen. Zwar gibt es dieses Mal im Gegensatz zu den vorangegangen Tälern nun keine Asset-Klasse mehr, die beliehen werdenund damit den Konsum stimulieren kann, jedoch zeigen die Indikatoren bereits wieder steigendes Konsumentenvertrauen.

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