Der Markt für Business-Jets ist wieder im Aufwind

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 27.05.2014
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Aktionärsbrief

In der Branche herrscht Aufbruchstimmung, wie zuletzt auf der weltgrößten Fachmesse „Ebace“ in Genf zu spüren war. Das Segment war durch die Finanzkrise schwer getroffen worden, aber mittlerweile haben sich die Rahmenbedingungen wieder zum Positiven gewandelt. Zum einen gibt es weltweit so viele Milliardäre wie noch nie, zum anderen haben weltweit die Unternehmen im zurückliegenden Jahr so gut verdient wie nie zuvor. Es würde also schon sehr überraschen, wenn die Branche sich in diesem Jahr nicht deutlich erholen sollte. In Europa sind in den ersten vier Monaten dieses Jahres immerhin schon 0,1 % mehr Businessjet-Flüge gezählt worden als vor einem Jahr. Die USA sind da schon ein ganzes Stück weiter. Dort betrug die Zunahme (im 1. Quartal) 4,4 %. Ohnehin ist Europa nur ein Randschauplatz. Nordamerika ist traditionell die wichtigste Region für den Absatz von Geschäftsfl ugzeugen. So schätzt Honeywell, einer der wichtigsten Zulieferer der Luftfahrtindustrie, dass 61 % der Nachfrage aus Nordamerika kommen. Lateinamerika ist mit 18 % die Nummer 2, während Europa mit 12 % sich mit Rang 3 bescheiden muss. Auf Asien und dem Nahen Osten entfallen 9 %.


Damit überrascht es nicht, dass die USA auch die Investitionspläne der Hersteller bestimmen. Die wichtigen Hersteller, seien es nun US-amerikanische oder ausländische, haben allesamt Fertigungsstätten in den USA. Und aufgrund der wiedererstarkenden Nachfrage sollen die Produktionskapazitäten ausgebaut werden. So expandiert Embraer an ihrem US-Standort in Melbourne/Florida stetig und will dort bis Ende 2015 1.000 Mitarbeiter beschäftigen. Die Honda Aircraft Company hat dagegen zuletzt an ihrem US-Standort in Greensboro/North Carolina bereits den eintausendsten Mitarbeiter eingestellt. Honda erwartet von der US-Luftfahrtbehörde FAA im 1. Quartal die Freigabe für ihr Flugzeug der Kategorie „Light Jets“ und will dann schnell die Produktion des kleinen und mit 4,5 Mio. $ vergleichsweise günstigen Einsteigerjets bis auf 80 Stück pro Jahr ankurbeln. In der Branche gibt es allerdings einige Skeptiker, die bezweifeln, dass dem Auto- und Motorradhersteller letztlich die Diversifi kation in die Geschäftsfl iegerei tatsächlich gelingt. Der Markteintritt Hondas liegt bereits Jahre hinter dem ursprünglichen Plan zurück. Wann Honda Aircraft die Gewinnschwelle erreichen wird, lässt sich bisher nicht absehen.

Geschäftsflugzeuge sind ein sehr kapitalintensives Geschäft. So hat Embraer auf der „Ebace“ verlauten lassen, dass die Entwicklung der beiden neuen Jets Legacy 450 und Legacy 500 rund 750 Mio. $ verschlungen hat. Um diese Kosten wieder einzuspielen, werde man mehrere Jahre brauchen. Das Geschäft erfordert also einen langen Atem. Die brasilianische Embraer, die erst seit 2005 verstärkt das Segment Geschäftsfl ugzeuge bearbeitet, hat sich mittlerweile einen Marktanteil von 8 % erkämpft, womit man bereits den Traditionshersteller Cessna hinter sich lassen konnte. Der 21 Mrd. $ schwere Markt wird allerdings klar von den beiden Branchenplatzhirschen Gulfstream und der kanadischen Bombardier dominiert. Die beiden Anbieter vereinen auf sich einen Marktanteil von fast zwei Dritteln.

Wie lange wird die Branche benötigen, den Einbruch wieder komplett hinter sich zu lassen? Die Meinungen der Marktteilnehmer gehen diesbezüglich auseinander. Bombardier zufolge dürfte die Nachfrage ab 2016 wieder das Vorkrisenniveau erreichen. Embraer ist da vorsichtiger und rechnet bis 2018 mit einer vollständigen Erholung. EBAA, eine Organisation der Branchenlobby, geht sogar erst für 2019 von einer vollständigen Gesundung aus. Wie auch immer: Es gibt noch viel zu tun. Wurden im Jahr 2008 weltweit noch gut 1.300 Geschäftsflugzeuge verkauft, waren es im vergangenen Jahr lediglich 700. Der steigende Wohlstand und die hervorragende finanzielle Verfassung vieler Unternehmen lässt jedoch eine nachhaltige Erholung des Segments wahrscheinlich werden. So gehen die Branchenvertreter übereinstimmend davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren über 9.000 Businessjets im Gesamtwert von ca. 250 Mrd. $ verkauft werden. In der vergangenen Dekade waren es 6.000 neue Geschäftsfl ugzeuge mit einem Wert von insgesamt 142 Mrd. $. Die Branche erwartet also innerhalb von zehn Jahren eine Zunahme um gut die Hälfte bzw. drei Vierteln.

Welche Unternehmen profitieren am meisten von der erwarteten Erholung? Zu allererst muss hier GENERAL DYNAMICS (851 143; 115,49 $) genannt werden. Bei dem US-Unternehmen trägt die aus dem Hersteller Gulfstream und dem Wartungsspezialisten Jet Aviation bestehende Zivilluftsparte 26 % zum Umsatz von 31,2 Mrd. $ bei. Die jüngsten Zahlen waren vielversprechend. Der Umsatz ist im 1. Quartal zwar um 1 % auf 7,3 Mrd. $ zurückgegangen, aber am Markt war mit einem deutlicheren Rückgang gerechnet worden. Zudem gab es in der Luftfahrtsparte einen Umsatzsprung von 20 %. General Dynamics hat zudem die Gewinnprognose für das gesamte Jahr von 6,80 bis 6,85 $ auf 7,05 bis 7,10 $ angehoben. Die Bewertung der Aktie ist mit einem KGV von 16 noch vertretbar. Für einen Einstieg sollte aber ein Kursrücksetzer abgewartet werden.

Bei BOMBARDIER (866 671; 2,54 €), der Nummer 2, ist dagegen schon etwas mehr Vorsicht angesagt. Das Unternehmen ist hoch verschuldet. Zudem belastet die schleppende Nachfrage nach Flugzeugen der neuen C-Serie, die für den Regionalverkehr ausgelegt sind. Bombardier ist, wie General Dynamics auch, nicht nur ein Flugzeughersteller. Bei Bombardier beträgt die Flugzeugsparte einen Anteil von 52 % am Gesamtumsatz von 18,2 Mrd. $. Das kanadische Unternehmen ist auch ein wichtiger Hersteller von Zügen und Straßenbahnen. Die Aktie ist mit einem KGV von 10 günstig im Branchenvergleich. In der niedrigen Bewertung spiegeln sich aber die oben genannten Probleme wider. Derzeit drängt sich ein Kauf der Aktie nicht auf.

EMBRAER (A1C 2PZ; 34,95 $) hat in den letzten Jahren das Geschäft mit Businessjets stetig ausgebaut. Hatte der Umsatzanteil 2005 lediglich bei 7 % gelegen, waren es im vergangenen Jahr schon 27 %. Die Zahlen für das 1. Quartal konnten sich wirklich sehen lassen. Der Nettogewinn hat sich auf 111 Mio. $ mehr als verdreifacht. Mitverantwortlich war ein gut laufendes Geschäft mit Businessjets: In diesem Bereich ist der Umsatz um 53 % gestiegen. Die Aktie ist mit einem KGV von 14 durchschnittlich bewertet. Die Aktie ist ebenfalls kaufenswert. Den Schwerpunkt sollten Anleger jedoch auf General Dynamics legen.
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