Das wichtigste Element für die Aufarbeitung der Schuldenkrise ist eine Verbesserung der Produktivität

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 29.03.2011
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Frankfurter Börsenbrief

Zumindest vom Namen her geht der angestrebte Wettbewerbspakt in die richtige Richtung, doch auf die Umsetzung kommt es an. Griechenland ist dabei der symptomatische Musterschüler im negativen Sinne: Per Ende 2010 hatten die Griechen eine Verschuldung von 325 Mrd. € oder 142 % der Wirtschaftsleistung. Machen wir uns doch nichts vor: Griechenland wird es nie und nimmer schaffen, sich allein durch Sparen aus diesem Sumpf zu befreien.


Allein für eine Stabilisierung der Schuldenquote und einen Abbau auf 60 % der Wirtschaftsleistung bis 2034 müssten die Griechen 20 Jahre lang einen Primärüberschuss von 8,4 % aus dem Hut zaubern. Das aber hat in den letzten 50 Jahren mit Ausnahme von Norwegen (mit dem Rückenwind der Öleinnahmen) kein einziges OECD-Land geschafft. Die jüngsten Sparbemühungen mögen theoretisch richtig sein, aber sie kommen zu spät und sind auf lange Sicht politisch nicht durchsetzbar. Letztlich wird es natürlich auf einen Schuldenschnitt hinauslaufen, aber selbst damit hätte man nur das Symptom, nicht aber die Ursache behandelt. Außer Zeit hätte man nicht viel gewonnen. Die Zauberworte sind Produktivität und damit Wettbewerbsfähigkeit! Hätten Sie das gewusst? Nach einer Studie von McKinsey haben Produktivitätsverbesserungen im Zeitraum von 2000 bis 2008 stolze 80 % des globalen Wirtschaftswachstums getragen. In den 60er Jahren entfielen etwa 46 % des Wirtschaftswachstums der USA auf einen Anstieg der Arbeitskräfte bzw. Arbeitsplätze und entsprechend 54 % auf Produktivitätsverbesserungen. Im Zeitraum von 2000 bis 2008 entfielen auf einen Anstieg des Produktionsfaktors Arbeit nur noch 20 % des Wachstums, während 80 % auf Produktivitätsverbesserungen zurückzuführen waren. Angesichts der demographischen Perspektive in den USA, aber noch mehr in anderen etablierten Märkten, wird die Entwicklung des Arbeitskräftepotenzials von einem Rücken- zu einem Gegenwind. Damit die USA ihr Wachstum von etwa 2,8 % p.a. in den letzten ca. 20 Jahren aufrechterhalten könnten, müsste die Arbeitsproduktivität um etwa ein Drittel auf 2,3 % p.a. anziehen. Die USA stehen sogar vergleichsweise gut da. Per 2008 lag die Arbeitsproduktivität etwa 23 % über der von Europa und sogar etwa 38 % besser als die in Japan. Innerhalb der EU-15-Länder ist für die kommenden 10 Jahre ein Schrumpfen der „Workforce“ um 4 % zu erwarten. Für Japan ist sogar eine Schrumpfkur von 9 % realistisch. Anders ausgedrückt: Die europäische Produktivitätssteigerung müsste nachhaltig um fast 60 % anziehen, und diejenige in Japan sogar um mehr als 80 % - nur um das bisherige Wachstum und damit auch die entsprechende Wohlstandsentwicklung in der Bevölkerung zu erhalten. Soll die Schuldenkrise aber effektiv überwunden werden, wäre eine Dynamisierung wünschenswert. Wie kann das gehen? Zum einen über eine höhere Effizienz in der Produktion bzw. auch in der öffentlichen Verwaltung, zum anderen über eine sukzessive qualitative Aufwertung der produzierten Güter. Zu ersterem Faktor gehört nicht nur eine effizientere Produktionstechnik und entsprechend weniger Rohstoff-Einsatz je produziertem Gut, sondern auch eine bessere Infrastruktur (im klassischen Sinne, also Straßen, Leitungen usw.), aber natürlich auch die Netzinfrastruktur und die Netzgeschwindigkeit. Für eine qualitative Aufwertung der Produkte ist eine maßgeblich verbesserte Bildungs- und Innovationskultur vonnöten.
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