Das Übernahmekarussell im Rohstoff-und Energiesektor beginnt sich schneller zu drehen

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 12.09.2012
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Aktionärsbrief

Derzeit steht vor allem der Rohstoffhändler Glencore im Mittelpunkt des Interesses, droht doch die von den Schweizern angestrebte Akquisition von Xstrata zu scheitern. Abgesehen von diesem Schauplatz gibt es im Bergbaubereich allerdings noch weitere, wenn auch deutlich kleinere Übernahmen bzw. Übernahmeversuche. Ein Mitauslöser dieser Tendenz sind die gesunkenen Rohstoffpreise. Vor allem die niedrigeren Unternehmensbewertungen wirken auf akquisitionshungrige Branchenvertreter geradezu wie eine Einladung. So weist der kanadische Leitindex S&P / TSX Composite ein KGV von 13 auf. Kanadische Goldminenaktien werden dagegen nur mit einem KGV von unter 10 (per 2013) bewertet. Damit stellt sich nicht die Frage, ob es bald weitere Übernahmevorhaben in dieser Branche gibt, sondern wann.


Beispielsweise dürfte KINROSS GOLD (A0D M94; 9,44 $) auf so mancher Wunschliste stehen. Das kanadische Unternehmen gehört zu den weltweit zehn größten Goldproduzenten und macht derzeit einen tiefgreifenden strategischen Wandel durch. Der neue CEO, Paul Robinson, war bisher der Chef der Unternehmensentwicklung und will Kinross nun durch einen kapital- und projektoptimierenden Prozess führen. Das bedeutet, dass Projekte redimensioniert, eingestellt oder verkauft werden können. Möglicherweise bietet sich auch das gesamte Unternehmen zum Verkauf an. Barrick Gold wäre dagegen ein Kandidat, der die Übernahme von Kinross Gold (Marktkapitalisierung umgerechnet 8,6 Mrd. €) finanziell heben könnte. Zwar befindet man sich ebenfalls in einer Restrukturierung, aber erst kürzlich hatte man auf einer Branchenkonferenz in Australien anklingen lassen, dass man sich bei sich bietender Gelegenheit durchaus vorstellen könnte, profitable Goldminengesellschaften zuzukaufen, um die Fokussierung auf Ertrag statt auf Produktion voranzutreiben.


Auch GALWAY RESOURCES (A0L EWT; 1,33 CAD) dürfte Begehrlichkeiten wecken. Der kanadische Kohle- und Goldexplorer konzentriert sich vor allem auf Projekte in Kolumbien. Dort besitzt man u. a. 1.900 Hektar Land auf einem Gebiet, das fast an das sehr erfolgreiche La Bodega-Projekt angrenzt. Dieses Projekt wird von Ventana Gold betrieben. Im März hatte der brasilianische Milliardär Eike Batista deshalb Ventana Gold für über 1 Mrd. $ übernommen. Für Batista würde sich fast aufdrängen, auch Galway Resources zu übernehmen, um das Vorkommen komplett ausbeuten zu können. Aber auch andere Minengesellschaften haben sicherlich bereits Witterung aufgenommen.


MOUNTAIN PROVIDENCE DIAMONDS (910 555; 4,39 $) ist ein Übernahmekandidat im Diamantensektor. In diesen Bereich ist Musik gekommen, als Anglo American sich entschieden hat, De Beers zu übernehmen, um das Diamantengeschäft zu stärken. Mountain Providence entwickelt gemeinsam mit De Beers derzeit in den kanadischen Northwest Territories die größte neue Diamantenmine der Welt. Dort befindet sich auch die „Diavik Diamond“-Mine, die zu 40 % HARRY WINSTON DIAMOND (A0M 763; 12,59 CAD) gehört. Anglo American dürfte an beiden Minengesellschaften Interesse haben, da man dort ohnehin schon präsent ist. Leichte Vorteile sind wohl Mountain Providence zuzusprechen, da man hier bereits durch eine Kooperation miteinander verbunden ist.


DENISON MINES (A0L FYS; 1,43 $) ist im Uranbergbau tätig. Erst kürzlich hatte man seine US-Division in ein anderes Unternehmen eingebracht. Jetzt ist man noch zu 22,5 % an der McClean-Lake-Mühle beteiligt, wo Gestein aus der Cigar-Lake-Mine verarbeitet werden soll, die dem kanadischen Branchenplatzhirsch Cameco gehört. Darüber hinaus hat Denison noch eine 25,2 %-Beteiligung an dem uranreichen Midwest-Explorationsprojekt. Zudem sind  Denison und Cameco zu bedeutenden Anteilen (Denison: 60 %; Cameco: 30 %) an dem Wheeler-River-Projekt beteiligt, dessen Uranvorkommen auf 40 Mio. Pfund geschätzt wird. Aber nicht nur Cameco, sondern auch Rio Tinto wird Interesse zugesprochen, das Urangeschäft im kanadischen Saskatchewan zu stärken.


Cameco könnte auch an dem australischen Uranproduzenten PALADIN ENERGY (890 889; 1,32 $) interessiert sein. Angeblich hat auch ein chinesisches Unternehmen Interesse an Paladin, was in strategischer Hinsicht durchaus sinnvoll wäre. Immerhin befinden sich im Reich der Mitte derzeit 26 neue Atomkraftwerke im Bau, die zukünftig mit Brennstoff versorgt werden wollen. Aber auch in Japan gehen nach der Fukushima-Katastrophe nun wieder Atomreaktoren ans Netz. Die Paladin-Aktie hatte seit März 2011 ca. 80 % an Wert verloren. Es ist gut möglich, dass Paladin Energy erstmals seit Aufnahme der Uranproduktion wieder schwarze Zahlen schreibt. Das macht die Aktie selbst für den Fall interessant, dass das Unternehmen doch nicht übernommen wird. Fazit: Alle vorgestellten Titel sind mehr oder minder spekulativ, so dass nur risikofähige Anleger einen Kauf der Aktien erwägen sollten. Wer es etwas konservativer mag, sollte auf Kinross Gold setzen!

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