Börsenbriefe hautnah: 15 Fragen an Stefan Tischler von Insider Börsenbrief

Veröffentlicht am 12.06.2012
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In unserer Interview-Reihe „Börsenbriefe hautnah: Verleger im Interview“ stellen wir Redakteuren und Herausgebern von Börsenbriefen 15 Fragen zu ihrem beruflichen und privaten Umwelt und möchten so einen Einblick hinter die Kulissen geben. In diesem Interview Stefan Tischler von Insider Börsenbrief.


Wieso und bei welcher Gelegenheit kam Ihnen die Idee einen Börsenbrief herauszugeben?
Ein Freund, der mehrere Börsenbriefe abonniert hat, frug mich nach meiner Meinung zu den einzelnen Briefen. Dabei ist mir aufgefallen, dass Leute, die nicht in der Finanzbranche arbeiten, oftmals mit den Informationen in Börsenbriefen überfordert sind. Ausserdem ist die Auswahl der besprochenen Aktien in den meisten Fällen nicht nachvollziehbar, man kann nie sicher sein, ob der Autor des Briefes die Aktien nicht aus Eigennutz empfiehlt, Stichwort Frontrunning. Hier kam mir die Idee, einen Börsenbrief heraus zu bringen, der transparent und nachvollziehbar die Auswahl der Analysen darstellt und dazu noch in verständlicher Sprache die Aktien analysiert. Ich habe bei anderen Briefen manchmal den Eindruck, dass die Autoren sich hinter Fachvokabular verstecken.

Wie wichtig ist Ihnen der persönliche Kontakt zu Ihren Lesern?
Der persönliche Kontakt zu unseren Lesern ist mir sehr wichtig. Schliesslich machen wir den Brief für die Leser und sind für Wünsche und Verbesserungsvorschläge sehr dankbar. Wir bekommen oftmals Anfragen, ob wir nicht diese oder jene Aktie mal analysieren können. Hier müssen wir aber ablehnen und auf unser Prinzip verweisen, dass wir ausschliesslich Aktien, die durch Insidertransaktionen aufgefallen sind, analysieren.

Was für eine Art Trader sind Sie? Wie finden Sie für Ihre Kunden die besten Anlagemöglichkeiten?
Ich bin eher jemand, der mehr Zeit für die Analyse einzelner Werte aufwendet und die Aktien dann auch länger hält, als der schnelle Trader, der durch möglichst schnelle Trades sein Geld verdienen will. Damit entspreche ich auch am ehesten dem Naturell unserer Leser. Mit einer guten Aktie kann man einen Crash auch schonmal aussitzen, mit schlechten eher nicht.
Unser Brief verfolgt ja den einzigartigen, und im übrigen auch wissenschaftlich fundierten, Ansatz ausschliesslich Aktien, die durch Insidertransaktionen aufgefallen sind, zu analysieren.

Was motiviert Sie Tag für Tag? Was bedeutet es Ihnen, einen Börsenbrief zu veröffentlichen?
Täglich gibt es neue Nachrichten. Gute und Schlechte, wobei gut und schlecht an sich ja schon relativ ist. Die Flut von Informationen, von denen wir ja immer nur einen Bruchteil kennen, führt eher zu einer Verunsicherung als zu einer Vereinfachung einer Entscheidung. Unser Anspruch ist es, unseren Lesern an dieser Stelle ein Stück weit zu helfen, ohne ihnen die Entscheidung, und damit Verantwortung, ganz abnehmen zu wollen.

Was würden Sie beruflich machen, wenn Sie keinen Börsenbrief veröffentlichen würden?
Vermutlich würde ich bei einer Bank oder Kapitalanlagegesellschaft arbeiten, wie ich es ja auch schon Jahre zuvor getan habe.
Wenn ich allerdings kein Geld verdienen müsste, würde ich am liebsten etwas im sozialen Bereich machen, vielleicht bei einer Hilfsorganisation oder so.

„Geld schläft nicht“ - Wie verbinden Sie das Berufliche mit dem Privaten?
Natürlich spielt das Interesse für die Finanzwelt auch in den privaten Sektor hinein. Meine Frau reagiert oft genervt wenn Finanznachrichten im Fernsehen kommen, wenn ich Bloomberg TV einschalte oder wenn ich kurz vor Börenschluss in New York nochmal an den Rechner gehe um zu sehen, ob es nicht noch eine Katastrophe am Markt gegeben hat. Speziell im Urlaub kann das ein Problem werden.
Aber insgesamt haben wir uns damit arrangiert.

Wie sieht Ihr Arbeitstag als Börsenbrief-Herausgeber aus?
Ein Grossteil der Zeit verbringe ich damit, Informationen aufzunehmen. Das passiert mittels TV-Nachrichten, aktueller Tageszeitung und natürlich mittels Internet. Insbesondere interessieren mich natürlich die Transaktionen der Insider, die dank Internet ja auch zeitnah zur Verfügung stehen.
Das beginnt schon sehr früh am Morgen und endet in der Regel erst mit Börsenschluss in New York, wobei ich natürlich nicht ununterbrochen die Augen auf den Ticker gerichtet habe. Es ist wichtig dabei auch mal Pausen zu machen und sich zu fragen was wirklich wichtig ist. Aber das geht jetzt eher in den philosophischen Bereich...

Welche "Megatrends" sehen Sie für die nächsten 5-10 Jahre und welche Geheimtipps können Sie uns hier verraten?
Ich denke das Thema Energie wird uns nach wie vor beschäftigen und auf absehbare Zukunft das beherrschende Thema bleiben. Insbesondere das Thema Energiespeicherung wird immer wichtiger. Beim Umstieg auf regenerative Energien wie Wind- oder Solarkraft haben wir die Problematik, das die Energie nicht rund um die Uhr zur Verfügung steht. Aber auch für das Elektroauto ist das Problem der Energiespeicherung das Kernthema. Zur Zeit stellt Lithium das beste Preis-Leistungsverhältnis zur Speicherung von elektrischer Energie dar. Daher glaube ich dass Rohstoffen wie Lithium in Zukunft besondere Bedeutung beigemessen werden wird. Aber auch seltene Erden habe ich auf dem Schirm.
Einen Geheimtipp habe ich nicht und wenn ich einen hätte so würde ich ihn jetzt nicht preisgeben, denn dann wäre es ja kein Geheimtipp mehr. Ich rate allen Anlegern bei „Geheimtipps“ äusserst vorsichtig zu sein.

Welche Voraussetzungen braucht man um als Trader langfristig erfolgreich zu sein?
Nerven, Geduld und etwas Fortune.
Nerven um nicht gleich bei einer schlechten Nachricht oder einer entsprechenden Kursbewegung alles mit Verlust zu verkaufen.
Geduld um auf den richtigen Moment (das betrifft sowohl Kauf als auch Verkauf) zu warten.
Und Glück um die richtigen Investments zu wählen und das perfekte Timing zu erwischen.
Trotz sorgfältigster Analyse können auch Analysten nicht in die Zukunft sehen, und wenn sie es könnten, würde sie es nicht weitererzählen.

Ein Treffen mit dem Bundesfinanzminister – was wünschen Sie sich für den Finanzplatz Deutschland?
Ich wünsche mir eine stärkere Beteiligung der Banken am Europäischen Fiskalpakt. Banken sollten Gewinne, die mit Spekulationen gegen die Stabilität der europäischen Währung erzielt wurden, versteuern müssen. Es kann nicht sein dass der Staat die Verluste übernehmen muss, die Banken aber die Gewinne einstreichen und an Vorstände und Aktionäre ausschütten. Wenn der Staat, und damit das Volk, für die Verluste einstehen muss, dann muss er auch einen Teil der Gewinne erhalten. Ich bin kein Sozialist oder ein Verfechter der Verstaatlichung der Banken, aber so wie es jetzt läuft kann es auf Dauer nicht funktionieren.
Und zum Thema Finanztransaktionssteuer kann ich nur sagen: Von mir aus gerne, aber dann bitte überall und nicht nur in Deutschland. Es kann sich jeder an allen fünf Fingern abzählen, dass bei einem deutschen Alleingang das Geschäft nach London verlagert wird, was nicht nur fehlende Steuereinnahmen sondern auch noch ein Wegfall von Arbeitsplätzen sowie eine Schwächung des Finanzplatzes Deutschland zur Folge hätte.
Solche Sachen regen mich auf.

Ausnahmsweise dürfen Sie mit uns eine Zeitreise unternehmen, in welches Zeitalter reisen Sie?
In die 1970er. Aus Sicht eines Anlegers waren das goldene Zeiten. Man konnte fast kaufen, was man wollte, es ging immer nur bergauf. Crashs waren unbekannt und Investoren waren gern gesehen und wurden nicht mit Heuschrecken gleichgesetzt. Gleichwohl gab es auch zu dieser Zeit Risiken, siehe Herstatt Bank und Bernie Cornfled.

Mit welcher Persönlichkeit würden Sie gerne mal einen Kaffee oder ein Bier trinken?
Leider Gottes fallen mir da fast nur Personen ein, die leider bereits verstorben sind. Allen voran Albert Einstein und Steve Jobs.
Von den noch Lebenden würde ich mich am liebsten mit dem Dalai Lama unterhalten.

Wie verbringen Sie einen schönen freien Tag am Wochenende?
Wenn Sie unter schön, schönes Wetter verstehen dann mache ich am liebsten mit meiner Frau eine Tour mit dem Mountainbike im Gebirge, anschliessend was Leckeres grillen und mit Freunden über Gott und die Welt (nicht Finanzwelt) quatschen.

Welche Literatur empfehlen Sie Einsteigern und Fortgeschrittenen über die Finanz- und Börsenwelt?
Johann Philipp Freiherr von Bethmann – Die Zinskatastrophe;  Ein Buch aus den frühen 1980ern. Immer noch, oder besser gerade jetzt aktuell. Hierin wird beschrieben was passiert wenn Staatsanleihen nicht mehr zurückgezahlt werden können und die Lösung dazu. Empfehle ich vor allem unseren Politikern.
Georg von Wallwitz – Odysseus und die Wiesel;  Schonungslose und realistische Schilderung, wie es hinter den Kulissen der Finanzbranche zugeht. Für Laien oft kaum zu glauben, aber trotzdem wahr.

Welche Börsenweisheit geben Sie unseren Lesern mit auf den Weg?
Sich immer auf den gesunden Menschenverstand zu verlassen und nicht auf unrealistische Versprechungen von traumhafter Rendite zu hören. Alle Anlagebetrüger, wie Madoff, European Kings Club, Bernie Cornfeld, etc. haben die Gier im Menschen angesprochen und unrealistische Renditen versprochen. Am Anfang ging das ja auch gut, weil sie die Gewinne aus neuen Anlagen bezahlt haben aber irgendwann geht das eben nicht mehr.
Es gibt für Anleger keine Möglichkeit legal und ohne Risiko viel Geld zu verdienen. Der Markt selbst verbietet es, das es so etwas gibt. Denn wenn es so etwas gäbe, wäre die Nachfrage so gross, dass der Preis der Anlage soweit steigen würde bis es wieder den marktüblichen Verhältnissen entspricht. Das ist wie ein Naturgesetz.


Zur Person:
Stefan Tischler, Jahrgang 1962, nach der Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Volksbank Bad Soden verschiedene berufliche Stationen in der Wertpapierabwicklung im Bankhaus Gebrüder Bethmann, der Fondsadministration bei Union Investment, Bank in Liechtenstein, Nomura und Postbank Invest, im Anschluss als Senior Consultant für Kapitalanlagegesellschaften bei Sungard tätig.
Der Insider-Börsenbrief analysiert ausschließlich Aktien mit Insidertrades.
 

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