BASF - Mehr Preisdruck durch sinkende Rohstoffpreise

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 17.12.2015
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Da ist das Unternehmen über Autos, Elektro und Bau breit diversifiziert, es fehlt ihm dennoch der Dienstleistungssektor, der in dieser Konjunkturphase ein kräftiges Zugpferd ist. Und auch die vertikale Integration der Öl- und Gasförderung wirkt derzeit belastend, da die dortigen Gewinne abschmelzen. Die Aktie ist am Boden, der seit 2011 ausgebildet wird. Ob sich nun schon ein Einstieg lohnt, untersuche ich in der vorliegenden Wunschanalyse.


MEGA-FUSION DOW CHEMICAL MIT DUPONT

Es ist erst wenige Tage her: Einträchtig sitzen sie nebeneinander: Andrew Liveris, CEO von Dow Chemical, und Ed Breen, CEO von Du Pont, und sprechen über die Synergien, die sie sich von ihrem Zusammengehen versprechen. Man werde die Aufgaben so verteilen, wie es am sinnvollsten sei, bekräftigen beide. Am Markt müsse man durch Größe Kostenvorteile erzielen.

Es entsteht der weltweit größte Chemiekonzern mit einer Marktkapitalisierung von 120 Mrd. USD. Bislang führte BASF die Weltrangliste mit 75 Mrd. USD an, doch durch die Megafusion seiner beiden Verfolger sieht BASF nun ein wenig abgeschlagen aus.

Die Fusion kann als Konsolidierung gewertet werden. Nach eingebrochenen Rohstoffpreisen gibt es nun auch ein Überangebot von Chemieprodukten. Wichtige Abnehmerbranchen verlangsamen ihr Wachstum, Gewinnwachstum der Chemiekonzerne kommt nicht mehr durch Umsatzwachstum, sondern durch Kosteneinsparungen. Schauen wir uns also BASF einmal näher an.


VERTIKALE INTEGRATION GUT, HORIZONTAL SCHLECHT

Die Unternehmenswurzeln gehen zurück auf das Jahr 1885, entsprechend feiert BASF in diesem Jahr sein 150. Jubiläum. Genug Zeit, um einen Konzern aufzubauen, der gegen Konjunkturschwankungen gewappnet ist. So gilt BASF heute als hervorragend diversifiziert.

Abnehmer sind die Automobil-, Elektro, Chemie und Bauindustrie sowie auch die Agrar- und Pharmabranche. Breit gefächerte Branchen also, mit denen Nachfrageschwankungen einzelner Industriezweige gegenseitig ausgeglichen werden können.

Haupteinsatzstoff der Chemieindustrie sind Öl und Energie. Durch die Tochter Wintershall unterhält BASF eigene Öl- und Gasförderaktivitäten und ist dadurch von Ölpreisschwankungen ebenfalls relativ unabhängig.

Leider nur „relativ" unabhängig, denn Wintershall fördert mehr als BASF verbraucht, verdient sich also durch den Verkauf noch einen Obolus hinzu. Dieser Obolus fällt jedoch seit einem Jahr zunehmend weg, seit der Ölpreis eingebrochen ist.

Der fallende Ölpreis ermöglicht es Wettbewerbern, ebenfalls sehr günstig zu produzieren. Teilweise sogar günstiger als BASF, deren Förderkosten mitunter über dem Weltmarktpreis für Öl liegen. Der Margendruck nimmt also zu.

„Horizontal schlecht" habe ich in der Überschrift geschrieben, weil BASF als Industrieunternehmen keinerlei Abnehmer aus dem Dienstleistungssektor hat. Doch gerade der Dienstleistungssektor sorgt derzeit für Wachstum während der Industriesektor weltweit schwächelt.


GEWINNWACHSTUM DURCH KOSTENEINSPARUNGEN

Das Wachstum in China nimmt ab. Volkswirte schätzen für das Jahr 2016 einen weiteren Rückgang von 7% auf 6%. In den USA ist der Aufschwung bereits sieben Jahre alt und zeigt erste Alterserscheinungen. Europa hält sich wacker, es ist sogar ein wenig Wachstum zu erkennen. Doch das reicht nicht, um den Nachfragerückgang auf den Weltmärkten auszugleichen. Der Umsatz im laufenden Jahr ist rückläufig.

Dennoch möchte BASF den Gewinn im Jubeljahr auf dem Niveau des Vorjahres halten. Das geht dann nur durch Kosteneinsparungen. Alle zwei Jahre wird ein neues Programm aufgelegt, mit dem weitere Kosteneinsparungen identifiziert und umgesetzt werden sollen. Das laufende Programm hat zum Ziel, jährlich eine Mrd. Euro einzusparen, und ersten Rückmeldungen zufolge wird dies binnen zwei Jahren auch gelingen.

Ich beobachte mit Spannung, ob die Kosteneinsparungen bereits für das laufende Jubeljahr ausreichen, um den Gewinn auf dem Vorjahresniveau zu halten. Immerhin ist der Ölpreis nochmals kräftig abgerutscht, und die eingangs erwähnte Fusion hat nochmals den Kostendruck erhöht. Spätestens im nächsten Jahr soll aber dann, bei weiter rückläufigem Umsatz, ein Gewinnwachstum umgesetzt werden.


ATTRAKTIVE DIVIDENDENRENDITE

Einer der großen Pluspunkte der BASF-Aktie ist die hohe und stabile Dividendenrendite. 4,2% Dividende gibt es für das laufende Jahr, 4,4% werden für 2016 erwartet. Die Dividende ist von einem üppigen Cashflow unterfüttert.

Der stabile Cashflow ist einer der Hauptgründe für die stabile Performance der Aktie. Doch reicht die attraktive Dividendenrendite, um die Aktie auch durch eine weltweite Konjunkturschwäche zu bringen?


CHARTTECHNIK: AUF DES MESSSERS SCHNEIDE

Da brauchen Sie kein Chart-Experte zu sein um auf dem Fünf-Jahreschart zu erkennen, dass die Marke 67 Euro eine sehr wichtige ist. 2011 und 2012 gelang es der BASF-Aktie mehrmals nicht, die 67 Euro zu überspringen. Nach dem Überspringen ging es mit mehreren Tests der 67 Euro dann sogar bis auf 96 Euro in diesem Frühjahr. Seither ist die Aktie eingebrochen, schlug einmal im August bei 67 Euro auf, ein weiteres Mal im September und ein drittes Mal vor wenigen Tagen im Dezember.

Es scheint, als halte diese Unterstützung. Aus charttechnischer Sicht lässt sich daraus die Empfehlung ableiten, zu Kursen in den niedrigen 70ern zu kaufen und einen Stopp bei 65 Euro zu platzieren. Doch wir wollen auch verstehen, was dahinter stecken könnte.

M&A GESCHÄFT ATTRAKTIV

Mergers & Acquisitions, Fusionen und Übernahmen sind angesagt in der Chemiebranche. Der Hoechst Konzern hat es Ende der 90er Jahre vorgemacht, nun rollt eine zweite Welle. Dabei hat BASF durchaus gute Karten. BASF verfügt über eine Agrarsparte, und gerade dieser Bereich ist derzeit heiß umworben. Syngenta könnte an Chinesen verkauft werden, und Monsanto steht mit leeren Händen da.

Auch die Preise für Agrarprodukte befinden sich im freien Fall, und die Branche sucht nach Kosteneinsparungen durch Fusionen.

Im Bereich der Öl- und Gasförderung war BASF bereits aktiv und hat sein Geschäft gestrafft.

In der Chemiebranche wird es durch die Fusion von Dow Chemical und Du Pont nicht nur einen steigenden Preisdruck geben, sondern auch das eine oder andere Schnäppchen, das BASF aufschnappen kann. Es ist üblich, dass die Wettbewerbsbehörde bei so großen Fusionen einige Auflagen stellt. Einzelne Geschäftsbereiche, in denen die Konzentration zu groß würde, müssen dann verkauft werden. BASF ist aufgrund seiner soliden Bilanz und aufgrund seiner Größe eine der ersten Ansprechadressen als potenzieller Kaufinteressent.

Der Ölpreis ist von 100 auf 35 USD/Fass WTI eingebrochen. Ich denke, der Großteil des Schadens ist getan. Nun finden Umstrukturierungen statt, Kosteneinsparungen und gegebenenfalls auch Neuausrichtungen. In dieser Phase erwarte ich noch keinen nachhaltigen Kursanstieg.


WIE PHOENIX AUS DER ASCHE?

Ich kann mir daher schwer vorstellen, dass die Aktie nun direkt zu einem neuen Höhenflug ansetzt. Es dürfte noch eine Weile turbulent bleiben, die 67 Euro könnten noch das eine oder andere Mal getestet werden.

Wer gute Nerven hat und eine langfristig sichere Anlage sucht, der kann sich jetzt ein paar BASF Aktien holen und auf das Stopp Loss bei 65 Euro achten. Ich persönlich würde noch ein wenig abwarten und gegebenenfalls erst in den hohen 70ern einsteigen, wenn sich bis dahin die vielen Ungewissheiten etwas geklärt haben.


FAZIT:

Insbesondere die Rohstoffmärkte befinden sich noch im freien Fall und könnten die Aktie auch noch durch die 65 Euro-Marke nach unten durchdrücken. Ich würde daher auf eine Stabilisierung auf den Rohstoffmärkten warten, die vermutlich mit einer stabileren Welt-Konjunktur einhergeht, und dann nötigenfalls auch etwas mehr für eine BASF-Aktie zahlen. In der Zwischenzeit kann ich mein Geld anderswo anlegen.
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In diesem Artikel erwähnt:

DE000BASF111 BAS

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