Bankensektor - Turnaround geschafft?
Veröffentlicht von
Weimer Media Group GmbH
am
12.09.2009
Der durch die Finanzkrise arg gebeutelte Bankensektor konnte sich von seinen Tiefständen in den zurückliegenden Monaten deutlich erholen. Immer mehr amerikanische Banken zahlen die ihnen gewährten Staatshilfen zurück und auch die im zweiten Quartal 2009 gemeldeten Unternehmenszahlen überraschten mehrheitlich positiv.
Einige Banken wiesen bereits wieder Gewinne in Milliardenhöhe aus, so als hätte es eine Krise nie gegeben. Doch ein Großteil der Gewinne resultiert aus Bilanzierungserleichterungen, wie den Bewertungsänderungen der eigenen Schulden und der toxischen Wertpapiere, die nach der Aufweichung der Regelung „Mark-to-Market“, nicht mehr konsequent auf ihren tatsächlichen Marktwert abgeschrieben werden müssen. Um den für eine konjunkturelle Erholung essenziellen Kreditfluss wieder in Gang zu bringen, kaufte die US-Regierung zusätzlich den amerikanischen Banken einen Teil der faulen Kredite und der risikobehafteten Wertpapiere ab.
600 Mrd. Dollar Verlust für europäische Banken
Auch in Europa griffen die einzelnen Länder ihren angeschlagenen Banken unter die Arme. So wurde einerseits die Möglichkeit geschaffen, faule Wertpapiere und ausfallgefährdete Kredite in eine sogenannte Bad Bank auszulagern. Andererseits stand der Staat den Kreditinstituten durch Bürgschaften und Millionenkredite mit der Folge zur Seite, dass beispielsweise der deutsche Staat nun Anteilseigner der Commerzbank ist oder Großbritannien die Mehrheit an der Bankengruppe Lloyds übernommen hat. Nach Einschätzung von EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark belaufen sich die im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise angefallenen Verluste der europäischen Bankhäuser bisher auf rund 300 Mrd. Dollar. Bis Ende 2010 könnten weitere 300 Mrd. Dollar hinzukommen. Das gegenwärtige Leitzinsniveau hält der Rat der EZB derweil für angemessen und hat auf seiner Sitzung am 3. September 2009 die Leitzinsen für die Eurozone unverändert bei 1,0 Prozent belassen. Zugleich hob der volkswirtschaftliche Stab der EZB vor dem Hintergrund der zuletzt stärkeren Konjunkturdaten seine Projektionen für die Entwicklung des Wirtschaftswachstums im Euroraum im laufenden und kommenden Jahr an. So wird für 2009 ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,4% bis 3,8% prognostiziert, nachdem im Juni 2009 noch eine Spanne zwischen minus 5,1% und minus 4,1% genannt worden war. Für 2010 wird eine BIP-Veränderung zwischen minus 0,5% und plus 0,9% erwartet. Die Projektionen für die Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wurden dagegen nur leicht angepasst. Für 2009 geht der Stab von einer Rate zwischen plus 0,2% und plus 0,6% und für 2010 von plus 0,8% bis plus 1,6% aus. Damit kann die EZB weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten und das Wirtschaftswachstum in der Eurozone mit niedrigen Zinsen stimulieren. Von dem sogenannten “billigen Geld“, das die EZB den Banken durch niedrig verzinste Kredite weiterhin zur Verfügung stellt, profitieren diese, indem sie beispielsweise die geliehene Summe in höher rentierende Staatsanleihen europäischer Länder mit bester Bonität investieren und die Zinsdifferenz vereinnahmen. Darüber hinaus wurden die Zinssenkungen von den meisten Instituten nicht an die Verbraucher weitergegeben.
Finanzkrise reloaded?
Hinsichtlich der durch die Krise notwendig gewordenen Reform der Finanzmärkte herrscht zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Teilen Einigkeit. So zeichnet sich für die umstrittene Frage, ab welcher Größe eine Bank als „systemisches Institut“ einzustufen ist, das im Krisenfall auf jeden Fall mittels staatlicher Hilfe gerettet werden muss, eine Lösung ab. Demnach soll die Beurteilung dieser Frage nicht von einer starren Umsatz- oder Bilanzzahl abhängen, sondern vielmehr von einem bestimmten Verhältnis zwischen Umsatzgröße, Risiko und Eigenkapital. Je größer die Bank und je höher das Risiko, desto größer müssten auch die Anforderungen an die individuelle Eigenkapitalausstattung sein. Streit gibt es jedoch bei der Frage, wie tief die Veränderungen der Vergütungssysteme im Finanzsektor greifen sollen. Zwar wollen alle EU-Staaten die variablen Gehaltsbestandteile von Bankern gesetzlich regulieren. Bonuszahlungen sollen sich künftig nicht am kurzfristigen Gewinn, sondern am langfristigen Geschäftserfolg der Bank ausrichten. Darüber hinaus sollen Banken von ihren Managern und Händlern künftig Prämien zurückfordern, wenn deren Geschäftsgebaren Verluste verursacht hat. Frankreichs Vorschlag für eine Obergrenze von Bonuszahlungen geht Großbritannien dagegen zu weit, da in diesem Fall negative Auswirkungen auf die Finanzmetropole London befürchtet werden. In den letzten Wochen mehrten sich indessen in Deutschland die Befürchtungen vor einer drohenden Kreditklemme. So droht nach Ansicht des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) als Nachwirkung der Rezession in den nächsten Monaten eine steigende Zahl an Insolvenzen von kleineren und mittleren Unternehmen. Die deswegen notwendige Risikovorsorge sowie der aus Insolvenzen resultierende Abschreibungsbedarf könnten die Bankbilanzen erneut belasten. Dies wiederum würde zu einer noch restriktiveren Kreditvergabe bzw. zu einer Kreditvergabe mit deutlich schlechteren Konditionen führen.
DJ STOXX 600 Banks
Anleger, die von einem Turnaround des Bankensektors überzeugt sind, sollten einen Blick auf den Dow Jones STOXX 600 Banks werfen. Dieser Index bildet die Wertentwicklung der größten europäischen Banken ab, die Zusammensetzung leitet sich von den im Dow Jones STOXX 600 enthaltenen Werten ab, wobei sich alle Unternehmen des Dow Jones STOXX 600, die gemäß der Industry Classification Benchmark (ICB) dem Bankensektor zuzuordnen sind, für den Dow Jones STOXX 600 Banks qualifizieren. Die Gewichtung der Werte im Index erfolgt auf Grund der Free-Float-Marktkapitalisierung, eine Kappungsgrenze gibt es nicht. Viermal im Jahr, jeweils im März, Juni, September und im Dezember wird die Zusammensetzung und Gewichtung des Index überprüft. Die Aktienanzahl der in dem Dow Jones STOXX 600 Banks enthaltenen Titel ist variabel. Zu den derzeitigen Indexschwergewichten zählen HSBC Holdings mit mehr als 16 Prozent, Banco Santander mit knapp 11 Prozent sowie die BNP Paribas mit 6 Prozent. Der Index wird sowohl als Preisindex als auch Performanceindex berechnet. Bei letzterem fließen die von den Banken ausgeschütteten Dividenden in die Indexberechnung ein.
Fazit
Ohne eine Normalisierung des Bankensektors steht ein konjunktureller Aufschwung auf tönernen Füßen, denn die Institute haben als Kreditgeber die Aufgabe, die Wirtschaft mit Geld für notwendige Investitionen zu versorgen. Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage wiederum sinkt das Risiko für die Banken, dass ausstehende Kredite nicht bedient werden. Zudem dürften die großen Institute gestärkt aus der Krise hervorgehen. So hat beispielsweise die Deutsche Bank durch die Übernahme der Postbank ihr Privatkundengeschäft gestärkt, was sich in einem aufhellenden Konjunkturumfeld positiv bemerkbar machen dürfte. Durch ein Investment in den Dow Jones STOXX 600 Banks umgeht der Anleger das Einzelwertrisiko und bekommt einen breit diversifizierten Zugang zu den europäischen Banktiteln.
600 Mrd. Dollar Verlust für europäische Banken
Auch in Europa griffen die einzelnen Länder ihren angeschlagenen Banken unter die Arme. So wurde einerseits die Möglichkeit geschaffen, faule Wertpapiere und ausfallgefährdete Kredite in eine sogenannte Bad Bank auszulagern. Andererseits stand der Staat den Kreditinstituten durch Bürgschaften und Millionenkredite mit der Folge zur Seite, dass beispielsweise der deutsche Staat nun Anteilseigner der Commerzbank ist oder Großbritannien die Mehrheit an der Bankengruppe Lloyds übernommen hat. Nach Einschätzung von EZB-Direktoriumsmitglied Jürgen Stark belaufen sich die im Zuge der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise angefallenen Verluste der europäischen Bankhäuser bisher auf rund 300 Mrd. Dollar. Bis Ende 2010 könnten weitere 300 Mrd. Dollar hinzukommen. Das gegenwärtige Leitzinsniveau hält der Rat der EZB derweil für angemessen und hat auf seiner Sitzung am 3. September 2009 die Leitzinsen für die Eurozone unverändert bei 1,0 Prozent belassen. Zugleich hob der volkswirtschaftliche Stab der EZB vor dem Hintergrund der zuletzt stärkeren Konjunkturdaten seine Projektionen für die Entwicklung des Wirtschaftswachstums im Euroraum im laufenden und kommenden Jahr an. So wird für 2009 ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 4,4% bis 3,8% prognostiziert, nachdem im Juni 2009 noch eine Spanne zwischen minus 5,1% und minus 4,1% genannt worden war. Für 2010 wird eine BIP-Veränderung zwischen minus 0,5% und plus 0,9% erwartet. Die Projektionen für die Veränderung des Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) wurden dagegen nur leicht angepasst. Für 2009 geht der Stab von einer Rate zwischen plus 0,2% und plus 0,6% und für 2010 von plus 0,8% bis plus 1,6% aus. Damit kann die EZB weiterhin an ihrer expansiven Geldpolitik festhalten und das Wirtschaftswachstum in der Eurozone mit niedrigen Zinsen stimulieren. Von dem sogenannten “billigen Geld“, das die EZB den Banken durch niedrig verzinste Kredite weiterhin zur Verfügung stellt, profitieren diese, indem sie beispielsweise die geliehene Summe in höher rentierende Staatsanleihen europäischer Länder mit bester Bonität investieren und die Zinsdifferenz vereinnahmen. Darüber hinaus wurden die Zinssenkungen von den meisten Instituten nicht an die Verbraucher weitergegeben.
Finanzkrise reloaded?
Hinsichtlich der durch die Krise notwendig gewordenen Reform der Finanzmärkte herrscht zwischen Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Teilen Einigkeit. So zeichnet sich für die umstrittene Frage, ab welcher Größe eine Bank als „systemisches Institut“ einzustufen ist, das im Krisenfall auf jeden Fall mittels staatlicher Hilfe gerettet werden muss, eine Lösung ab. Demnach soll die Beurteilung dieser Frage nicht von einer starren Umsatz- oder Bilanzzahl abhängen, sondern vielmehr von einem bestimmten Verhältnis zwischen Umsatzgröße, Risiko und Eigenkapital. Je größer die Bank und je höher das Risiko, desto größer müssten auch die Anforderungen an die individuelle Eigenkapitalausstattung sein. Streit gibt es jedoch bei der Frage, wie tief die Veränderungen der Vergütungssysteme im Finanzsektor greifen sollen. Zwar wollen alle EU-Staaten die variablen Gehaltsbestandteile von Bankern gesetzlich regulieren. Bonuszahlungen sollen sich künftig nicht am kurzfristigen Gewinn, sondern am langfristigen Geschäftserfolg der Bank ausrichten. Darüber hinaus sollen Banken von ihren Managern und Händlern künftig Prämien zurückfordern, wenn deren Geschäftsgebaren Verluste verursacht hat. Frankreichs Vorschlag für eine Obergrenze von Bonuszahlungen geht Großbritannien dagegen zu weit, da in diesem Fall negative Auswirkungen auf die Finanzmetropole London befürchtet werden. In den letzten Wochen mehrten sich indessen in Deutschland die Befürchtungen vor einer drohenden Kreditklemme. So droht nach Ansicht des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) als Nachwirkung der Rezession in den nächsten Monaten eine steigende Zahl an Insolvenzen von kleineren und mittleren Unternehmen. Die deswegen notwendige Risikovorsorge sowie der aus Insolvenzen resultierende Abschreibungsbedarf könnten die Bankbilanzen erneut belasten. Dies wiederum würde zu einer noch restriktiveren Kreditvergabe bzw. zu einer Kreditvergabe mit deutlich schlechteren Konditionen führen.
DJ STOXX 600 Banks
Anleger, die von einem Turnaround des Bankensektors überzeugt sind, sollten einen Blick auf den Dow Jones STOXX 600 Banks werfen. Dieser Index bildet die Wertentwicklung der größten europäischen Banken ab, die Zusammensetzung leitet sich von den im Dow Jones STOXX 600 enthaltenen Werten ab, wobei sich alle Unternehmen des Dow Jones STOXX 600, die gemäß der Industry Classification Benchmark (ICB) dem Bankensektor zuzuordnen sind, für den Dow Jones STOXX 600 Banks qualifizieren. Die Gewichtung der Werte im Index erfolgt auf Grund der Free-Float-Marktkapitalisierung, eine Kappungsgrenze gibt es nicht. Viermal im Jahr, jeweils im März, Juni, September und im Dezember wird die Zusammensetzung und Gewichtung des Index überprüft. Die Aktienanzahl der in dem Dow Jones STOXX 600 Banks enthaltenen Titel ist variabel. Zu den derzeitigen Indexschwergewichten zählen HSBC Holdings mit mehr als 16 Prozent, Banco Santander mit knapp 11 Prozent sowie die BNP Paribas mit 6 Prozent. Der Index wird sowohl als Preisindex als auch Performanceindex berechnet. Bei letzterem fließen die von den Banken ausgeschütteten Dividenden in die Indexberechnung ein.
Fazit
Ohne eine Normalisierung des Bankensektors steht ein konjunktureller Aufschwung auf tönernen Füßen, denn die Institute haben als Kreditgeber die Aufgabe, die Wirtschaft mit Geld für notwendige Investitionen zu versorgen. Mit der Verbesserung der wirtschaftlichen Lage wiederum sinkt das Risiko für die Banken, dass ausstehende Kredite nicht bedient werden. Zudem dürften die großen Institute gestärkt aus der Krise hervorgehen. So hat beispielsweise die Deutsche Bank durch die Übernahme der Postbank ihr Privatkundengeschäft gestärkt, was sich in einem aufhellenden Konjunkturumfeld positiv bemerkbar machen dürfte. Durch ein Investment in den Dow Jones STOXX 600 Banks umgeht der Anleger das Einzelwertrisiko und bekommt einen breit diversifizierten Zugang zu den europäischen Banktiteln.