An der Börse ist in diesen Tagen „gut“ vielfach einfach „nicht gut genug“

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 04.08.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Frankfurter Börsenbrief

Während bei den in jüngerer Zeit vorgelegten Quartalsberichten bei den Unternehmen aus dem S&P 500 überwiegend positiv überrascht werden konnte, zeigten die Unternehmen aus dem Stoxx Europe 600-Index das schlechteste Verhältnis von positiven Überraschungen zu den Erwartungen seit mind. ca. 5 Jahren. Auch bezogen auf den DAX ergibt sich ein sehr gemischtes Zwischenbild, was unter dem Strich und prinzipiell in Ordnung geht, aber andererseits in der Summe und als Impuls auch nicht stark genug ist, um einen echten Kontrapunkt zur leidigen und politisch mehr als unglücklichen Debatte um Staatsdefizite und Verschuldungen zu setzen.


 

Die Unternehmen zeigen sich durchaus mutig, aber auch nicht unbedingt sehr kreativ. Nach einer Untersuchung von McKinsey ergab sich für das erste Halbjahr bei Zusammenschlüssen und Übernahmen weltweit ein Volumen von 1,52 Bio. Dollar. Gegenüber dem ersten Semester 2010 ist das ein Anstieg von 27 %, gegenüber dem zweiten Halbjahr 2010 indes nur noch ein Mini-Anstieg von vorher 1,52 Bio. Dollar. Bezogen auf Deutschland ergaben sich inkl. von Transaktionen aus dem Umfeld der Private Equity-Szene 185 Deals (plus 16 %), der Transaktionswert ist sogar um 43 % auf 23,2 Mrd. € angestiegen. Angesichts vielfach üppiger Kassen und zumindest teils auch wieder kreditfreundlicheren Banken ist das anziehende Volumen verständlich, aber eine neue Story erwächst daraus in der Breite zunächst nicht. Dazu kommt:

Die Gewinnschätzung für 2012 und 2013 ist am Markt recht optimistisch angesetzt. Je „DAX“ wird für 2012 ein Ertrag von 769,33 € unterstellt, woraus dann in 2013 sogar 839,25 € werden sollen. Das unterstellt für das kommende Jahr eine Gewinnverbesserung um etwa 15 %. Die Gewinnschätzung für 2013 würde gegenüber dem für dieses Jahr geschätzten Gewinn sogar eine Verbesserung um etwa 25,6 % bedeuten. Das ist zwar nicht unmöglich, aber es wäre ein Rudern gegen die normale Stimmungskurve des Marktzyklus‘. Indikativ dafür ist der erfolgte Dreh beim ifo-Geschäftsklima-Index als reales Stimmungs-Abbild der Unternehmen sowie der ZEW-Index als Stimmungsbild institutioneller Anleger. Beim Einkaufsmanager-Index in der verarbeitenden Industrie ergab sich ein Rückgang von 54,6 Punkte zuvor auf 52,1 Punkte (niedrigster Wert seit 2009). Und damit steht Deutschland noch relativ gut da, denn das Index-Pendant für die Eurozone sackte sogar in den Kontraktionsbereich unterhalb von 50 Punkten ab. Beim Einkaufsmanager-Index für die gesamte Privatwirtschaft ergab sich ein Wert von 50,8 Punkten ebenfalls der niedrigste Wert seit etwa 2 Jahren und nur noch knapp im Wachstumsbereich. Damit ergibt sich zunächst eine Hängepartie, wenngleich die längerfristigen Aussichten weiterhin chancenreich sind:

Für die deutsche Wirtschaft ergeben sich zwei wesentliche Hoffnungsträger: 1. Deutschland profitiert von der weiteren industriellen Aufrüstung der Emerging Markets. Deutschland ist hier mit einem Anteil von 16 % der gesamten Wertschöpfung besser aufgestellt als Länder wie die USA, Frankreich oder Großbritannien mit Anteilen von etwa 10 bis 12 %. Hilfreich für die Deutschen ist dabei, dass die Industrie sich in Richtung Dienstleistung verlagert. Man liefert nicht nur Maschinen, sondern generiert damit auch Folgegeschäfte wie Wartung und Betrieb der Anlagen. Das bedeutet eine höhere Kundenbindung und mithin bessere Renditen. 2. Auch die deutsche Binnenwirtschaft ist ein potenzieller Wachstumsträger. Indikativ: Der Einzelhandelsumsatz (saisonund inflationsbereinigt) zeigte im Juni eine Verbesserung um 6,3 % gegenüber dem Vormonat. Das ist der stärkste Anstieg seit 1991. Kein Wunder, schließlich ergab sich im Juli auch der 25. Rückgang der Arbeitslosigkeit in Folge, die Rate liegt bei 7 % und damit auf dem niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung. 

 

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