Alcoa Inc. - Unternehmenserfolg abhängig vom sehr konjunkturabhängigen Aluminiumpreis

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 01.04.2015
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Diese Woche hat die Aktie des US-amerikanischen Aluminiumkonzerns Alcoa Inc. (NYSE: AA) die Abstimmung gewonnen. Gemeinsam mit der chinesischen Aluminium Corp. of China, der australisch-britisch-kanadischen Rio Tinto Alcan sowie der russischen Rusal dominiert Alcoa den internationalen Aluminium-Markt. Schauen wir uns daher nun an, wie dieses Oligopol funktioniert und ob Alcoa unter Führung des deutschen Klaus Kleinfeld im Wettbewerb mit seinen größten Konkurrenten bestehen kann.


UNTERNEHMENSPROFIL

Die heutige Alcoa Inc. (NYSE: AA) wurde 1888 unter dem Namen Pittsburgh Reduction Company von Charles Martin Hall, dem Erfinder einer kostengünstigen Methode zur Herstellung von Aluminium, gegründet. 1907 wurde das Unternehmen dann in Aluminium Corp. of America, von allen aber nur kurz „Alcoa" gerufen, umbenannt. 1957 wurde dann der zu diesem Zeitpunkt größte Aluminiumhersteller der Welt in den ältesten Aktienindex der Welt, den Dow Jones, aufgenommen.

Heute ist Alcoa jedoch schon längst nicht mehr der größte Aluminiumhersteller der Welt, sondern wurde von der russischen Rusal sowie der australisch-britisch-kanadischen Rio Tinto Alcan auf den dritten Platz verdrängt. Aber auch als weltweite Nummer 3 beliefern die Amerikaner jedoch immer noch zahlreiche Unternehmen aus der Automobilbranche (Automotive), der Flugzeugbranche (Aerospace), dem Baugewerbe (Building Construction), dem Transportwesen (Commercial Transportation) sowie der Verpackungsindustrie (Packaging). Das Kompetenzspektrum des Konzerns reicht dabei vom Design über die Konstruktion bis hin zur Produktion, sodass Alcoa seinen Kunden alle relevanten Dienstleistungen und Produkte aus einer Hand (One-Stop Shop) anbieten kann.


UNTERNEHMENSERFOLG ABHÄNGIG VOM SEHR KONJUNKTURABHÄNGIGEN ALUMINIUMPREIS

Der Geschäftserfolg des Unternehmens hing in der Vergangenheit stark von der Entwicklung des Aluminiumpreises ab, wobei die Aktie auf Preisänderungen stets überproportional reagiert. Schauen wir uns das mal näher an.

Im Februar 2014 erreichte der Aluminiumpreis mit 1.642 US-Dollar je Tonne ein zyklisches Tief und erholte sich anschließend leicht. Im Mai fiel der Aluminiumpreis dann nochmals vorübergehend auf 1.714,50 US-Dollar je Tonne zurück, nachdem er sich zuvor auf bis zu 1.847 US-Dollar je Tonne erholt hatte. Ausgehend von diesem Zwischentief erholte sich der Preis dann bis auf über 2.100 US-Dollar je Tonne im September. Der Aluminiumpreis stieg also in diesem Zeitraum um knapp +23%.

Nahezu zeitgleich stieg die Alcoa Aktie zwischen April und September 2014 von 12,50 US-Dollar auf deutlich über 17,00 US-Dollar und somit um knapp +40%. Diese Entwicklung ist dabei keine Ausnahme, sondern war auch in der Vergangenheit immer wieder zu beobachten.


EINSCHÄTZUNG DES ALUMINIUMMARKTES DURCH ALCOA-CEO KLAUS KLEINFELD

Wer daher eine Spekulation in der Alcoa Aktie wagen möchte, muss sich darüber im Klaren sein welche Entwicklung er für den Aluminiummarkt erwartet. Leider ist eine konkrete Einschätzung des Aluminiummarktes für Außenstehende schwierig. Gott sei Dank hilft uns hier jedoch die Expertise von Alcoa-CEO Klaus Kleinfeld, der stets im Rahmen der Quartalszahlen einen Ausblick auf die zu erwartende Marktentwicklung gibt.

Entscheidend für die Entwicklung des Aluminiumpreises ist laut Klaus Kleinfeld die Entwicklung in China. Denn China ist seit einiger Zeit der größte und wichtigste Abnehmer zahlreicher Rohstoffe und so auch von Aluminium. Das Wachstum in China sank jedoch zuletzt stetig, was die chinesische Regierung ihre Wachstumsprognosen und die People's Bank of China (PBoC) ihren Leitzins senken ließ. Folglich erwartet Klaus Kleinfeld in China eine baldige Stabilisierung.

Eine boomende US-Wirtschaft (Stichwort: Re-Industrialisierung der USA) sowie eine Stabilisierung Chinas dürfte in der Folge dann auch zu einer Stabilisierung anderer für Alcoa wichtiger Emerging Markets wie Brasilien führen. Die Probleme in Russland tangieren den Konzern hingegen kaum, da er – anders als der große Konkurrent Rusal – dort kaum geschäftlich tätig ist. Die Eurozone dürfte sich hingegen auf niedrigerem Niveau stabilisieren. Dies alles zusammengenommen dürfte somit zu einem leichten Wachstum der Weltwirtschaft führen, was laut Kleinfeld zu einem mindestens stabilen Aluminiumpreis führen soll.

Aus Branchensicht dürfte die weltweite Automobilkonjunktur etwas abkühlen, wohingegen in der Flugzeugbranche gerade ein langfristiger Aufwärtszyklus am laufen ist. Dies erkennt man nicht nur daran, dass sowohl die Airbus wie auch die Boeing Aktie nahe Allzeithoch notieren. Vielmehr reicht der aktuelle Auftragsbestand beider Unternehmen für mehrere Jahre, was deren Geschäfte mittelfristig absichert. Zudem verlangen die Fluggesellschaften als Kunden einen immer geringeren Kerosinverbrauch, was nur durch Gewichtseinsparungen zu erreichen ist. Um jedoch Gewicht einzusparen, müssen immer mehr Teile aus Kohlefaser oder – wo das nicht möglich ist – eben aus Aluminium verwendet werden.


MEINE EINSCHÄTZUNG DES ALUMINIUMMARKTES

Diesen Einschätzungen von Klaus Kleinfeld kann ich mich im Großen und Ganzen anschließen. Zwar erwarte ich persönlich ein etwas schwächeres Wachstum in China und einen etwas deutlicheren Rückgang im Bereich Automotive, allerdings sehe ich andererseits die Geschäftsentwicklung in der Flugzeugbranche auch etwas optimistischer. In der Folge sehe auch ich keinen Aluminiumboom, allerdings sollte sich der zuletzt wieder deutlich gefallene Aluminiumpreis auf dem aktuellen Niveau stabilisieren. Mit einem aktuellen Aluminiumpreis zwischen 1.700-1.800 US-Dollar je Tonne kann Alcoa zwar nicht gut leben, der Konzern scheint jedoch inzwischen schlank genug aufgestellt zu sein, um nicht mehr in Schwierigkeiten zu geraten. So hat CEO Kleinfeld in den vergangenen Jahren den Bereich der kundenspezifischen Produktentwicklung vorangetrieben, in dem wesentlich höhere Margen erzielbar sind, was die Abhängigkeit vom Aluminiumpreis reduziert. Zudem sind Kundenbeziehungen auf Basis individueller Produkte wesentlich nachhaltiger. Dies zeigt auch ein Blick auf die Geschäftsentwicklung des Unternehmens im ersten Quartal.

AKTUELLE GESCHÄFTSENTWICKLUNG

Im Geschäftsjahr 2014 steigerte Alcoa seinen Umsatz um +3,8% auf knapp 23,91 Mrd. US-Dollar. Zugleich schaffte das Unternehmen nach einem Verlust im Vorjahr den Turn-Around und erzielte wieder einen Gewinn je Aktie in Höhe von 0,83 US-Dollar. Daher zahlt das Unternehmen auch weiterhin eine unveränderte Quartalsdividende in Höhe von 0,03 US-Dollar je Aktie, womit die Dividendenrendite bei knapp unter 1% verbleibt.


UMSATZ- UND GEWINNSCHÄTZUNGEN FÜR 2015E UND 2016E

2015e soll der Jahresumsatz gemäß der durchschnittlichen Analystenschätzungen bei 24,91 Mrd. US-Dollar (+4,2%) sowie der Gewinn je Aktie bei 1,07 US-Dollar (+28,9%) liegen.

2016e erwarten Analysten im Durchschnitt dann einen Jahresumsatz von 26,78 Mrd. US-Dollar (+7,5%) sowie einen Gewinn je Aktie von 1,27 US-Dollar (+18,7%). Demgegenüber steht eine aktuelle Marktkapitalisierung von knapp 15,8 Mrd. US-Dollar. (Quelle: http://finance.yahoo.com/q/ae?s=AA+Analyst+Estimates)

Ich halte diese durchschnittlichen Analystenschätzungen jedoch, auch angesichts des zurzeit sehr starken US-Dollar, für etwas zu hoch gegriffen. Ich erwarte daher für 2015e nur einen Jahresumsatz von knapp 24,5 Mrd. US-Dollar sowie einen Gewinn je Aktie von 0,98 US-Dollar und für 2016e einen Jahresumsatz von 26,18 Mrd. US-Dollar bei einem Gewinn je Aktie von 1,12 US-Dollar.


AKTUELLE BEWERTUNG, FUNDAMENTAL FAIRER WERT, MEIN KURSZIEL

Auf Basis der durchschnittlichen Analystenschätzungen wird die Aktie derzeit mit einem KUV von 0,63 sowie einem KGV von knapp 12 bewertet. Auf Basis meiner Schätzungen liegen das KUV dagegen bei 0,64 sowie das KGV bei 13. Angesichts des Turn-Arounds, den das Unternehmen inzwischen vollzogen hat, würde ich der Aktie zurzeit ein KGV von 15 zugestehen. Denn immerhin wächst Alcoa auf Basis der durchschnittlichen Analystenerwartungen mit +7,5% beim Umsatz und sogar +19% beim Gewinn je Aktie. Allerdings sind meine Wachstumserwartungen wie erwähnt etwas geringer und das Gewinnwachstum von +19% auch nicht nachhaltig.

Somit liegt der fundamental faire Wert zwischen 15x 1,27 US-Dollar (Analystenerwartungen) sowie 15x 1,12 US-Dollar (meine Schätzung) und somit zwischen 16,80 und 19,05 US-Dollar. Alles in allem sehe ich das Kursziel auf Sicht der nächsten 12-18 Monate daher zwischen 17-18 US-Dollar, was einem Kurspotenzial von rund +35% entspricht.


FAZIT: ALCOA ZWISCHEN 12,50 UND 13,00 US-DOLLAR EINSAMMELN

Alles in allem können interessierte Anleger die Aktie der Alcoa Inc. zu Kursen zwischen 12,50 und 13,00 US-Dollar mit einem Kursziel zwischen 17-18 US-Dollar einsammeln. Denn da der Aluminiumpreis aktuell niedrig ist, besteht berechtigte Hoffnung auf eine Stabilisierung und eine solche würde schon ausreichen, um Alcoa grundsätzlich auf Kurs zu halten.

Die durchschnittlichen Analystenerwartungen sind nämlich in erster Linie nur deshalb zu ambitioniert, weil die Analysten den starken US-Dollar noch nicht in ihren Prognosen berücksichtigen konnten. Die Stärke der US-Währung wird jedoch das Wachstum des Konzerns nur bremsen und nicht völlig zum Erliegen bringen. Alles in allem erscheint mir die Aktie daher zurzeit unterbewertet. Zumal noch die Phantasie einer Dividendenerhöhung bei anhaltend hohen Gewinnen hinzukommen könnte.
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