Zwei Welten trennen die aktuelle Marktlage
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
02.03.2010
Ohne Griechenland würden die Indizes längst neue Hochs markiert haben. Dieses Thema steht den Märkten auch weiterhin im Wege. Eine echte Lösung ist nicht in Sicht. Auch die Entwicklung in Großbritannien gefällt uns nicht. Das ist die erste Welt. In dieser ersten Welt formieren sich jetzt die Hedge-Funds gegen Europa.
Nachdem man große Short-Positionen gegen Euro und Pfund eingegangen ist, wird nun Stimmung gemacht. Hinter den Kulissen, aber auch mit öffentlichen Aufrufen, trommeln diese Fonds zugunsten ihrer Spekulation gegen beide Währungen. Das Gefährliche daran ist, daß die fundamentalen Gründe dieser Akteuere auch noch Hand und Fuß haben. Es gibt aber auch noch eine zweite Welt. Diese zweite Welt sind die Unternehmen selbst. Deren finanzielle Verfassung steht in einem krassen Gegensatz zu der Verfassung vieler Staaten und deren Finanzlage. Die in den USA so gut wie beendete Berichtserstattungssaison läßt kaum Wünsche offen. In 75 % aller Fälle wurden die Erwartungen übertroffen. Noch wichtiger: In 71 % der Fälle wurden auch die Umsatzerwartungen geschlagen. Die verbesserte Gewinnsituation der Unternehmen ist also nicht nur auf Kosteneinsparungen zurückzuführen, sondern auch auf verbesserte Umsätze. Auch die positive Diskrepanz zwischen Prognoseanhebungen der Unternehmen für das laufende Quartal und Prognosesenkungen war noch nie so hoch wie heute.
Auch in Deutschland ist dieser Trend erkennbar. Von den bislang vorgelegten Abschlüssen aus dem HDAX, also DAX, MDAX und TecDAX, gab es bislang eine positive Überraschungsquote von fast 85 % beim operativen Gewinn. Das merkt die Landesbank Baden-Württemberg an. Dies deckt sich mit dem Trend in den USA. Allerdings liegt die Mehrzahl der positiven Überraschungen nicht im DAX, sondern in der zweiten Reihe. Im Ergebnis ist die laufende Berichtssaison zusammen mit der vorhergehenden die beste der vergangenen acht Jahre. Auffallend dabei ist besonders, daß derzeit die Unternehmen noch stärker als die sonst notorisch optimistischen Analysten ihre Gewinnprognosen für 2010 anheben. Daraus folgt: Die Bewertungen sacken in den Keller. Wenn die Kurse fallen, wie es seit Januar der Fall ist, die Gewinne bzw. die Gewinnprognosen aber steigen, verbilligen sich Aktien, gemessen am KGV, spürbar.
Fazit: Die Märkte durchspielen ein Tauziehen zwischen guten fundamentalen Daten und dem Damoklesschwert Staatsbankrott. Es ist nicht einfach, sich in solch einem Umfeld zu bewegen. Die Selektion in Einzeltiteln bleibt Trumpf.