Zucker – Geht die Rally weiter?

Veröffentlicht am 05.10.2010

Der Zuckerpreis an der Intercontinental Exchange (ICE) knüpfte im September mit anziehender Dynamik an die seit dem Zwischentief im Mai auszumachende Aufwärtstendenz an. Der zuvor heftige Einbruch wurde damit zu einem Großteil wieder wettgemacht, das Mehrjahreshoch vom Februar 2010 ist wieder deutlich näher gerückt. Ob es erreicht und dann vielleicht sogar überschritten werden kann, ist jedoch keinesfalls sicher.


Verantwortlich für die Stärke des Zuckerpreises in den vergangenen Monaten waren neu aufgekeimte Angebotssorgen. Gründe dafür gibt es einige. Dazu gehören schlechte Wetterbedingungen in wichtigen Anbauregionen. Ferner gibt es in Brasilien, dem weltweit größten Zuckerproduzenten und Exporteur, einen Engpass bei der Verladung des süssen Rohstoffs. Seit Monaten ist eine lange Warteschlange an Schiffen vor Brasiliens größtem Hafen Santos in Sao Paulo auszumachen. Es dauerte dabei in der Spitze bis zu 29 Tage, bevor die Verladung begann. Ein Knackpunkt ist die hohe Zahl an Schiffen, die nur in Säcken abgepackten Zucker aufnehmen können. Bei diesen dauert das Beladen deutlich länger im Gegensatz zu losem Zucker in Schüttgutfrachtern. Daneben beeinträchtigten seit Juli starke Regenfälle die Verladung, und es kam diesbezüglich zu Verzögerungen, zerstört Feuchtigkeit doch die lösliche Substanz. 2010/11 wieder Überschuss? Aber nicht nur die verzögerte Verladung sorgte zuletzt für steigende Preise. Auch könnte die Ernte in Brasilien nach Ansicht einiger Analysten (z.B. Goldman Sachs) im weltweiten Wirtschaftsjahr 2009/10 (bis Ende September) geringer ausfallen als bislang erwartet. Basis dafür sind die zuletzt spärlichen Niederschläge in den wichtigsten Anbauregionen des Landes. Bislang rechnet die International Sugar Organization (ISO) für 2009/10 mit einem globalen Defizit zwischen Angebot und Nachfrage von 4,95 Mio. Tonnen. Es fällt damit deutlich kleiner aus als im Jahr zuvor mit mehr als 10 Mio. Tonnen. Für das ab Oktober beginnende nächste Erntejahr 2010/11 geht die ISO dann wieder von einem weltweiten Überschuss (3,22 Mio. Tonnen) aus. Dabei wird bei der Produktion ein Anstieg um 7,3% auf den Rekordwert von 170,38 Mio. Tonnen erwartet. Vor allem Indien, der weltweit größte Verbraucher, der in den vorangegangenen beiden Jahren zum Nettoimporteur wurde, könnte wieder zum Nettoexporteur avancieren. Auf der anderen Seite dürfte die globale Nachfrage laut den Prognosen nur unterproportional um etwa 2% auf 167,15 Mio. Tonnen wachsen. Fazit: Zucker auf dem Weltmarkt zu bekommen, schien zuletzt nicht gerade einfach, was den Preis im September deutlich antrieb. Die Verzögerungen bei der Verladung in Brasilien aber auch die weltweit gesunkenen Lagerbestände, vor allem wegen der dürftigen Ernte 2008/09, wirkten dabei wohl besonders kurstreibend. Zudem verstärkte sich die Annahme, dass in Brasilien, aber auch in anderen Ländern der Ausstoß 2009/10 geringer ausfällt als erwartet, sodass womöglich das weltweite Defizit höher ist als bislang prognostiziert. Sollte sich diese Mutmaßung bekräftigen und vielleicht auch durch Zahlen unterfüttert werden, könnte dies die Preise zunächst weiter antreiben. Auf der anderen Seite stellt der erwartete Überschuss im nächsten Jahr ein potenzielles Kursrisiko dar. Sollten sich entsprechend die Aussichten auf ein Plus zwischen Angebot und Nachfrage verfestigen oder gar vergrößern, sind Korrekturen nicht ausgeschlossen. Und wie heftig solche ausfallen können, hat nicht zuletzt der Einbruch von Februar bis Mai dieses Jahres gezeigt.

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