Wolverine World Wide: Der Vielfraß mit den Hush Puppies

Veröffentlicht am 12.10.2010

Stark, robust und bestens angepasst an die rauen Winter im Norden Eurasiens und Nordamerikas, das sind einige Attribute des Vielfraßes. Im Englischen als Wolverine bezeichnet, stand die zu den Mardern gehörende Raubtierart Pate bei der Namensgebung der US-Firma Wolverine World Wide, einem Schuhhersteller und Vermarkter, der seit mehr als 100 Jahren im Geschäft ist.


Jüngst legte dieser Zahlen für das dritte Quartal 2010 vor und glänzte mit Rekorden. Der Konzern konnte bereits das dritte Quartal hintereinander neue Spitzenwerte erzielen. In den zwölf Wochen bis zum 11. September steigerte er den Umsatz auf 320,4 Mio. US-Dollar und verzeichnete damit ein Plus von 11,7% zum Vorjahreszeitraum. Bei Wolverine World Wide ist es üblich, in den ersten drei Quartalen eines Jahres jeweils auf Basis von 12-Wochen-Perioden zu berichten. Dem Schlussquartal liegen dann 16 Wochen zugrunde. Neben den steigenden Einnahmen erhöhten sich im Berichtszeitraum auch die Erträge – und zwar überproportional. Das operative Ergebnis verbesserte sich von 36,5 auf 48,1 Mio. US-Dollar, was einem Zuwachs von 31,8% entspricht. Der Nachsteuerprofit kletterte um 27,4% auf 34,1 Mio. US-Dollar. Das entsprechende Ergebnis je Aktie (EPS) verbesserte sich von 0,54 auf 0,70 US-Dollar. Firmenlenker Blake W. Krueger zeigte sich mit den neuen Rekorden bei Umsatz und Gewinn äußerst zufrieden und betonte, dass sämtliche Geschäftszweige zu der positiven Entwicklung beigetragen haben. Zudem verwies er auf die Maßnahmen im vergangenen Geschäftsjahr, wie die Restrukturierungen innerhalb des Konzerns, mit denen weitere Weichen für künftiges Wachstum gestellt wurden. Erste Erfolge konnten bereits in den ersten Quartalen 2010 erzielt werden. Dies zeigt sich auch mit Blick auf die Geschäftsentwicklung in den ersten neun Monaten insgesamt. Hier kletterte der Umsatz von 788,5 auf 863,5 Mio. US-Dollar. Der Profit legte von 45,2 auf 78,8 Mio. US-Dollar zu, und das EPS verbesserte sich von 0,91 auf 1,59 US-Dollar. Langlebiges Pferdeleder Ein wichtiger Schlüsselfaktor für die positive Entwicklung ist ferner das seit Jahrzehnten gewachsene und etablierte Geschäftsmodell. Angefangen hat die Erfolgsgeschichte im Jahr 1883. Zunächst war die Firma als Großhändler für Leder, Stiefelknöpfe, Schnürsenkel und Sohlen sowie als Einzelhändler für Schuhe tätig. 1903 baute sie dann eine eigene Schuhfabrik in der Stadt Rockford (US-Bundesstaat Michigan). Fünf Jahre später wurde die Wolverine-Gerberei aufgebaut, um die eigene Fabrik mit starkem und robustem Pferdeleder zu versorgen. Die daraus hergestellten Schuhe wurden ab 1914 unter der Marke Wolverine vermarktet und wegen ihrer Langlebigkeit auch als "1.000-Meilen-Schuhe" werbewirksam angepriesen. Sie erfreuten sich einer großen Beliebtheit und bescherten der Firma kräftige Ergebniszuwächse. Gefragt war die Marke vor allem in den ländlichen und kleinstädtischen Regionen der USA. Die Firma überstand damit auch die große Depression in den 20er Jahren, schrieb im Zweiten Weltkrieg schwarze Zahlen und baute nach dem Krieg ihr Portfolio kontinuierlich aus. Hatte das Unternehmen bislang vor allem auf schwere, robuste Arbeitsschuhe gesetzt, waren die Absatzahlen in den 50er Jahren jedoch rückläufig, weil es die Arbeiter verstärkt vom Land in die Städte und dabei in neue Berufe zog. Sie brauchten daher oft weniger robustes Schuhwerk. Die Gesellschaft verstand es jedoch, diesen Trend zu nutzen. Sie entwickelte bequeme Schuhe für den alltäglichen Gebrauch, die seit 1958 unter der nächsten Konzernmarke "Hush Puppies" vertrieben wurden. Die Absatzzahlen explodierten. Zwischenzeitlich, Ende der 60er Jahre, lief es zwar nicht ganz so rund, weil es nicht gelang, jüngere Käufergruppen zu erreichen, die Marke etablierte sich aber dennoch nachhaltig und ist heute nach wie vor wichtiger Konzernbestandteil. Inzwischen bietet das Unternehmen mit seinen "Hush Puppies" somit seit mehr als 50 Jahren qualitativ hochwertiges, modisches und besonders bequemes Schuhwerk für die ganze Familie, ausgestattet mit einer besonderen Qualitätsgarantie. Mehr-Marken-Strategie Bei den Marken Wolverine und Hush Puppies blieb es aber nicht, und durch Eigenentwicklungen, aber auch durch Akquisitionen, kamen weitere Marken hinzu. Heute sind es insgesamt zwölf. Davon neun eigene, wie beispielsweise noch Bates, Chaco und Cushe. Daneben hat sich der Konzern die Lizenzen an den bekannten Marken CAT Footwear, Harley-Davidson Footwear und Patagonia Footwear gesichert. 2009 vermarktete der Konzern insgesamt rund 43 Mio. Paar Schuhe in etwa 180 Ländern und Regionen der Welt. Das Sortiment umfasst dabei eine große Palette an Schuhen, Stiefeln und Sandalen. Die Vision ist, der Kundschaft innovatives, qualitativ hochwertiges Schuhwerk zu bieten, das Mode und Zweck vereint. Neben bequemem Schuhwerk liegt der Fokus dabei vor allem auf Outdoor-, Arbeits- sowie Sicherheitsschuhen. Daneben bietet Wolverine unter einigen Marken auch Bekleidung, Uhren, Socken, Handtaschen und Handschuhe an. Produziert werden die meisten Produkte, rund 93%, durch Dritte, vor allem in Asien und Südamerika. Prognosen angehoben Die Mehr-Marken-Strategie und der weltweite Absatz über verschiedene Vertriebskanäle mit Großhandel und Einzelhandel (eigene Läden und Internetshops) sind wichtige Erfolgsfaktoren. Ein klarer Pluspunkt sind außerdem die finanzielle Disziplin sowie die Finanzstärke des Konzerns. Er hat faktisch keine langfristigen Schulden, und die Bilanz ist eine der solidesten in der Branche. Dadurch hat er den Spielraum, das Geschäft weiter konsequent auszubauen und dürfte damit seinen Aktionären weiterhin Freude bereiten. So auch 2010. Nach den ersten neun Monaten ist Wolverine auf Kurs, im Gesamtjahr die bisherigen Höchstwerte von 2008 zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Seinerzeit wurden 1,22 Mrd. US-Dollar umgesetzt und ein EPS von 1,90 US-Dollar erzielt. 2009 gab es dann einen Umsatzrückgang auf 1,1 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn je Aktie schrumpfte auf 1,24 US- Dollar, unter anderem belastet durch 0,53 US-Dollar Restrukturierungskosten. Angesichts der starken Performance in den ersten drei Quartalen stockte Wolverine die Prognosen für 2010 auf. Der Konzern rechnet nun mit einem Umsatz zwischen 1,2 und 1,22 Mrd. US-Dollar, nach bisher 1,19 bis 1,22 Mrd. US-Dollar. Damit geht er nun von einem Wachstum zwischen 9% und 10,8% zum Vorjahr aus. Beim EPS rechnet die Gesellschaft jetzt ferner mit 1,98 bis 2,02 US-Dollar. Bislang hatte sie 1,92 bis 1,98 US-Dollar in Aussicht gestellt, nach 1,24 US-Dollar 2009. Das um Sondereffekte bereinigte EPS soll von 1,77 auf 2,04 bis 2,08 US-Dollar (zuvor 1,98 bis 2,04 US-Dollar) zulegen, was einem Wachstum von 15,3% bis 17,5% entspricht. Fazit: Nach dem rezessionsbedingt rückläufigen Ergebnis im Vorjahr glänzte Wolverine im dritten Quartal sowie in den ersten neun Monaten insgesamt mit sehr guten Geschäftszahlen. Auch künftig sollte das Unternehmen weiter profitabel wachsen. Basis dafür sind ein starkes Portfolio an weltweit bekannten Marken, eine treue Kundschaft sowie die über Jahrzehnte verdiente Reputation, qualitativ hochwertige Produkte und einen exzellenten Service zu bieten. Mit dem starken und widerstandsfähigen Geschäftsmodell sowie einer in der Branche so nicht oft zu findenden finanziellen Stärke macht die Gesellschaft ihrem Namenspaten, gemessen an dessen Attributen robust, stark und widerstandsfähig, alle Ehre und ist damit für langfristige Investoren interessant.

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