Wieder nur ein Korrektürchen - was alles nicht passierte

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 10.09.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Noch vor zwei Wochen warnte ich Sie vor einer möglichen Korrektur, und tatsächlich korrigierten DAX und Dow Jones innerhalb weniger Tage um knapp 5%. Ich hatte jedoch nach den 50% Kursgewinn im vergangenen halben Jahr eine heftigere Korrektur erwartet: Vor ihrem Geschäftsjahresende hätten meiner Erwartung nach Fonds verstärkt ihre Jahresgewinne sichern und Verlustbringer steuerlich verwertbar verkaufen müssen.


Doch daraus wurde wieder nichts. Fonds bleiben auf ihren Positionen sitzen und die Pakete, die auf den Markt kommen, werden bei Kursrückgängen von knapp 5% gierig von anderen Anlegern aufgegriffen. So eilt der DAX schon wieder von Jahreshoch zu Jahreshoch, ehe wir uns nennenswert um neue Positionen kümmern konnten.

An diesen Entwicklungen können Sie den Vorteil von Trailing Stopp Loss Aufträgen sehen: Für einige unserer Langfrist-Positionen hatte ich einen Trailing Stopp Loss von 5% unter dem jeweiligen Höchstkurs ausgegeben. Die meisten unserer Positionen blieben somit im Portfolio, wir brauchen also kaum aufzustocken. Gleichzeitig hat eine unserer Ölpositionen ihr Kursziel erreicht und wir haben wieder Platz im langfristigen Portfolio für einen neuen Wert. Im nächsten Kapitel stelle ich Ihnen einen Wert vor, der in der jüngsten Korrektur überproportional Federn lassen musste.

Aber woran liegt es, dass die Korrektur wieder nur ein Korrektürchen blieb? Ein Korrek"türchen", durch das kaum ein neuer Anleger passte?

Nun, es scheint, die Fonds bleiben, wie eingangs beschrieben, bei Ihren Positionen, weil viele Aktien derzeit die beste Anlagealternative darstellen. In der heutigen Leserfrage zeige ich Ihnen den Vergleich zwischen Anleihen und Aktien: Man kann ein KGV für Anleihen oder aber auch eine Rendite für Aktien ausrechnen und die beiden Anlagealternativen direkt miteinander vergleichen. Selbst wenn Sie noch einen kleinen Risikoaufschlag für die Aktien zahlen, ist deren Rendite derzeit viel attraktiver als die von Anleihen.

Aber noch mehr Dinge sind nicht passiert: So warten wir in diesen Tagen vergeblich auf die ersten Gewinnwarnungen. Im Oktober stehen wieder Quartalsergebnisse an und sollten die Geschäfte schlechter laufen als prognostiziert, so wird dies spätestens im September zur Gewissheit und CEOs sind verpflichtet eine solche Information frühzeitig zu veröffentlichten. Doch wir hören nichts. Sollte es den Unternehmen in der schlimmsten Wirtschaftsdepression der Nachkriegszeit etwa gut gehen? Hmmm, ich bin mal gespannt, was die Kritiker dazu sagen, die mich Anfang März bei meiner Kaufempfehlung in der Luft zerreißen wollten.

Erinnern Sie sich an das Bush-Geschenk im Frühjahr 2008? Jeder US-Bürger erhielt ein Steuergeschenk von 100 USD. Ich habe dieses Steuergeschenk damals scharf kritisiert, es konnte die wahren Probleme nicht lösen (Immobilien- und Finanzkrise). Aber das Steuergeschenk hat beim Einzelhandel für einen Umsatzschub gesorgt.

Heute ist die Arbeitslosigkeit höher als damals und die Medien haben sich darauf eingeschossen, dass die Einzelhandelsumsätze im diesjährigen Back-to-School Geschäft (Schulanfang) dramatisch einbrechen müssen. Die Amerikaner sparen wieder mehr und konsumieren weniger, sie bekommen keine Kredite mehr und viele haben ihre Jobs verloren. Wie kommt es da, dass der Einzelhandel von guten Umsätzen spricht? Ohne Steuergeschenk, ohne Kredite, ohne Arbeit, ...? Da stimmt doch was nicht, und ich sage Ihnen was das ist: Die Wirtschaft erlebt einen Aufschwung!

Die Chipindustrie meldet weiter steigende Umsatzzahlen. Vor einigen Wochen noch sprach man von Lagerkäufen: Nachdem in der Krise die Lager leerverkauft wurden, müssen die Technologieproduzenten nun wieder Chips der neuen Generation einkaufen. Doch überall wartet man darauf, dass die Technologiehersteller (Apple, Dell, Hewlett Packard, research in Motion, ...) auf ihren Produkten sitzen bleiben. Das ist aber nicht der Fall, die Technologieunternehmen haben ihre Lager schon lange befüllt und bestellen eifrig weiter.

Selbiges gilt für die Rohstoffbranche: Die Lagervorräte vieler Rohstoffe sind wieder kräftig angestiegen, doch entgegen der Prognosen hören die Produzenten auch hier nicht auf zu bestellen, sondern kaufen eifrig weiter. Erfolgt hier eine fatale Überproduktion? Oder steht es um die Nachfrage doch nicht so schlecht, wie uns glauben gemacht wird?

Die Abwrackprämien laufen weltweit aus und, oh Wunder, der Umsatz bei den Autohändlern bricht nicht weg. Es werden weiter Autos gekauft. Und das bei einem Ölpreis von 70 USD/Fass.

Und in diese ausbleibenden Hiobsbotschaften hinein, in diese Stille hinein kommen die US-Notenbank sowie die EZB mit der Meldung, dass die Konjunktur Fahrt aufnimmt.

Ja, die Liquiditätsspritzen scheinen ihren Zweck zu erfüllen und wir können nun mit ansehen, wie die Konjunktur an Fahrt gewinnt. Die Notenbanken haben signalisiert, dass sie nicht sofort die Liquidität aus dem Markt nehmen werden, wenn die Konjunktur anspringt, sondern ihre Niedrigzinspolitik für einige Zeit aufrecht erhalten werden. Es wird also weiter aufwärts gehen.

Ich bin es mittlerweile Leid darüber zu diskutieren, dass wir nur einen „Scheinaufschwung" haben, weil die Probleme noch lange nicht behoben sind. Ja, die Probleme sind noch lange nicht behoben. Aber der Aufschwung ist real und 50% Kursgewinn haben wir schon all jenen voraus, die seit März diesen Jahres diesen Aufschwung klein reden.

Ach, da sind noch ein paar Meldungen, die ich vermisse: Die Arbeitslosenquote in den USA ist noch immer nicht über 10% gestiegen. Vor sechs Monaten wollten mich Stimmen überzeugen, das 12% Arbeitslosenquote in den USA unvermeidbar seien. Doch nichts dergleichen ist passiert.

Und wissen Sie was jetzt kommt: Jetzt kommt die Zeit nach Lehman Brothers. Heute vor einem Jahr ist Lehman Brothers Pleite gegangen, das Weltfinanzsystem erlitt einen großen Vertrauensschaden, Finanzierungswege brachen ein und die Weltwirtschaft stoppte. Wenn Sie sich die Statistiken im Nachhinein nochmals anschauen, werden Sie feststellen, wie dramatisch die Auswirkung der Lehman-Pleite tatsächlich war.

Bestehende Geschäfte wurden storniert, Umsatz und Gewinn brachen allerorten ein.

Im Oktober werden wir wieder Quartalszahlen präsentiert bekommen. Während in den vergangenen Quartalen Umsatz und Gewinn im Jahresvergleich stets gegen eine Welt vor der Lehman-Pleite antreten mussten, werden Sie ab Oktober Jahresvergleiche sehen, in denen die Lehman Pleite keine Verzerrung mehr darstellt. Es wird wieder steigende Umsätze und Gewinne geben.

Double Dip Rezession? Vergessen Sie's. Wenn Sie glauben in den 90er Jahren eine Jahrhundert-Rallye erlebt zu haben, dann warten Sie mal ab, was Sie die nächsten zwei Jahren erleben werden.
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