Weshalb Rohöl jetzt interessant sein könnte

Veröffentlicht am 19.01.2009

Das gesamte letzte Jahrhundert hindurch galt Öl als Synonym für Reichtum. In Ländern, die Ölquellen besaßen, verwandelten sich öde Wüsten in glitzernde Oasen des Wohlstandes. Wer sich der Erdölförderung verschrieb, der galt als gemachter Mann. Auch die Unterhaltungsindustrie konnte am Ölthema gut verdienen.


Serien um reiche Ölfamilien wie die fiktiven Ewings in „Dallas“ wurden zum Welterfolg. Das Ölkartell OPEC ist regelmäßig mit Meldungen über Fördermengen in der Presse, mit denen Einfluss auf politische und wirtschaftliche Entscheider genommen wird. Und letztlich zwingt der Ölpreis die Endverbraucher zum Umdenken beim Autofahren.

Auch Kleinanleger entdecken das Öl als interessante Trading-Möglichkeit, denn Rohöl wird als ETF, Future und CFD von so gut wie allen Brokern angeboten. Dabei gibt es oft zwei Sorten zur Auswahl: die europäische Sorte Brent und die amerikanische Sorte WTI Crude. Die Namen können je nach Anbieter variieren. Die Preise für beide Sorten sind leicht unterschiedlich, bewegen sich aber in der Regel gemeinsam, d.h. wenn der Ölpreis in den USA steigt, dann steigt er auch in Europa.

Wie ist die Preiskurve für Rohöl einzuschätzen? Dazu muss man zunächst in die jüngere Vergangenheit blicken. In den letzten zwei Jahren hat Öl eine Bewegung erlebt, die bisher unmöglich schien. Als Öl über 50 US-Dollar notierte, wurden Warnungen vor einem Preis bei 100 US-Dollar belächelt. Als er 100 US-Dollar erreicht hatte, sprachen viele schon von einem unhaltbaren Niveau. Bei Preisen um 150 US-Dollar schließlich wurden Prognosen von 200 US-Dollar pro Barrel laut, obwohl die Ölversorgung zu keinem Zeitpunkt gefährdet war, und dank neuer Techniken immer entlegenere Lagerstätten ausgebeutet werden können. Als schließlich der US-Kongress bekannt gab, Trading-Praktiken im Ölmarkt zu untersuchen, um Preismanipulationen zu stoppen, drehte der Ölpreis, und es setzte eine Verkaufswelle ein. Offiziell entlarvte die Kongressuntersuchung keine Hauptverantwortlichen, und als Grund für die Preisschwankung wird gerne die Angst vor dem Ölbedarf der Emerging Markets genannt. Doch auch diese Länder brauchen auch während eines Konjunktureinbruchs nach wie vor Öl. Ob Massenhysterie, Strafandrohung, Wirtschaftsflaute oder Fördermengen – die wirklichen Gründe bleiben Spekulation. Tatsache ist ein sinkender Ölpreis, der im Dezember 2008 vorübergehend unter 40 US-Dollar lag.

Zum Jahresbeginn ist der Ölpreis wieder gestiegen (siehe Tageschart). Grund genug, einen genaueren Blick auf die Preisentwicklung zu werfen. Es fällt zunächst auf, dass der Kurs einen Abwärtstrendkanal verlassen hat, in dem er seit Oktober gefangen war. Tatsächlich begann die Abwärtsbewegung sogar schon im Juli. Nun ist der Preis nach oben ausgebrochen und hat bei 55 US-Dollar gedreht. Dafür gab es zwei gute Gründe: Erstens lag auf diesem Niveau das letzte Hoch vom Dezember, zweitens stieß der Preis auf den 50-Tage-Durchschnitt, der in vielen Tagescharts verwendet wird. Entsprechend heftig war die Reaktion nach unten. Nach einer kleinen Kerze der Unsicherheit rutschte der Kurs kräftig ab. Nun setzte er jedoch auf der oberen Kanalgrenze auf, die als Unterstützung dienen kann. Selbst wenn diese nicht zu einer sofortigen Gegenreaktion führt, könnte sie doch einige Tage lang bremsen, bis der Kurs auf ein Niveau von 40 US-Dollar gesunken ist. In diesem Bereich liegt nicht nur das letzte Tief, es handelt sich dabei auch um eine runde Zahl. Und eine solche psychologisch wichtige Marke wird gerne beachtet. Darüber hinaus gibt es noch einen Grund, der für einen Anstieg im Öl spricht. Es ist nicht wirtschaftlich, schwer zu erreichende Öllagerstätten unter dem Meer oder in den Polarregionen auszubeuten, solange Öl so billig ist. Wirtschaftliche Erwägungen sprechen daher dafür, dass der Ölpreis steigen muss, um die Erschließung neuer Vorkommen attraktiv zu machen. Mal ganz abgesehen davon, dass einige OPECMitglieder bereits über Geldsorgen klagen.


Fazit:

Es gibt einige Gründe für einen steigenden Ölpreis. Wer Öl als Beimischung mit CFDs handeln möchte, sollte die Charts der nächsten Tage und Wochen im Auge behalten, um diese Gelegenheit nicht zu verpassen. Selbst wenn der Einstieg nicht punktgenau erfolgt, sind auf längere Sicht steigende Preise nicht unwahrscheinlich.

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