Wer hat die griechischen Schulden?

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 25.02.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Vorab eine Richtigstellung zur Ausgabe von vergangenem Freitag: Die US-Notenbank hat nicht den Leitzins angehoben, sondern den Diskontsatz. Während der Leitzins in den USA der Zielzins der Fed ist, zu dem sich Banken ihre bei der Notenbank hinterlegten Reserven gegenseitig ausleihen können, dient der Diskontsatz als Zins für Ausleihungen der Geschäftsbanken von der Notenbank selbst. Die Relevanz des Diskontsatzes ist sehr gering, das Volumen der Ausleihungen direkt von der Notenbank betrug vor einer Woche nur rund 17 Mrd. USD. Die Ausleihungen der bei der Notenbank hinterlegten Reserven unter den Geschäftsbanken untereinander betragen ein Vielfaches davon. Somit ist die Anhebung des Diskontsatzes zum jetzigen Zeitpunkt überwiegend ein symbolisches Zeichen. Zum einen zeigt die Fed damit, dass nicht mehr so viele Geschäftsbanken direkt auf die Notenbank zugreifen, dass also das Vertrauen der Geschäftsbanken untereinander wieder vorhanden ist, so dass der rekordtiefe Diskontsatz nicht länger aufrecht erhalten bleiben muss. Zum anderen gibt die Fed durch diesen Schritt das deutliche Signal an die Märkte, dass man die Zinsen nicht zu lange auf dem niedrigen Niveau belassen wird – auch nicht den Leitzins. Meine Interpretation von vor einer Woche bleibt also gültig. Und meine vor einer Woche formulierte Überraschung war natürlich nicht angebracht, denn es war ja nicht der Leitzins, der angehoben wurde, sondern lediglich der Diskontsatz.


Wochenrückblick Die Commerzbank hat im abgelaufenen Jahr wesentlich mehr Verlust erwirtschaftet, als dies von Analysten erwartet wurde. Vorstandschef Blessing steht unter Beschuss, denn er hat die Rückzahlung der staatlichen Hilfen mit viel zu optimistischen Zielen in Aussicht gestellt, wie sich nun herausstellt. Ich habe vor einem Jahr im Heibel-Ticker PLUS eine Detailanalyse von der Commerzbank und der Deutschen Bank vorgenommen und riet damals vom Kauf der Commerzbank ab. Als Grund gab ich genau das an, was nun eingetreten ist: Die Commerzbank wird noch lange die staatlichen Hilfen zurückzahlen müssen und kann unter diesem Druck vorerst nicht so flexibel neue Geschäftsfelder aufbauen wie die Deutsche Bank. Dennoch, die Meldung der Commerzbank hat die deutschen Anleger geschockt und der DAX ist diese Woche deutlich schwächer als Dow Jones und Nikkei. Übrigens: Die Allianz ist auf der Gewinnerseite zu finden. Können Sie sich erinnern, dass die Dresdner Bank einst von der Allianz an die Commerzbank verkauft wurde? Direkt im Anschluss war die Commerzbank unter den staatlichen Rettungsschirm geflüchtet. Können Sie sich daran erinnern, dass ich hinter diesen beiden Aktionen boshaft vermutete, dass die Allianz sich ihre toxischen Derivate vom Hals schaffte? Nun, aus heutiger Sicht sieht es ziemlich stark danach aus, als sei die Vermutung begründet gewesen. Die Commerzbank verkündet eine negative Überraschung nach der anderen und ich kann mir nicht vorstellen, dass heute, drei Jahre nach Beginn der Finanzkrise, der Vorstandschef Blessing noch immer seine eigenen Bücher nicht kennt. Solche Probleme kann ich höchstens hinter der Dresdner Bank vermuten, die noch immer nicht voll von der Commerzbank verstanden wird. Und dennoch verkneift sich Blessing konsequent einen Fingerzeig auf die Dresdner Bank als schwarzes Schaf. Immerhin hatte er selbst sich für die Übernahme stark gemacht. Und als inzwischen halbstaatliches Unternehmen sitzt Blessing nun noch immer fest im Sattel, trotz der akuten Probleme. Ob man sich damals schon über die bevorstehende schwere Zeit geeinigt hatte? Die Allianz auf der anderen Seite erfreut sich wachsender Umsätze, möchte die Dividende anheben und verliert kein Wort über etwaige toxische Derivate im Bestand. Dabei trat die Allianz Branchenkennern zufolge in den vergangen Jahren immer wieder als Käufer von gerade diesen Derivaten auf. Wo sind diese Papiere hin? Nun, die Antwort muss leider Ihrer Phantasie überlassen bleiben. Doch nicht nur die Commerzbank schockierte diese Woche mit einer negativen Überraschung. Merck KGaA enttäuschte seine Aktionäre mit einer Reduzierung der eigenen Prognose. Die in der Testphase befindlichen neuen Medikamente würden mit stärkeren Risiken behaftet sein als zunächst gedacht. Die Aktie von Merck KGaA ist um 10% eingebrochen. Der Energieversorger RWE ist um 5% eingebrochen. Grund hierfür war die Veröffentlichung der Geschäftszahlen für 2009, die einen stärkeren Rückgang der Stromnachfrage im Krisenjahr auswiesen als erwartet. Gleichzeitig sprach Vorstandschef Dr. Großmann von einer nur langsamen Erholung der Energiemärkte, so dass es noch ein paar Jahre dauern werde, bis das Niveau von vor der Krise wieder erreicht werden könne. Mit einem Minus von ebenfalls 5% ist auch die Deutsche Post für das schlechte Abschneiden des DAX in dieser Woche verantwortlich. Es wird wieder einmal über die Abschaffung des Steuerprivilegs für die Deutsche Post diskutiert und so wie es aussieht könnte die Steuerfreiheit für Porto zur Jahresmitte bereits fallen. Nun, soweit ein kleiner Überblick über die Meldungen, die in dieser Woche für eine durch alle Branchen hinweg schlechte Stimmung sorgten.
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag