Weltweit operierende Brauereikonzerne geraten zunehmend unter Konsolidierungsdruck

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 10.09.2014
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Aktionärsbrief

Die globalen Branchenriesen können sich nicht auf das organische Wachstum verlassen. Das ist zum einen zu langsam und birgt zum anderen das Risiko, dass sich die Wettbewerber mittels Akquisitionen extern verstärken und man selbst schließlich ins Hintertreffen gerät. Schlimmstenfalls wird man schließlich sogar selbst zum Übernahmeziel.


Die weltweit größten Brauereien weisen bereits jetzt eine gewaltige Marktmacht auf. Laut dem Branchendienst Barth-Report teilen sich die fünf größten Brauereikonzerne die Hälfte des Weltmarktes auf und erwirtschaften zusammen 60 % des operativen Gewinns der gesamten Branche. Im Bewusstsein ihrer Ertragskraft und ihrer Fähigkeit, immense Cash flows zu erzielen, bemühen sie sich um eine voranschreitende Konsolidierung der Branche. Dazu sind sie mehr oder weniger gezwungen, ist doch das organische Wachstumspotenzial in Nordamerika und Europa mittlerweile sehr begrenzt. Letzteres dokumentieren auch die jüngsten Halbjahreszahlen. So ist bei ANHEUSER BUSCH INBEV (590 932; 86,34 €) der Bierausstoß in Europa um 5 % zurückgegangen. In Nordamerika war er um 3 % rückläufi g, wobei aber in den USA auch Lageranpassungen dafür verantwortlich waren. Allen Branchengrößen machen zunehmend auch die Spezialitäten von regionalen und lokalen Brauereien zu schaffen.

Besser sieht es in den Emerging Markets aus. SAB MILLER (861 038; 3.479 pence) beispielsweise erwirtschaftet dort bereits jetzt drei Viertel seines Umsatzes. Bei AB InBev sind es immerhin noch 50%. Da allein hier noch ernsthaftes Wachstumspotenzial lauert, konzentrieren sich die Bemühungen der Brauerei-Multis vor allem auf die aufstrebenden Märkte. Doch die Liste der aussichtsreichen Übernahmekandidaten ist kurz. Nicht auszuschließen wäre, dass AB InBev ein Gebot für SAB Miller abgibt, um seine verhältnismäßig geringe Präsenz in den Emerging Markets zu erhöhen. In Lateinamerika würden sich beide Kontrahenten gut ergänzen. In Afrika dagegen ist AB InBev so gut wie gar nicht vertreten, so dass SAB Miller auch diesbezüglich das perfekte Ziel wäre.

Die Synergien aus einer Fusion zwischen den beiden größten Brauereikonzernen der Welt werden auf 1 bis 2,5 Mrd. $ taxiert. Das ist natürlich viel, relativiert sich aber durch den zu erwartenden hohen Übernahmepreis. AB InBev wird eine stattliche Prämie auf die derzeitige Marktkapitalisierung von umgerechnet knapp 74 Mrd. $ zahlen müssen. Zum Vergleich: 2012 hatte AB InBev für die weitaus kleinere mexikanische Modelo gerade mal ein Fünftel bezahlen müssen, konnte mit dieser Akquisition aber Synergien in Höhe von ca. 1 Mrd. $ heben. Zwar hat diese Übernahme die Verschuldung in die Höhe getrieben, aber die Finanzierung einer weiteren, auch deutlich teureren Transaktion wäre für den Branchenprimus kein Problem. AB InBev setzt auf straffes Kostenmanagement, hat einen hohen Cash flow und auch die sehr niedrigen Zinsen begünstigen eine Kapitalaufnahme.

Zudem steht bei AB InBev sehr dynamisches Führungspersonal am Steuer. CEO Carlos Britos gilt als echter Macher, während Jorge Lehman eher der Stratege im Hintergrund ist. Lehman ist gemeinsam mit Investment-Legende Warren Buffett bei Heinz engagiert, hat sich aber auch bei Burger King zusammen mit brasilianischen Partnern eingekauft. Es wird gemunkelt, dass Lehman den strategischen Plan verfolgt, einen segmentübergreifenden globalen Nahrungsmittelkonzern formen zu wollen. Mit einem jährlichen Umsatz von 43,2 Mrd. € hinkt man zwar Lebensmittel- Konzernen wie Nestlé, Unilever oder Pepsico hinterher, aber das muss nicht für alle Ewigkeit so bleiben.

Eine Fusion zwischen AB InBev und SAB Miller müsste aber hohe Widerstände überwinden. So ist SAB Miller in den USA, Afrika, China und in der Türkei Joint Ventures eingegangen, die wohl Kontrollwechselklauseln unterliegen dürften. Auch in wettbewerbsrechtlicher Hinsicht müssten einige Probleme aus dem Weg geräumt werden. So wird wahrscheinlich das Gemeinschaftsunternehmen Molson Coors nicht vertikal integriert werden dürfen, so dass ein Teilverkauf vonnöten wäre.

SAB Miller wäre zwar der attraktivste, aber nicht der einzige Übernahmekandidat für AB InBev. Die weltweite Nr. 3 und Nr. 4, Heineken und Carlsberg, scheiden aber aus, da sie nicht so präsent auf den Märkten aktiv ist, auf die es AB InBev ankommt. Eine weitere, wenn auch etwas unorthodoxe Möglichkeit, durch eine Übernahme an Gewicht zu gewinnen, wäre die Akquisition des Spirituosenkonzerns DIAGEO (851 247; 1.8229 pence). Die Briten haben mit Guinness auch eine global erfolgreiche Biermarke im Portfolio und verfügen zudem über Vertriebskanäle in Ländern, in den AB InBev bisher nur schwach vertreten ist. Möglicherweise gibt es sogar ein Bietergefecht um Diageo, sind die Briten doch auch für SAB Miller interessant. Durch den Verkauf der Beteiligung an dem Hotelkonzern Tsogo hätte SAB Miller auch eine ausreichend gefüllte Kriegskasse.

Die Konsolidierungsfantasie hat sich bisher nur teilweise in den Kursen der Branchenvertreter niedergeschlagen. So ist die Bewertung von SAB Miller seit dem Jahresbeginn deutlich gestiegen. Mit einem Kurs von 3.479 pence notiert die Aktie zudem nur noch knapp unter ihrem im Frühsommer 2013 markierten Allzeithoch von 3.657 pence. Allerdings droht nach dem dynamischen Anstieg der vergangenen Monate nun auch eine Korrektur. Bei Diageo hat sich der Status eines potenziellen Übernahmekandidaten dagegen noch gar nicht in der Kursentwicklung bemerkbar gemacht. Seit Anfang 2013 tendiert der Kurs per saldo seitwärts, wenn auch auf einem hohen Niveau.

Fazit: Die Aktie von AB InBev ist und bleibt das Standardinvestment im Brauereisektor! SAB Miller ist zwar ein attraktives Übernahmeziel, aber hier sollte vor dem Einstieg entweder eine Korrektur oder das Break abgewartet werden. Diageo hat dagegen Nachholpotenzial. Carlsberg steht derzeit wegen der hohen Russlandlastigkeit nicht zur Diskussion, während Heineken zu europalastig ist.
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