Volkswirtschaftlicher Schaden von Spekulanten

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 13.05.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

„Mit Dir spiele ich nicht mehr“, sagt das eine Kind zum anderen im Sandkasten wenn es mehrfach unfair behandelt wurde. Die großen Ölkonzerne wie Exxon oder BP, aber auch ein Land wie Saudi Arabien werfen diese kindlich klare Aussage den Hedgefonds entgegen.


„Komm, wette gegen mich, egal ob auf einen steigenden oder fallenden Ölpreis – ich nehme jede Wette an“, rufen die Hedgefonds den Ölkonzernen zu. Mit ausgefeilten finanzmathematischen Methoden können sie jedes eingegangene Risiko an anderer Stelle ausgleichen, und unterm Strich verdienen sie meist nicht schlecht.

Doch die Ölkonzerne wollen nicht mehr wetten. Wenn sie auf einen fallenden Ölpreis wetten, entgehen ihnen Gewinne, sollte der Ölpreis dennoch steigen. Und auf einen steigenden Ölpreis zu wetten brauchen sie nicht, sie sitzen ja auf dem Öl und partizipieren damit ohnehin an einem Anstieg. Die Hedging- Bücher der großen Konzerne sind seit vielen Jahren geschlossen.

Das Öl, das sie zu 40 USD/Fass aus dem Boden holen, wirft genug Gewinn ab. Bei einem Ölpreis über 100 USD/Fass braucht man sich da nicht absichern, selbst ein Kurssturz um 20% würde bei den Ölkonzernen nicht mehr als ein Achselzucken initiieren.

Die Hedgefonds mit ihren finanzmathematischen Modellen gehen bei einem solchen Kurssturz reihenweise unter. Eine Volatilität über 80 gab es in den vergangenen drei Jahren nicht mehr, und daher ist so ein Ereignis manchmal in den finanzmathematischen Modellen nicht berücksichtigt.

Nachdem in der Vorwoche der Silbermarkt durch den US- Rohstoffmarkt auf ein verträgliches Niveau zurückgeholt wurde, folgte diese Woche der Ölmarkt. Die Margin (erforderliche

Sicherheitshinterlegung) für Öl wurde erhöht. Nur ein bisschen, aber wer den Silberpreiseinbruch letzte Woche verfolgt hat, dem dürfte klar sein, dass auch beim Öl die Margin in mehreren Schritten erhöht wird.

Wenn der Ölpreis über 100 USD/Fass ein Krisenniveau signalisiert, obwohl die Lager voll sind mit Öl und Ölförderer die Produktion drosseln, dann kann etwas mit der freien Preisbildung nicht stimmen. Und die US-Rohstoffbörse ist zu dem Schluss gekommen, dass zu viele Zocker den Ölpreis beeinflussen. Endlich!

Durch die Anhebung der Sicherheitsleistungen wird der Hebel, mit dem Hedgefonds unterwegs sind, reduziert. Das reale Angebot und Nachfrage gewinnen wieder ein wenig mehr an Einfluss auf die Preisbildung. Im ersten Schritt ist der Ölpreis von 110 auf

100 USD/Fass gefallen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die US-Rohstoffbörse erst bei einem Preis von 80 USD/Fass zufrieden ist.

Rohstoffpreise, insbesondere der Ölpreis, wirken wie eine Steuer auf die Wirtschaft. Ein rückläufiger Ölpreis ist also wie eine Steuersenkung, wie ein Konjunkturprogramm. Die Aktienkurse müssten eigentlich ein Freudenfeuerwerk veranstalten. Doch an den Tagen der größten Ölpreisverluste, beispielsweise am 5.5. brachen auch die Aktienindizes ein.

Ein hoher Ölpreis ist schlecht für die Wirtschaft, haben wir nun monatelang durch die Presse erfahren. Nun schreibt man, ein rückläufiger Ölpreis ist das Zeichen einer schwachen Wirtschaft. Und erneut sollen Sie um Himmels Willen auf gar keinen Fall Aktien kaufen, wenn man der Boulevardpresse glaubt!

Doch dieser Schnellschuss ist ein Trugschluss. Am Tag des Ölpreisverfalls stehen Hedgefonds extrem unter Druck Sicherheiten zu liefern. Es wird Bargeld generiert wo es nur geht, häufig natürlich dann durch den Verkauf anderer liquidier Vermögensgegenstände wie beispielsweise Aktien. Und so ist ein Aktienkurseinbruch am Tag der Margin-Calls nichts weiter als die Panik der Hedgefonds sich um jeden Preis Bargeld zu besorgen.

Wenn sich die Wogen glätten, steigen die Aktien – wie in dieser Woche zu sehen.

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