Übernahme- und Fusionsfieber in der Pharmaindustrie

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 29.04.2014
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Das Fieberthermometer für Pharmaübernahmen steigt rasant an. In den letzten Tagen ging es Schlag auf Schlag:


NOVARTIS (WKN: 904 278; 74,35 CHF) wird komplett umgebaut. Der Konzern konzentriert sich fortan auf die Kernbereiche Pharma, Augenheilkunde und Generika. Die Bereiche Impfstoffe, Tierarznei und rezeptfreie Medikamente werden abgestoßen. Für die Impfstoffsparte zahlt Glaxo-Smithkline 5,3 Mrd. $. Die Tierarznei geht für 5,4 Mrd. $ an Eli Lilly. Im Rahmen eines Joint-Ventures mit Glaxo-Smithkline wird zukünftig das Geschäft mit den rezeptfreien Medikamenten (Umsatz rund 10 Mrd. $) vertrieben. Im Gegenzug kauft Novartis das Onkologieportfolio von Glaxo-Smithkline. Für 1,6 Mrd. $ Umsatz zahlt man stolze 14,5 Mrd. $. Allerdings sind die Wachstumsraten in diesem Bereich auch zweistellig. Finanzierungsprobleme gibt es aufgrund der Spartenverkäufe und einem operativen Cashflow von über 13 Mrd. $ keine. Insgesamt ist der Umbau sehr positiv zu bewerten. Rückgerechnet auf 2013 hätte diese Konstellation eine Margensteigerung um 2,5 Prozentpunkte auf 27,2 % bedeutet.

Fazit: Wir bewerten den Umbau positiv. Neben der Erhöhung der Margenbasis wird Novartis in Zukunft auch eine höhere Wachstumsdynamik vorweisen können. Das rechtfertigt insgesamt neue Käufe. Novartis bleibt ein starkes Langfristinvestment.

VALEANT PHARMACEUTICALS will ALLERGAN (WKN: 877 437; 166 $). Das 46 Mrd. $-Gebot (160,69 $ je Aktie) für den Botox-Hersteller in der letzten Woche hat hohe Wellen geschlagen. Um das zu verhindern, versucht Allergan die mögliche Übernahme zu verteuern, setzt also eine so genannte „Giftpille“ ein. Es sollen neue Aktien ausgegeben werden, falls ein Investor auf mehr als 10 % des Kapitals aufstockt. Möglicherweise muss Valeant mehr hinlegen, um letztlich zum Zuge zu kommen. Insider halten ein neues Gebot in Höhe von 180 $ für möglich. J.P. Morgan hat das Kursziel sogar auf 190 $ erhöht. Fazit: 10 bis 15 % Chance bei 4 % Restrisiko.

Schließlich gibt es auch noch Gerüchte über ein 100 Mrd. $-Gebot von PFIZER für ASTRAZENECA (WKN: 886 455; 49,41 €). Wir berichteten bereits im Rahmen des Parkettgeflüsters in unserer letzten Ausgabe. Möglicherweise wagt Pfizer aber auch anderswo einen Übernahmeversuch, da ASTRAZENECA in der Vergangenheit abgelehnt hat. Brancheninsider sind der Meinung, dass BRISTOL-MYERS SQUIBB (WKN: 850 501; 50,71 $) sogar noch besser zu Pfizer passen würde. Eine Belebung des Pfizer-Portfolios gilt als dringend nötig. Dann wiederum müsste wohl AstraZeneca reagieren. Ins Spiel gebracht wurde bereits eine Fusion unter Gleichen mit AMGEN oder ABBVIE. 2014 wird ein gutes Jahr für Übernahmen im Pharmasektor. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Akquisitionsvolumen bereits auf 47 Mrd. $. 2013 waren es insgesamt 210 Mrd. $. Möglicherweise wird dieses Niveau 2014 deutlich übertroffen. Fazit: Titel wie AstraZeneca oder Bristol-Myers Squibb sind deshalb kaufenswert.

Auch in der Medizintechnikbranche spielt die Musik immer lauter. Zimmer Holdings, bekannt für seine Hüft- und Kniegelenke, kauft für 13,35 Mrd. $ den Rivalen Biomet. Damit soll das Angebot zur Behandlung von Gelenkproblemen erweitert werden. Biomet sollte eigentlich an die Börse gebracht werden. Der Umsatz lag 2013 bei 3 Mrd. $. Damit zahlt Zimmer den 4,5-fachen Umsatz sowie ein Gewinnmultiple jenseits der 30. Deshalb:

Werfen Sie einen Blick auf die deutsche AAP IMPLANTATE (WKN: 506 660; 3,06 €). Das Unternehmen ist ein weltweit tätiges Medizintechnikunternehmen, das Biomaterialien und Implantate entwickelt, herstellt und vermarktet, die in der Orthopädie eingesetzt werden. Zu den Produkten zählen Lochschrauben, Plattensysteme und Knochenzementprodukte. Zweistelliges Umsatzwachstum wird von EBITDA-Margen um die 20 % begleitet. 44 Mio. € Umsatz stehen gegen einen Börsenwert von 93 Mio. €. Das 2015er KGV liegt bei rund 14. Gemessen an den Multiples der Übernahme von Biomet durch Zimmer müsste AAP bei 6 € notieren. Aufgrund der unterschiedlichen Größendimensionen muss man jedoch einen Abschlag einkalkulieren. AAP gilt in Finanzkreisen als Übernahmekandidat. Unter 4,50 bis 5 € dürfte das Unternehmen aber kaum über die Ladentheke gehen. Fazit: Der jüngste Rücksetzer ist eine Kaufgelegenheit.
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