TIPP24: VOR SCHUB DURCH LIBERALISIERUNG?

Veröffentlicht am 12.01.2011

Der 8. September 2010 war der Anfang vom Ende des staatlichen Glücksspielmonopols – auch wenn die Verantwortlichen das weiterhin nicht einsehen wollen. An jenem denkwürdigen Tag hat der Europäische Gerichtshof wesentliche Regelungen des Glücksspiel-Staatsvertrags für unanwendbar erklärt. Grund ist die ungerechtfertigte Beschränkung der europäischen Grundfreiheiten.


Zudem geht der Staat seiner Aufgabe der Suchtprävention, die er im Gegenzug für seine Monopolstellung erfüllen müsste, nicht ausreichend nach. Man könnte auch sagen nicht ansatzweise. Damit dürfte nach zwei Jahren Abstinenz in Deutschland 2011 die Rückkehr der privaten Lottovermittler im Internet anstehen. Die Tipp24 SE war natürlich nicht untätig. Die Gesellschaft gründete damals in Großbritannien die Tochter mylotto und veranstaltet seitdem eine so genannte Sekundärlotterie. Das bedeutet, der Spieler nimmt nicht wirklich am deutschen Lotto teil, sondern an einer von der mylotto veranstalteten eigenen Lotterie, die sich aber exakt am deutschen Vorbild orientiert, bis hin zu den Quoten. Das ist für die Gesellschaft ein kaum zu unterschätzender Vorteil: Denn so kann man praktisch kostenlos vom Renommé einer bestehenden Lotterie profitieren, gleichzeitig dürfte einer Mehrheit der Spieler gar nicht klar sein, dass sie nicht direkt am deutschen Lotto teilnehmen. Für die Tipp24-Marge ist das ein Segen – sie ist deutlich höher als im klassischen Vermittlungsgeschäft, wo ca. 14% der Spielumsätze kassiert werden. Die Marge im Veranstaltergeschäft liegt dagegen im Mittel bei 42.5%. Gleichzeitig ist das Risiko auch etwas höher, was sich bei dem einen oder anderen Jackpot bemerkbar machte, der von Tipp24-Spielern geknackt wurde. Nachdem sich eine alte Versicherung diesbezüglich als Reinfall erwies, sind Teile der Gefahr jetzt aber erneut abgesichert. Das Management hat bereits angekündigt, sehr bald das deutsche Vermittlungsgeschäft wieder aufzunehmen, zunächst ohne das Veranstaltergeschäft auf der Insel aufzugeben. Das würde bedeuten: Über die Seite www.tipp24.com erreicht wie man wie seit zwei Jahren das Sekundärlotto, über www.tipp24.de das »echte« Lotto. Im Idealfall gäbe es keine Kannibalisierung (also Abwandern von .com auf .de), sondern Zusatzgeschäft. Natürlich muss man auch noch abwarten, wie der neue Glücksspielstaatsvertrag aussehen wird. Es ist ja fast sicher davon auszugehen, dass die Betonköpfe in unserer Regierung stur das EuGH-Urteil so weit wie nur möglich ignorieren werden. Damit sind vermutlich weitere Klagen vorprogrammiert. Das Ende des staatlichen Monopols kann mit der politischen Taktiererei allenfalls hinausgezögert, aber nicht aufgehalten werden. Je nachdem wie weit die Liberalisierung geht, ist natürlich auch eine deutliche Ausweitung des Geschäftsmodells denkbar. Eine so stark frequentierte Seite kann neben Lotterien natürlich auch andere Glücksspiele anbieten. Unter www.tipp24games.de sind bereits einige »Skill Games« online, die rechtlich nicht als Glücksspiele gelten. Der Bereich soll ausgebaut werden. Zu den Zahlen: 2010 wird die Gesellschaft wohl rund 16 Mio. EUR netto verdient haben. 2011 rechnen Analysten mit einem Gewinnsprung auf bis zu 25 Mio. EUR. Da ist natürlich einiges an Neugeschäft eingerechnet. An Cash und kurzfristigen Papieren standen zuletzt 90 Mio. EUR in der Bilanz (Ende September). Das KGV von rund 10 erscheint ausbaufähig! (dk)

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