Schweizer Nationalbank rudert zurück
Veröffentlicht von
CURT L. SCHMITT Informationsdienste
am
14.04.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:
Frankfurter Börsenbrief
Im März letz- ten Jahres hatten dieWährungshüter noch vor einem zu star- ken Franken gewarnt und angekündigt, notfalls durch eige- ne Verkäufe frisch gedruckter Noten am Devisenmarkt für eine Abschwächung zu sorgen.
Wie jetzt aus diversen State- ments zu hören, haben sich die anderen Notenbanker ohne große Öffentlichkeit die Schweizer im letzten Herbst diesbe- züglich einmal zur Brust genommen. In Bern ist man nach intensiven Beratungen zu dem Schluss gekommen, dass man nicht wie China als Manipulateur der Devisenmärkte gebrandmarkt werden möchte. Die Schweizer waren in den letzten Jahren ja besonders auf internationale Reputation bedacht, was sogar so weit ging, dass die Daten der Steuer- sünder an die USA übergeben wurden. Für den Franken ist damit der Weg für weitere Aufwertungen frei. Insbeson- dere bisher im Euro geparktes Geld wird über den Rhein wechseln.
◆ ETF’s werden im Börsenhandel immer wichtiger. Exakt vor 20 Jahren wurde in Kanada der erste ETF emittiert, vor zehn Jahren das erste Produkt in Europa. In Ausgabe 12/10 hatten wir das Thema bereits angeris- sen (bitte noch einmal nachlesen). Noch vor 4 Jahren galten die Exchange Traded Funds als Kuriosum im Bör- senhandel. Die nicht gemanagten Fonds waren ein Zwitter zwischen Aktien und Derivaten. Seit der Fastpleite einiger Emissionshäuser schauen Investoren, die bisher im Derivatemarkt zu Hause waren, verstärkt auf das Emittentenrisiko. ExchangeTraded Funds sind von ihrem Charakter her in der Regel ein Sondervermögen, das diesem Risiko nicht ausgesetzt ist. Vor allem Vermögensver walter großer institutioneller Kunden finden immer mehr Gefallen an diesen Produkten. Es ist möglich, quantitative Strategien wesentlich günstiger zu vollziehen als über den Kauf von Aktien. Nach einer Befragung setzen bisher bereits 2/3 der Institutionellen diese Produkte ein. In den USA machen ETF’s bereits 25 % des Börsenhandels aus, in Europa 14 %: Das ist aber nur die Spit- ze des Eisberges. Nur 40 % des ETF-Handels laufen überhaupt über die Börse, 60 % werden mit den Emitten- ten „over the counter“ direkt abgewickelt. In Europa bieten 35 Finanzdienstleister inzwischen 901 Produkte mit einem Gesamtvermögen von 220 Mrd. Dollar an. An diesem Markt kommt niemand vorbei.
◆ Das Gewerbeimmobilien-Thema wird quantifizierbar. In der letzten Ausgabe hatten wir das Thema er- neut aufgegriffen. Jetzt kommen noch aktuellere Zahlen auf den Tisch: Das Research-Haus DTZ Holdings aus London erwartet für die nächsten zwei Jahre eine Unterdeckung bei entsprechenden Fonds von 156 Mrd Euro. Objektfinanzierungen von rund 480 Mrd. € laufen bis Ende 2011 aus, die Hälfte davon in Spanien und im Verei- nigten Königreich. In der Hochphase des Immobilienbooms 2008 wurden für 1,8 Bio. € Fonds aufgelegt und entsprechende Projekte entwickelt. Seither sind in Kontinentaleuropa die Preise um 26 % und in U.K. sogar um 44 % gefallen. Bisher ist das nicht aufgefallen, da die Notenbanken zur Konjunkturstützung bereit waren, auch niedrigere Qualitäten zu günstigen Konditionen zu besichern. Insofern konnten die Kreditkosten niedrig gehalten werden. Die Notenbanken haben aber angekündigt, entsprechende Programme nun zurückzufahren. Auf Euro- pas Banken dürfte durch neue Kreditausfälle entsprechend noch einiges Ungemach zukommen.
Auch die US-Banken sind noch nicht aus dem Schneider. Das in New York ansässige Research-Unterneh- men CreditSights, das in der Vergangenheit mit seinen Prognosen meist ins Schwarze traf, schätzt den Bedarf für neue Rücklagen für Kreditausfälle für Bank of America, JPMorgan Chase und Wells Fargo auf 30 Mrd. Dollar. Das entspricht in etwa dem für dieses Jahr für die drei Unternehmen erwarteten Gewinn. Es geht vor allem um die nachrangig besicherten Immobilien-Kredite, deren Ausfälle zuletzt wieder zugelegt haben. Davon halten die drei genannten Banken plus der Citigroup 42 % des Gesamtmarktes, was einem Volumen von 442 Mrd. Dollar entspricht. Wie sind die Banken einzuschätzen? Auf der einen Seite läuft die operative Erholung deutlich schneller als noch im Herbst von den meisten Vorständen erwartet. Die Gewinne sprudeln, die Wachstumsraten sind auch unter Berücksichtigung des Basiseffekts äußerst beeindruckend. Die Bullen erhalten genug Munition für Optimismus. Auf der anderen Seite sehen wir auf dem Immobiliensektor noch nicht mal Anzeichen für eine Stabilisierung, geschweige denn Verbesserung, was Investments für risikoaverse Investoren mithin aus- schließt. Weiteres Problem:
Federal Reserve Bank of NewYork stellt Ge- schäftsbanken der Bilanzierung an den Pran- ger. Die Filiale der Notenbank hat dieser Tage aufgedeckt, dass in den letzten Quartalauswei- sen Goldman Sachs, Morgan Stanley, J.P. Mor- gan Chase und Citigroup die kurzfristigen Repo- Kredite für den Wertpapierhandel zum ultimo dra- stisch heruntergefahren hatten, um bei den ent- sprechenden Kennzahlen besser auszusehen. Die Verschuldungsquote habe damit bis zu 42 % unter den Hochs in der Mitte des Quartals gele- gen. Schon im März waren Einzelheiten bekannt geworden, wie Lehman Brothers kurz vor der Pleite 50 Mrd. Dollar hat verschwinden las sen. Bei dem unter Repo 105 bekannten Verfahren wurden vor dem Bilanzierungsstichtag Vermögenswerte mit einer festen Rückkaufvereinbarung veräußert. Der kurzfristig zufließende Betrag wurde mit den Schulden verrechnet. Alle berichteten Verfahren sind absolut legal, haben aber in puncto Bilanzwahrheit und Bilanzklar- heit, wie wir es aus Deutschland kennen, einen schalen Beigeschmack. Wir werden sicherlich in den näch- sten Wochen den ein oder anderen Bankwert empfehlen, Susquenna hat sich ja auch sehr ordentlich entwik- kelt. Dennoch möchten wir Sie über die Risiken nicht im Unklaren lassen, damit Sie Ihr eigenes Urteil fällen können.
Dies ist eine exklusive Leseprobe von: