Schlechte Arbeitsmarktdaten belasten

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 05.08.2010
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Heibel-Ticker Börsenbrief

Schlechte Arbeitsmarktdaten belasten die Börse Hui, soeben wurden die Arbeitsmarktdaten in den USA veröffentlicht und wie von mir befürchtet, fielen sie schlechter aus als erwartet. Mit 131.000 verlorenen Jobs im Juli landeten doppelt so viele Arbeitnehmer auf der Straße, wie befürchtet. Diese meldeten sich jedoch kaum arbeitslos, denn die Arbeitslosigkeit verharrte wider Erwarten bei 9,5%. Die wichtigere Ziffer ist jedoch die erste, die sicherlich auch durch die auslaufenden Regierungsprogramme (Volkszählung) belastet wurde. Neue Jobs wurden ebenfalls nicht so viele geschaffen wie erhofft. Statt 100.000 neuen Jobs wurden im Juli nur 71.000 neue Stellen geschaffen. Nun, die Aktienmärkte gehen gerade auf Tauchstation. Nach der Rallye der vergangenen vier Wochen ist das jedoch nicht weiter dramatisch. Die Märkte waren überkauft und eine Korrektur war fällig, ich habe daher diese Woche mehrfach zur Vorsicht gemahnt.


BP vermeldet Erfolg beim Verschliss des Bohrlochs Nachdem unzählige Versuche, das Bohrloch in 1.500 Metern Tiefe zu verschließen, Fehl geschlagen waren, wurde nun endlich ein Weg gefunden, das Leck zu verschließen. Das Drama in der Karibik wird ab heute also nicht mehr schlimmer ... aber die Folgen der 50 Mio. Fässer Öl, die in den vergangenen Monaten ins Meer geströmt sind, werden noch viele Jahre zu sehen sein. BP hat die Krise zunächst klein geredet, doch mit zunehmender Zeit immer professioneller reagiert. Anders als bei früheren Ölkatastrophen ist BP von Anfang an zu seiner Verantwortung gestanden und hat durch Teilverkäufe und Dividendenstreichung die finanzielle Voraussetzung dafür geschaffen, die bezifferbaren Kosten des Unglücks zu tragen. CEO Tony Hayward, der die Verantwortung für das Unglück übernahm, war monatelang unter Beschuss und nahm letzte Woche, also kurz vor der heutigen Erfolgsmeldung, seinen Hut. BP schafft somit die Voraussetzung für einen unbelasteten Neuanfang. Ich persönlich habe die Reaktion von CEO Hayward stets als angemessen empfunden. In einer beispiellosen Rettungsaktion hat er alles mobilisiert, was zu mobilisieren war. Der Vorwurf, er habe die Katastrophe klein geredet, ist in meinen Augen übertrieben, denn wenn man sich seine Entscheidungen anschaut, dann hat er vom ersten Augenblick an auf die größtmögliche Katastrophe reagiert. In den Medien hat er dennoch immer wieder Hoffnung auf eine schnellere Lösung geschürt, die sich jedoch nicht erfüllt haben. Aber hoffen darf man doch noch, oder? Die Aktie lässt sich nun nur noch sehr schwer bewerten. Viele Unternehmensteile wurden verkauft oder stehen noch zum Verkauf. Damit nimmt sich das Unternehmen einen Teil seines künftigen Umsatzes und Gewinns. Die genauen Zahlen lassen sich zum heutigen Zeitpunkt aber noch kaum ausrechnen, somit ist ein fairer Wert für die Aktie kaum errechenbar. Auf der anderen Seite zeichnet sich ab, dass BP eben nicht an ein anderes Unternehmen verkauft wird oder aber aus den USA oder gar von den Weltmärkten verbannt wird. Im Gegenteil, es werden nun schärfere Sicherheitsvorschriften umgesetzt und anschließend wird BP wieder den „normalen“ Geschäften nachgehen. Selbst die Ungewissheit über zu erwartende Strafzahlungen hat BP bereits gut adressiert, indem es stets für die höchsten kursierenden Gerüchte entsprechende Maßnahmen eingeleitet hat. Derzeit ist BP auf Schäden in Höhe von 20 Mrd. USD vorbereitet. So bewegt sich die Aktie nun vom Untergangsniveau zurück auf ein faires Niveau, das jedoch noch nicht bekannt ist. Ich würde sagen, die Aktie notiert im Niemandsland und wer in BP investieren möchte, der sollte eine Zockernatur haben. Ich habe das nicht. Stattdessen habe ich mir nochmals auf Kundenwunsch Transocean angeschaut, den Vermieter der Tiefseebohrinsel, die gesunken ist: TRANSOCEAN LANGFRISTIG AUSSICHTSREICH, KURZFRISTIG RISKANT Am vergangenen Freitag habe ich zu Transocean geschrieben, dass die Aktie zwar günstig bewertet ist und wie eine Rakete in die Höhe schnellen kann, wenn sie gezündet wird. Doch aufgrund der ungewissen Situation für künftige Tiefseebohrungen wäre mir diese Aktie zu spekulativ. Inzwischen hat sich genau diese Einschätzung als richtig erwiesen – in beiderlei Hinsicht. Zum einen ist die Rakete gezündet worden, denn der Kurs ist in den vergangenen vier Tagen um 25% angestiegen. Transocean hat eine Vereinbarung mit BP vorgelegt, aus der hervorgeht, dass BP den Vermieter der explodierten Bohrinsel von Schadensersatzforderungen und Strafen frei hält. Auf der anderen Seite sind inzwischen einige Umstände bekannt geworden, die sich künftig weiter belastend auswirken könnten: Transocean hatte aufgrund von unzulänglichen Sicherheitsbedingungen selber kurz vor dem Unglück eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die Sicherheitsmängel aufdecken sollte. Die Ergebnisse dieser bisher geheimen Studie weisen auf schwere Managementfehler bei Transocean hin: Instandhaltung wurde erst dann betrieben, wenn etwas wirklich ernsthaft kaputt war und Führungskräfte wurden unvorbereitet mit zu großer Verantwortung belastet. Gestern hat Transocean sein Quartalsergebnis bekanntgegeben. Der Gewinn von 2,22 USD je Aktie sah auf den ersten Blick sehr gut aus. Doch darin enthalten sind bereits Versicherungsleistungen für das Unglück in der Karibik in Höhe von 0,83 USD je Aktie. Das, um alle mit dem Unglück im Zusammenhang stehenden Kosten, bereinigte Ergebnis betrug 1,44 USD je Aktie und ist damit deutlich schlechter ausgefallen als von Analysten erwartet wurde. Das Unternehmen hat inzwischen seinen Hauptsitz in der Schweiz. Die Schweiz hat nun verhindert, dass die Dividende ausgeschüttet werden kann, bevor weitere Klarheit über eventuell gerichtlich durchsetzbare Schadensersatzforderungen herbeigeführt wurde. Transocean ist Marktführer im Bereich der Bohrinseln für Tiefseebohrungen. Ich glaube nicht, dass die USA es sich erlauben können, Tiefseebohrungen in der Karibik zu untersagen, denn das Öl wird dringend benötigt. Doch die Auflagen werden drastisch erhöht werden, Transocean wird künftig keine so große Gewinnspanne mehr haben. Daher bleibe ich bei meiner Aussage: Kurzfristig ist mir diese Aktie zu spekulativ, zu viele Damoklesschwerter kreisen über dem Unternehmen. Wer risikofreudig ist, der hat jedoch gute Chancen, seinen Einsatz bei Transocean auf Sicht von 12-18 Monaten mit einem deutlichen Kursgewinn zu versehen. Denn mittel- und langfristig werden die Vorwürfe beigelegt (oder bezahlt), die Sicherheitsbedingungen werden (teuer) umgesetzt, und das Unternehmen wird als Marktführer weiterhin eine akzeptable Gewinnmarge einstreichen. Bis es soweit ist kann die Aktie jedoch noch eine Achterbahnfahrt vollziehen. DIVIDENDE DER DEUTSCHEN POST NACH 2009 NACHZUVERSTEUERN Ein weiterer Nachtrag betrifft die von mir beschriebene Steuerfreiheit der Dividende der Deutschen Post. In der Wunschanalyse der vergangenen Woche hatte ich die Dividende der Deutschen Post als steuerfrei dargestellt. Das ist jedoch nur dann richtig, wenn Sie die Aktie vor 2009 gekauft haben. Die Dividende wirkt sich kursmindernd auf Ihren Kaufkurs aus. Sie müssen die Dividende also nicht versteuern, jedoch erhöht sich Ihr Kursgewinn um den Betrag der ausgeschütteten Dividende. Wenn Sie Ihre Aktien zu einem späteren Zeitpunkt verkaufen, dann haben Sie Abgeltungssteuer auf den Kursgewinn zu zahlen. Wer die Aktie noch vor 2009 gekauft hat, wie ich Ende 2008 empfohlen hatte, der hat inzwischen die damals geltende Spekulationsfrist von einem Jahr abgesessen und kann seine Aktien jederzeit steuerfrei verkaufen. Hier bleibt die Dividende also tatsächlich steuerfrei.
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