Sarkozy für Verbot ungedeckter Shorts

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 17.06.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Was wusste Präsident Obama zur Ölkatastrophe? Jegliche Versuche von BP, das Ölleck in 1.500 Meter Tiefe zu schließen, sind gescheitert. Die anfänglichen Schätzungen von BP, dass ca. 1.000 Fass Öl pro Tag austreten, haben sich als zu niedrig erwiesen. Nicht 5.000 Fässer täglich laufen aus, seit dieser Woche wissen wir, dass über 50.000 Fässer Öl pro Tag ins Meer fließen – und seit zwei Monaten täglich geflossen sind!


Anfänglich waren es „Gerüchte“, die Brancheninsider gestreut haben mögen. In den USA kamen immer wieder Meldungen von anderen Ölkonzernen, die öffentlich den Erfolg der Rettungsversuche von BP infrage stellten und öffentlich die Menge des austretenden Öls mit mehreren Zigtausend bezeichneten. Uns Anlegern fehlt der Zugang zu solchen Informationen, und es ist leicht, diese Informationen als gezielt gestreute Fehlinformationen zu diskreditieren, stammen sie doch zumeist von den Konkurrenten von BP, die ein Interesse daran haben könnten, BP zu schädigen. Doch es sollte einen Mann geben, der durch persönliche Interessen, Wettbewerbstaktik und Utopien hindurch den Überblick behalten kann: der US-Präsident Obama. Sie wissen, dass ich große Stücke auf Obama halte. Doch in diesem Punkt hat er sich nun nicht so vorteilhaft verhalten. Ich habe BP nach dem Unglück zum Kauf empfohlen, doch eine Hiobsbotschaft nach der anderen führte den Kurs immer tiefer und ich habe die Position schließlich mit einem Verlust von 19,9% aufgelöst. Ich hoffe, dass dies mein einziges schwarzes Schaf für das Jahr 2010 bleibt. Die Einschätzungen der Konkurrenten habe auch ich zuhauf gelesen, doch Obamas Einschätzung, dass niemand das wirkliche Ausmaß dieses Unglücks vorhersehen konnte, habe ich vertraut. Und Obamas Vertrauen in BP, das Leck zu schließen, habe ich vertraut. Doch heute, wo das Unglück retrospektiv analysiert wird, werden Argumente vorgetragen, denen zufolge es gar nicht möglich war, das Leck zu schließen. Es handelte sich lediglich um Goodwill- Aktionen von BP, Zeichen des guten Willens ohne Aussicht auf Erfolg. Und auch die Schätzung, dass nur 1.000 Fass Öl pro Tag ausströmen, wird heute mit dem Argument, dass kein Ölkonzern für 500.000 USD/Tag eine Bohrinsel mietet, wenn er ein Ölfeld mit einer so geringen Ergiebigkeit erschließt, als offensichtlich falsch entlarvt. Ein Ölkonzern gibt nur dann 500.000 USD pro Tag für eine Bohrinsel aus, wenn er sich von der zu erschließenden Ölquelle einen Umsatz von mindestens dem doppelten, also 1 Mio. USD pro Tag, verspricht. Und für 1 Mio. USD Umsatz mit Öl benötigt man 1 Mio. USD % 50 USD/Fass Öl = 20.000 Fass Öl pro Tag. Nein, das konnte niemand wissen und Obama tut richtig daran, diejenigen das Problem beheben zu lassen, die es verursacht haben. Diese Betrachtungsweise der vergangenen Wochen gerät nun ins Wanken. Kann man von dem mächtigsten Präsidenten der Welt nicht ein wenig mehr Durchsicht erwarten? … ... oder konnte er auf die Warnungen nicht hören, denn er hatte ja kurz zuvor zu den bestehenden Konditionen mit den (nunmehr nachweislich) zu laschen Sicherheitsbestimmungen weitere Bohrungen in der Karibik zugelassen. Nun, BP hat die Dividende gestrichen und einen 20 Mrd. USD Hilfsfonds für die Geschädigten aus der Ölkrise aufgelegt. Der Kurs hat sich seit dieser Entscheidung etwas erholt. Die größte Angst der vergangenen Wochen war, dass eine politische Entscheidung das Geschäftsmodell von BP kaputtmacht. Doch wenn ich mir das Verhalten von Obama im Verlauf der Unglücksbekämpfung und in dessen Vorfeld betrachte, dann fürchte ich, dass er versucht, sich ohne aufsehenerregende Entscheidungen durch das Unglück durchzuschlawinern. Unter´m Strich bleibt ein weiterer übler Nachgeschmack, dass offensichtlich individuelle politische Interessen eines Präsidenten wichtiger sind als eine bedingungslose und ehrliche Aufklärung der Bevölkerung. Für Anleger, die kürzlich erst den Minuten-Crash erlebten (6. Mai: Dow Jones fällt um 10% in wenigen Minuten) häufen sich die Anzeichen dafür, dass die Börse eher mit einem Kasino zu vergleichen ist, denn mit einem seriösen Platz für Investoren. SCHULTERSCHLUSS ZWISCHEN SARKOZY UND MERKEL Am Dienstag habe ich in einem Update die Kunden des Heibel- Ticker PLUS auf die Gründe der aktuellen Rallye aufmerksam gemacht. Meiner Ansicht nach erleben wir eine Short-Covering- Rallye, also steigende Kurse aufgrund von Deckungskäufen von Leerpositionen, die aus Angst vor weiteren Verboten zu ungedeckten Leerverkäufen losgetreten wurde. Nachdem Angela Merkel für ihren Alleingang beim Verbot ungedeckter Leerverkäufe weltweit heftig kritisiert wurde, hat nun einer der Kritiker, Frankreichs Präsident, Sarkozy, eingelenkt und sich auf die Seite von Merkel geschlagen. Gemeinsam wollen sie nun vorantreiben, Leerverkäufe in Europa zu unterbinden. Größter Widersacher ist England, denn auf der Insel findet das mit Abstand größte Volumen von Leerverkäufen statt. England kann es sich kaum leisten, nun auch noch die Finanzbranche zu vergraulen, denn mangels alternativer Industrien und durch die Finanzkrise ist es ohnehin schon schlecht um die Finanzen Englands bestellt. Die Katastrophe von BP beeinträchtigt nun noch das Geschäft des größten Steuerzahlers der Insel, mit 15% der Unternehmenssteuern des Landes trifft das Unglück in der Karibik nicht nur BP, sondern gleich ganz England. Merkel allein wurde kritisiert. Merkel und Sarkozy gemeinsam wird man zumindest anhören müssen. Und die geschwächte Position, in der sich England befindet, könnte durchaus ein Plus für Merkel und Sarkozy sein. Einer der am stärksten leerverkauften Titel, die Banco Santander, hat inzwischen um 25% zugelegt. Ich habe die Aktie in der vergangenen Ausgabe vorgestellt und denke, dass wir dort einen klassischen Short-Squeeze erleben: Leerverkäufer, die auf dem falschen Fuß erwischt wurden, müssen nun in den steigenden Kurs hinein ihre Leerpositionen auflösen, feuern den Kurs dadurch weiter an, können es sich aber nicht leisten abzuwarten, denn durch den Kursanstieg reichen die erforderlichen Sicherheitsleistungen kaum noch aus. So haben wir diese Woche heftige Kurssprünge erleben können.
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