Reifenaktien: Griffige Performance für Ihr Depot!

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 07.12.0012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Man könnte denken, dass angesichts der Absatzkrise in Europa es nicht nur vielen Autoherstellern schlecht geht, sondern auch den Herstellern von Reifenunternehmen. Überraschenderweise ist das genaue Gegenteil der Fall: Die zuletzt veröffentlichen Quartalszahlen der Branchenvertreter zeigen, dass die Reifenindustrie mehr oder weniger immun gegen die Krise ist. Obwohl beispielsweise Michelin und Continental auf wichtigen Märkten Absatzrückgänge hinnehmen mussten, konnten sie ihren Ertrag steigern. So hat die Reifensparte Contis den operativen Gewinn um gut 34 % gesteigert, während die Betriebsmarge von 12,8 % auf 15,9 % zugelegt hat.


Eine der Ursachen des Erfolgs: Im Gegensatz zu vielen Autoherstellern haben Reifenhersteller ihre geografische Diversifi kation früher begonnen und entschlossener vorangetrieben als so mancher Autohersteller. Umso massiver profi tieren die Unternehmen aus der Reifenindustrie nun von ihrer breiten Aufstellung in Übersee und vor allem in den asiatischen Wachstumsmärkten.


Ein weiterer Grund: Die Verbraucher legen zunehmend Wert auf Premium-Reifen. Autofahrer sind immer mehr bereit, Reifen aus dem oberen Preissegment zu kaufen, wo die Margen der Hersteller naturgemäß am Größten sind. Zudem werden auch immer mehr höherwertige Autos gekauft, die meistens bereits ab Werk mit Reifen der großen Premium-Marken ausgestattet sind.


Zudem steigen die Anforderungen, die an Reifen gestellt werden. Dazu tragen u. a. neue Normen bei, die eingeführt worden sind. So erhalten Autoreifen in der EU mittlerweile ein Prädikat, das die Produkte in verschiedene Energieeffi zienzklassen einteilt, ähnlich dem EU-Energielabel für Elektro-Großgeräte wie Kühlschr.nke, Waschmaschinen oder Trockner. Je geringer der Kraftstoffverbrauch ist, desto besser lässt sich ein Reifen natürlich vermarkten.


Die Reifenhersteller konnten auch das Problem der steigenden Rohstoffpreise sehr gut meistern. Vor allem im Ersatzgeschäft ist es gelungen, die stark gestiegenen Rohstoffkosten auf die Verbraucher überzuw.lzen, selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009. Zwar sah sich die Branche auch in den vergangenen Monaten mit weiteren Preissteigerungen konfrontiert, die aber geringer ausfielen als in den Vorjahren. Ohnehin gibt es auf der Produktionsseite Mittel und Wege, die steigenden Preise zumindest abzufedern. So kann beispielsweise teurer Naturkautschuk bis zu einem bestimmten Ausmaß durch synthetischen Kautschuk und Chemikalien ersetzt werden.


Ein weiterer Erfolgsbaustein: Die europäischen Reifenproduzenten meiden das niedrigere Preissegment. Hier tummelt sich massiv die Konkurrenz aus den Niedriglohnländern, allen voran China. Im Reich der Mitte tummeln sich mehr als 100 Reifenhersteller. Es ist durchaus sinnvoll, diesen hartumkämpften Marktbereich links liegen zu lassen, denn wer hier bestehen will, muss auf extrem niedriger Kostenbasis produzieren und bereit sein, sich mit papierdünnen Margen zufrieden zu geben. Zudem gibt es auch gar keine Veranlassung, sich auf dieses Marktsegment einzulassen. Schließlich umfasst allein in China das Ersatzreifengeschäft 110 Mio. Stück pro Jahr, wovon 20 bis 30 Mio. auf das überproportional wachsende Premiumsegment entfallen. Hier gibt es also genug Geld zu verdienen.


• PIRELLI (A1C 2S2; 8,90 €) hat sich im Branchenvergleich besonders positiv hervorgetan. Die Italiener haben es in den vergangenen Jahren geschafft, ihre Profitabilität stetig zu steigern. U. a. auch deswegen, weil man sich mehr auf das margenträchtigere Ersatzgeschäft konzentriert hat als ihre Wettbewerber. Pirelli sieht sich in der Lage, die konsolidierte EBIT-Marge von 12,5 % im Vorjahr auf nunmehr 14 % zu erhöhen.


Die Pirelli-Aktie zeigt seit Jahren anhaltende relative Stärke zu den Aktien ihrer Wettbewerber. So ist der Kurs in den Krisenjahren 2008 und 2009 weniger gefallen und hat sich auch in der darauffolgenden Erholungsphase besser entwickelt als die Aktien der Konkurrenz. Im laufenden Geschäftsjahr soll zwar der Umsatz um 8,7 % auf 6,15 Mrd. € zulegen, aber der Gewinn je Aktie wird voraussichtlich um rund 10 % auf 0,89 € zurückgehen. Mit einem KGV von etwas über 5 für das kommende Jahr ist die Aktie sehr günstig. Zusätzlich winkt eine Dividendenrendite von 3,7 %.


• MICHELIN (850 739; 70,69 €) hat sich ebenfalls gut geschlagen. Die Franzosen sehen sich in einem Wachstumsmarkt gut positioniert. Michelin schätzt, dass die Reifennachfrage in reifen Märkten langfristig um 1 bis 2 % p. a. steigt, während man das Wachstumspotenzial in Schwellenmärkten auf 5 bis 10 % taxiert. Im laufenden Jahr dürfte Michelin den Gewinn je Aktie um 6,50 % auf 8,73 € steigern, während der Umsatz um 4,8 % auf 21,73 Mrd. € zulegen dürfte. Das KGV per 2013 ist mit knapp 8 ebenfalls günstig.


• CONTINENTAL (543 900; 84,47 €) ist in den Krisenjahren 2008/09 unter die Räder gekommen. Auslöser war u. a. die 11,4 Mrd. € teuere Übernahme von VDO, die man 2007 getätigt hatte. In den darauffolgenden Jahren hat man aber gute Fortschritte beim Schuldenabbau gemacht. Mittlerweile brummt das Geschäft wieder. Im Gegensatz zu Pirelli und Michelin ist Continental allerdings kein reinrassiger Reifenhersteller, denn auch im Geschäftsbereich Automotive ist man ein wichtiger Zulieferer für die Autoindustrie. Dadurch allerdings ist man etwas enger mit der Autokonjunktur verbandelt als es bei den anderen Reifenherstellern der Fall ist. Mit einem KGV von 8 per 2013 entspricht die Bewertung dem Branchendurchschnitt. Die Aktie zeigte in den vergangenen Monaten anhaltende relative Stärke zum Gesamtmarkt.


Fazit: Pirelli dürfte den Erfolgskurs der letzten Jahre fortsetzen und ist damit erste Wahl. Wer es etwas konservativer mag, kann auch auf Michelin zurückgreifen. Continental ist kein reinrassiger Reifenhersteller, aber dennoch ein attraktiver deutscher Industriewert, allerdings mit dem Risiko einer erhöhten Abhängigkeit von der Automobilkonjunktur.

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