Quartalsberichte

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 27.01.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Diese Woche gab es gleich eine ganze Reihe von Unternehmensmeldungen und Quartalsberichten. Allen voran hat Apple natürlich sämtliche Erwartungen pulverisiert. iPhone und iPad sind entgegen aller Unkenrufe die erfolgreichsten Verkaufsschlager des Weihnachtsgeschäfts. Apple revolutioniert einen Markt nach dem anderen.


Auch Samsung hat mit seinem Galaxy und Galaxy Note Erfolge zu feiern. So konnte das Unternehmen den besten Unternehmensgewinn der Unternehmensgeschichte ausweisen – doch von den Wachstumsraten von Apple ist man weit entfernt.

Der dritte im Bunde, Research in Motion mit seinen Blackberrys, beugte sich hingegen dem Druck der Anleger und wechselte die Unternehmensspitze aus.

Blackberry hat rückläufige Kundenzahlen zu beklagen. Lange Zeit galt das eigene Mailsystem des Unternehmens als großer Wettbewerbsvorteil: Es galt als ausfallsicher und kann die ausgetauschten Mails gegen den Einblick Dritter besser schützen als die offenen Systeme der Wettbewerber. Doch im Sommer letzten Jahres fiel das Mailsystem in London, auf das Blackberrys weltweit zugreifen, für mehrere Tage aus.

Was nutzt also die hohe Sicherheit, wenn das System nicht verfügbar ist? All die Kritiken an den fehlenden Sicherheitsmechanismen beim iPhone wurden dadurch ad acta gelegt.

Für das Blackberry wird nun also eine neue Strategie gesucht. Aktionäre von Research in Motion haben das Gründerduo Mike Lazaridis und Jim Balsillie gedrungen, die Führung abzugeben. So wurde nun ein Deutscher, Thorsten Heins, CEO des Unternehmens, das Gründerduo zieht sich in den Aufsichtsrat zurück.

Heins kommt ursprünglich von Siemens und ist seit vier Jahren COO (Chief Operating Officer) bei den Kanadiern. Der COO setzt in der Regel das um, was die Führung beschließt. Ich habe mich gefragt, wo hier der Strategiewechsel herkommen soll.

Dann habe ich ein Interview mit Heins gesehen. Er lobte darin die tiefen Marktkenntnisse des Gründerduos und betonte, dass er sich auf deren Rat verlassen könne und werde. Mit anderen Worten: Er wird weiterhin die Entscheidungen des alten Managements umsetzen. Neue Strategie? Fehlanzeige.

Es gibt einen Zeitpunkt, an dem sind kreative Gründerköpfe in einem Weltkonzern nicht mehr die richtige Führungsspitze. Strategen werden benötigt. Doch dieser Wechsel lässt bei Research in Motion auf sich warten.

Lassen Sie sich nicht von dem augenscheinlich günstigen Bewertungsniveau der Aktie blenden: Das KGV steht nur noch bei 5. Doch eine Aktie, die von 90 auf 12 Euro fallen kann, kann auch noch von 12 auf 3 Euro fallen. Ja, das Unternehmen hat seinen Wert. Doch solange kein Strategiewechsel stattfindet, wird dieser Wert weiter abnehmen. Daher würde ich trotz des augenscheinlich günstigen Bewertungsniveaus die Finger von dieser Aktie lassen.

SAP hat diese Woche wieder von sich reden gemacht: Eine operative Marge von 35% wurde als Ziel ausgegeben und ein Umsatzplus von 20% für das laufende Jahr. Damit setzt sich SAP von der ERP-Branche (Unternehmenssoftware) weit ab. Oracle hatte ja zuletzt schwache Zahlen vorgelegt und jede Menge Schuldige dafür verantwortlich gemacht - einschließlich der schlechten Konjunktursituation in Europa. Doch von schlechter Konjunktur in Europa sieht SAP nichts.

HANA heißt das Zauberwort bei SAP. Das steht für „In-Memory Appliance“ – fragen Sie mich nicht, wie SAP auf die Abkürzung HANA gekommen ist – und liefert genau das, was ich Ihnen vor einigen Wochen so vollblumig beschrieben habe: Datenauswertung in Echtzeit. Soeben erfasste Daten werden umgehend analysiert und entsprechende Auswertungen werden zur Verfügung gestellt – in Echtzeit.

Um etwas besser zu verstehen, was dahinter steht, fällt mir nur das Beispiel der Tibco-Software für Amazon ein: Wenn Sie bei Amazon nach einem bestimmten Artikel suchen, erhalten Sie gleich eine ganze Reihe von alternativen Vorschlägen bis hin zu komplementären Produkten, die das von Ihnen gesuchte sinnvoll ergänzen könnten.

Es werden Kaufverhalten anderer Käufer analysiert, die etwas ähnliches gesucht haben, und daraus werden dann Vorschläge und Werbungen generiert. Ich gebe zu, ich habe auch schön häufiger einen Vorschlag dankbar angenommen.

Eine extrem individuelle und gezielte Werbung ist möglich.

Das verbirgt sich hinter dem Bullenmarkt der Rechenzentren. Die Datenbanken werden nicht mehr gefüllt und nachts mit diversen Auswertungsprogrammen durchforstet, sondern die Datenbanken sowie die Auswertungsprogramme werden im Arbeitsspeicher der Server untergebracht und erledigen die ehemals für die Nacht vorgesehenen aufwändigen Berechnungen „on the fly“, also in Echtzeit.

Wenn Sie sich also überlegen, ob Ihr Computer 4, 8 oder gar 16 GB an Arbeitsspeicher benötigt, so stellen Sie sich die Server für diese Aufgabe mit Arbeitsspeichern in der Terrabyte-Liga vor. Zudem ermöglichen die SSDs, die Flash-Memories, einen wesentlich schnelleren Zugriff auf Festplatten als bislang und können somit teilweise als erweiterter Arbeitsspeicher gesehen werden.

Dell liefert zwar die Gehäuse für diese Server, doch das kostet nichts. Intel liefert die Prozessoren, die mit diesen gigantischen Arbeitsspeichern kommunizieren können. So können Sie vielleicht nun etwas nachvollziehen, warum die Aktien von Intel wie Phoenix aus der Asche von 13,50 auf 20 Euro gesprungen sind.

Nachdem also die Euro-Schuldenkrise etwas von den Titelseiten verschwunden ist, schauen Anleger wieder verstärkt auf Unternehmen. Und dort unterscheiden sie zwischen gut und schlecht, auch das ist eine gesunde Entwicklung. Vor einigen Wochen wurden die Märkte gemeinschaftlich bewegt, inzwischen können Sie immer wieder beobachten, wie einzelne Unternehmen einer Branche steigen während die Wettbewerber, die vielleicht nicht so gut aufgestellt sind, fallen.

Wer in der Technologiebranche nicht in den Bereichen Cloud (inklusive Echtzeit-Datenverarbeitung), mobile Datennetze (G3, G4) oder soziale Netze aufgestellt ist, der beklagt sich über die schwache Konjunktur in Europa. Die anderen gewinnen Marktanteile.

Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag