Ölaktien - wer, wie und wann?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 14.01.2015
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Goldman Sachs erwartet beim Öl im zweiten Quartal eine Bodenbildung. Das Korrekturtief in Brent Öl wird bei 42 $/Barrel gesehen. Den Durchschnittspreis sehen die Analysten bei rund 50 $ in 2015. Damit dürfte Goldman Sachs relativ nah an der Realität liegen. Ist nun die Zeit gekommen, die tiefen Kurse der Ölaktien samt Zulieferer antizyklisch zu nutzen? Ja und nein - bitte differenzieren Sie:


Die Zulieferer stehen vor extrem harten Zeiten. Auch wenn die Kurse bereits deutlich nachgegeben haben, so ist die Perspektive düster. Ein anzunehmender Ölpreis um durchschnittlich 50 $ über die nächsten 12 bis 18 Monate bedeutet für die Zulieferer in den Bilanzen ein finanzielles Desaster. Zum einen brechen die Investitionen im US-Schieferölsektor sowie bei den Ölsanden fast komplett weg. Analysten schätzen, dass die Grenzkosten - das heißt die Kosten für die Produktion eines zusätzlichen Fasses Öl - für US-Schieferöl bei rund 60 bis 70 $ liegen. Zum anderen wird es aber auch bei der herkömmlichen Exploration, wie z. B. in sehr großen Meerestiefen, unrentabel. Für einen Titel wie Transocean und andere ist das ein Drama und wir raten hier weiter ab. Für die Zulieferer darf mit Investitionskürzungen seitens der Förderer von 30 bis 50 % gerechnet werden. Bei Ölpreisen unter 40 $ sogar zwischen 50 und 70 %. Die Zahlenwerke der nächsten Quartale werden somit schrecklich. Somit dürfte es vom Timing her noch zu früh sein, jetzt schon die Zulieferer zu kaufen. Klar ist aber auch:

Richtung 2016 sollte sich der Ölpreis wieder deutlich über 60 $ stabilisieren. Da kein Produzent auf Dauer unter Kosten verkaufen kann, dürfte der ökonomische Druck zu einer Angebotsverknappung und damit mittelfristig zu höheren Preisen führen.

Bei den großen Ölmultis kommen wir einem Einstiegszeitpunkt langsam näher. Klar ist auch hier, dass die Gewinne in den nächsten Quartalen dahinschmelzen werden. Der Konsens der Analysten ist, dass die Profi te im vierten Quartal 2014 im Vergleich zum Vorjahr um rund 20 % gesunken sind. Für das erste Quartal 2015 dürfte das Minus bereits bei 25 bis 30% liegen. Das hat Folgen. Wer weniger verdient, gibt auch weniger aus. Wie bereits oben beschrieben wird das voll auf die Zulieferer durchschlagen. Die Investitionen werden auf Eis gelegt. Wenn aber weniger investiert wird, wirkt das positiv auf die Cashfl ows der Ölmultis.

Dividenden dürften weitgehend stabil bleiben. Wenn weniger investiert wird, können die Einbußen aus dem Fördergeschäft ausgeglichen und somit weiter Dividenden ausgeschüttet werden. Zwischen 1983 und 1985 lag der Ölpreis auf einem damals historischen Hoch um 30 $.

Dann kam es innerhalb von acht Monaten zu einem Absturz auf 10 $. Damals kam es zu aggressiven Kostensenkungsprogrammen. Die Investitionen wurden um rund ein Viertel gekürzt und die Anzahl der Bohrtürme in den USA hat sich halbiert. Der operative Cashflow sank aber nur um 17 %. Kein großer Player hat damals seine Dividende gesenkt. Letztlich drehten die Kurse bereits drei Monate vor dem Tief bei 10 $ wieder nach oben. Und: Die großen integrierten Ölkonzerne fördern nicht nur das schwarze Gold, sondern sie raffinieren und vermarkten es auch. Der sogenannte Downstream-Bereich profitiert von sinkenden Ölnotierungen, weil die Preise an der Tankstelle weniger schnell reagieren als an der Börse.

Das Bewertungsniveau der Ölmultis ist extrem niedrig. Es ist das niedrigste Niveau seit rund 15 Jahren (s. Grafi k Rand). Auch wenn niedrige Bewertungsansätze kein guter Timing- Indikator sind, so dürfte man mit den Ölmultis auf Sicht von zwei bis drei Jahren nicht viel falsch machen, zumal die Dividenden weitgehend stabil bleiben sollten.

TOTAL (WKN: 850 727; 41,14 €) hat den Ölpreisverfall bislang gut weggesteckt. So bleiben die Gewinne im dritten Quartal 2014 stabil. Die Bilanz ist sehr robust und sollte weiterhin eine starke Dividende ermöglichen. Wir vermuten die Dividende für 2014 im Bereich von 2,44 bis 2,55 €. Das entspricht einer Dividendenrendite von fast 6 %. Wir raten zum Kauf einer ersten Position, die zwischen 35 und 38 €, die nochmals verbilligt werden kann.

SHELL (WKN: A0D 94M; 26,88 €) schlägt sich am besten. Die Citi-Analysten schätzen, dass Royal Dutch Shell 5 % ihres Kapitals in Verlust bringenden Vorhaben gebunden hat. Wie auch Total steht Shell seit einem Jahr unter neuer Führung und setzt seither auf verbesserte Effi zienz des eingesetzten Kapitals. Das Projektportfolio wird derzeit deutlich verschlankt und neue Wachstumsinvestitionen werden sehr kritisch geprüft. Auch hier reicht die Dividendenrendite an die 6 %-Marke heran. Nochmals zur Erinnerung: 5-jährige Bundesrenditen werfen nur noch Minuszinsen ab, 10-jährige rund 0,45 %.

STATOIL (WKN: 675 213; 13,70 €) will die Dividende stabil halten. Und das trotz zuletzt roter Zahlen aufgrund von Abschreibungen. Der hohe Cashfl ow macht es möglich. So liegt die aktuelle Dividendenrendite (vierteljährliche Auszahlung) deutlich über 5 %. Wer sich hier engagieren möchte, versucht es über ein Abstauberlimit um 13 € mit einer Nachkaufoption um die 11 €.
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