Neue Zeitrechnung bei Mischfonds

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 12.02.2011
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BÖRSE am Sonntag

Mischfonds entwickeln sich zum Kassenschlager. In keine andere Fondsgattung floss 2010 so viel Geld wie in diese Produkte. Der Aufstieg kommt nicht von ungefähr. Kleine Boutiquen haben den einstmals verschlafenen Markt erobert und bieten ihren Anlegern viel Leistung für wenig Geld.


Wie aus der Investment-Statistik des BVI Bundesverband Investment und Asset Management hervorgeht, waren Mischfonds mit einem Mittelzufluss in Höhe von 14 Mrd. Euro die erfolgreichste Fondsgattung des Jahres 2010. Es folgen Aktien- und Rentenfonds mit Zuflüssen von jeweils rund 10 Mrd. Euro. Aus Geldmarktfonds zogen Anleger hingegen rund 17 Mrd. Euro ab. Und noch etwas fällt ins Auge: Nur Mischfonds und wertgesicherte Fonds konnten in den letzten fünf Jahren kontinuierlich Netto-Mittelzuflüsse verbuchen. Seit 2007 sind den Mischfonds so über 30 Mrd. Euro zugeflossen und auch ihre Zahl hat sich seitdem mehr als verdoppelt. Tatsächlich ist dieser Popularitätsschub kein Zufall. Heute vor fünf Jahren begann die Revolution Die Nische der Mischfonds hat sich in diesem Zeitraum entscheidend verändert. Zahlreiche kleine Fondsboutiquen lancierten äußerst erfolgreiche Produkte und treiben die etablierten Anbieter seitdem vor sich her. Möglich gemacht hat dies eine Gesetzesänderung. Die EU-Richtlinie UCITS-3 wurde zwar bereits 2002 verabschiedet, doch erst seit dem 13. Februar 2007 – also auf den Tag genau heute vor fünf Jahren – müssen alle Investmentfonds, die in mehreren europäischen Ländern angeboten werden, dieser Regelung entsprechen. Zwar kling der Name zunächst eher nach einer bürokratischen Einschränkung, doch das Gegenteil ist der Fall. Tatsächlich eröffnete die Verordnung den Fondsmanagern im Kern viel größere Freiheiten als früher. Sie dürfen sich seitdem auch derivativer Produkte bedienen, die zuvor ausschließlich den Hedgefonds vorbehalten waren. Dazu zählen Optionen genauso wie Swaps und Termingeschäfte. Long-Short-Strategien oder auch Leerverkäufe sind seitdem auch für Publikumsfonds möglich. Für die Fonds-Branche kam das einer Revolution gleich. Mischlinge auf der Überholspur Genutzt haben diese Chancen zuerst die kleinen, flexiblen Anbieter, sogenannte Fondsboutiquen. Für den Erfolg dieses Ansatzes steht vor allem ein Name: Edouard Carmignac. Sein Mischfonds Carmignac Patrimoine zählt seit zwei Jahren hierzulande zu den Kassenschlagern. Mit dem Erfolg explodierte das verwaltete Vermögen seiner ehemals kleinen Fondsboutique auf ein Volumen von rund 50 Mrd. Euro. Der Verkaufsschlager 2010 war laut BVI allerdings der Mischfonds Premium Management Stabilität von Allianz Global Investors (AGI), der bis zum 30. November vergangenen Jahres knapp 1,8 Mrd. Euro eingesammelt hatte. Normale Aktien- und Rentenfonds konnten da nicht mithalten: Der Rentenfonds Templeton Global Bond von Franklin Templeton und der DWSAktienfonds DWS Top Dividende folgen mit rund 1,4 beziehungsweise 1,3 Mrd. Euro erst auf dem zweiten beziehungsweise dritten Platz. Doch die Größe und die Höhe der Mittelzuflüsse sagen noch nichts über die Performance aus. Die besten Mischfonds Nach einer Auswertung des Analysehauses Lipper, die den Zeitraum der letzten drei Jahre zugrunde legt, rangiert in der Klasse der Mischfonds der Swisscanto (LU) Capital Protect 2014 (WKN: A0MUHF) mit einer Wertentwicklung von 38,5% auf Platz 1. Mit einer Wertentwicklung von 36,5% folgen knapp dahinter der ETF-Dachfonds P (WKN: 556167) auf Platz 2 und der LGT Strategy 3 Years (WKN: 964809) mit einer Performance von 36,2%. Allerdings geht der Löwenanteil der Performance des Drittplatzierten auf den Anstieg des Franken gegenüber dem Euro zurück. In der Heimatwährung Schweizer Franken legte der Fonds lediglich um rund 6% zu. Der mittlerweile berühmte Carmignac Patrimoine rangiert mit einem Wertzuwachs von rund 25,8% erst auf dem achten Platz. Von sich reden machte in den letzten Jahren aber auch der Anbieter C-Quadrat. Die Gesellschaft hat mit dem C-Quadrat Arts Total Return Global Ami (WKN: A0F5G9), dem CQuadrat Arts Total Return Dynamic (WKN: A0B6W0), dem Ariqon Konservativ T (WKN: A0KFXB) und dem C-Quadrat Arts Total Return Balanced (WKN: A0B6WX) gleich mehrere erfolgreiche Vehikel am Markt. Nicht nur auf die Performance schauen Kleine Anbieter wie C-Quadrat und LRI Invest, die sich auf wenige Fonds beschränken, könnten dank der neuen Freiheiten auch in Zukunft die Nase vorn haben. Für Kleinanleger bieten sie schließlich nicht viel weniger als eine Vermögensverwaltung. Wie die Bezeichnung impliziert, steht dabei der Kapitalerhalt im Vordergrund – und nicht das Ziel, eine bestimmte Benchmark zu schlagen. Diesem Leitbild werden die Mischfonds gerecht. Das Risiko, gemessen an der Volatilität, liegt deutlich niedriger als bei reinen Aktienfonds. Zum Vergleich Mischfonds wie der Ariqon Konservativ T oder der Ethna-Aktiv von LRI weisen auf Sicht der letzten drei Jahre eine Volatilität von 2,3% beziehungsweise 7,5% auf – reine Aktienfonds wie beispielsweise der beliebte DWS Top Dividende kommen dagegen auf 20% und mehr. Dieser risikoarme Ansatz trifft den Geschmack der deutschen Anleger. Anforderungen haben sich gewandelt Dabei waren die Mischlinge lange Zeit nicht besonders beliebt. In den Hausse-Zeiten um die Jahrtausendwende sollten in einem Aktienfonds auch nur Aktien enthalten sein und in einen Rentenfonds gehörten ausschließlich Anleihen. Ziel dieser strikten Trennung war es, einen möglichst einfachen Vergleich mit der jeweiligen Benchmark zu ermöglichen. Einige schwere Krisen und ein – für Inhaber europäischer Aktien – verlorenes Jahrzehnt später hat sich dieses Bild gründlich gewandelt. Wie Umfragen immer wieder belegen, will sich die Mehrheit der Bevölkerung nicht mit den Themen Finanzen und Geldanlage beschäftigen. Nach zwei schweren Börsenkrisen genießt die Aktienanlage bei vielen den gleichen Stellenwert wie Glücksspiel im Kasino. Doch gerade im Zuge der steigenden Anforderungen an die private Altersvorsorge sind jetzt Konzepte gefragt, die auch in turbulenten Phasen eine stabile Entwicklung gewährleisten. Mit reinen Aktienfonds ist das nicht zu schaffen. Die neue Generation der Mischfonds kommt da gerade recht. Bei der Auswahl sollten Anleger neben der historischen Performance indes immer auch einen Blick auf die Risikokennzahlen eines Fonds werfen. Erfolg hat seinen Preis Denn auch bei diesen Produkten gibt es Unterschiede. Dabei gilt: Je höher die Aktienquote, desto aggressiver das Produktkonzept und desto größer die Schwankungsbreite. Defensive Mischfonds legen in der Regel bis zu 35% in Aktien an, ausgewogene normalerweise nicht mehr als 60% und aggressive bis zu 80%. In den letzten Jahren haben sich vor allem solche Fonds besonders gut entwickelt, die einen flexiblen Anlagestil verfolgen. Allerdings lassen sich die Anbieter ihre Leistungen inzwischen auch üppig vergüten: Die beiden Dachfonds von C-Quadrat vereinnahmen neben laufenden Gebühren beispielsweise 20% aller Erträge bei neuen Fondshöchstständen (High Watermark). Auch beim Ethna Aktiv (20%), dem Carmignac Patrimoine (10%) und vielen anderen Top- Produkten werden zusätzlich zu den fixen Verwaltungsgebühren weitere von der Performance abhängige Gebühren fällig. Letztere sind in der Regel an die Erreichung einer bestimmten prozentualen Outperformance gekoppelt. Aufgrund der enormen Freiheitsgrade des Fondsmanagements sind gerade diese erfolgsabhängigen Vergütungen jedoch richtig und wichtig. Fazit Gute Mischfonds eignen sich dank ihrer geringen Schwankungsbreite vor allem zum langfristigen Vermögensaufbau. In Sachen Performance hat sich die Branche in den letzten Jahren zudem enorm gesteigert. Trotz dieser positiven Entwicklung kommen Anleger nicht umhin, das Management und den Track Record des Fonds vor einer Veranlagung genau zu prüfen.
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