Machen Cannabis-Aktien noch „High“?

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 18.02.2015
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Aktionärsbrief

Als Colorado Anfang 2014 den Handel mit Cannabis als erster Bundesstaat in den USA legalisierte, erlebte die Branche einen wahren Boom. Wie Pilze aus der Erde schossen neue Unternehmen, die sich auf den Handel mit Cannabis spezialisierten, hervor. Viele Anleger witterten das große Geld und investierten fleißig in die Rauschmittel-Aktien. Ein Plan, der zunächst auch aufging. Medbox, ein Hersteller von Verkaufsautomaten für Medikamente, stieg um mehr als 85 %. Advanced Cannabis, hier werden Räumlichkeiten und Anlagen an lizenzierte Cannabis-Pflanzer vermietet, legte um über 100 % zu und die Aktie von Growlife, quasi ein „Innenausstatter“ für den Cannabisanbau, verdreifachte sich sogar.


Viel Rauch um nichts? Mittlerweile ist in der Branche allerdings wieder Ernüchterung eingekehrt. Die Aktiengewinne der Cannabis-Highflyer von Anfang 2014 sind schon wieder fast komplett verraucht. Und viele der so hochgelobten Wertpapiere haben es nicht geschafft, ihr Pennystockniveau zu verlassen. Wer jetzt in die Branche einsteigen möchte, der sollte schon mehr als genau hinschauen und vor allen Dingen bei seiner Investmententscheidung einen klaren Kopf haben.

Vom Gold- zum Cannabisrausch? Mittlerweile ist Marihuana in 23 von 50 US-Staaten erlaubt. In den meisten Fällen zwar nur für medizinische Zwecke, trotzdem steigt die Nachfrage rasant an. Das New Yorker Analysehaus IBISWorld rechnet damit, dass die Branche im abgelaufenen Jahr einen Umsatz von 2,6 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet. Das wäre eine Steigerung zum Vorjahr von über 60 %. Weitere Studien prognostizieren sogar, dass der Umsatz bis 2018 auf 10 Mrd. US-Dollar steigen soll. Das weckt natürlich Begehrlichkeiten. Nicht nur in den USA. So wird gemunkelt, dass der Agrar-Riese Monsanto bei der Legalisierung von Cannabis in Uruguay ein nicht geringes Wörtchen mitgesprochen hat.

Schokolade macht jetzt noch glücklicher! Schon lange wird Marihuana nicht mehr nur noch im klassischen Joint konsumiert. Immer mehr Anbieter sind auf die Idee gekommen, ihren Lebensmitteln einen kleinen Kick zu verpassen. Von der E-Zigarette bis hin zur guten alten Schokolade reicht mittlerweile das Spektrum, in dem Cannabis zur Anwendung kommt. Rund um das Rauschmittel entsteht eine völlig neue Industrie, die mittlerweile auch Smart Money anlockt. Als Meilenstein bezeichnet die Branche den Einstieg des deutschstämmigen Milliardärs Peter Thiel, der mit seinen frühzeitigen Beteiligungen an Facebook und Paypal schon mehr als einmal ein gutes Händchen für gewinnbringende Investitionen bewiesen hat. Über seinen mehr als zwei Milliarden schweren Founders Fund steigt Thiel bei der Private Equity Firma Privateer Holdings ein. Ein Unternehmen, das von der zunehmenden Legalisierung von Marihuana profitieren möchte. Zuletzt konnte das Unternehmen die Erben von Reggae-Legende Bob Marley als Namensgeber für ihre Produkte gewinnen.

DEUTSCHE CANNABIS AG (WKN: A0B VVK; 0,79 €): Auch ein deutsches Unternehmen möchte mitmischen. In Deutschland wird über eine Legalisierung von Marihuana heftig diskutiert. Nun gibt es erste Anzeichen, dass sie per 2016 für Schwerkranke auf den Weg gebracht werden könnte. Zunächst aber möchte die Deutsche Cannabis AG, die am regulierten Markt der Frankfurter Börse notiert ist, von dem Wachstumsmarkt in den USA profi tieren. Die Berliner Beteiligungsgesellschaft, die Anfang 2014 unter dem Namen F.A.M.E AG noch kurz vor der Insolvenz stand, schlägt damit einen völlig neuen Weg ein. Allein die Namensänderung und die Neuausrichtung sorgten dafür, dass die Aktie sich mittlerweile vervierfacht hat. Genauere Pläne, wie sich das Unternehmen auf dem Markt positionieren möchte, hat es noch nicht vorgelegt. Erst einmal soll frisches Kapital die Kassen der Deutsche Cannabis AG füllen. So soll das Grundkapital verdreifacht werden, um die Kriegskasse für künftige Investitionen zu füllen. Bis zu 4,5 Millionen neue Aktien mit einem rechnerischen Anteil am Grundkapital von je 1 € sollen platziert werden. Nur wenn bis Ende Februar nicht mindestens 250.000 Aktien gezeichnet werden, wäre der Beschluss der Kapitalerhöhung unwirksam. Ein ambitioniertes Unterfangen, denn:

Die Frage ist nur: Wer zeichnet zu 1 €, wenn die Aktie bei 0,76 € notiert. Und selbst wenn 250.000 Aktien gezeichnet werden würden, könnte man damit keinen großen Start hinlegen. Warten Sie also ab, ob die 4,5 Mio. € auch eingesammelt werden. Danach ließe sich über ein Investment diskutieren.

Fazit: Der Markt rund um Cannabis wächst rasant, steckt aber noch in den Kinderschuhen! Aktuell liefern nicht nachhaltige Gewinne die Fantasie für steigende Aktienkurse, sondern die fortschreitende Legalisierung von Marihuana. Allerdings zeigt auch das Beispiel Deutschland, dass nicht alle Länder so liberal sind wie zum Beispiel unsere Nachbarn in Holland. Auch in den USA ist die völlige Legalisierung eher die Ausnahme als die Regel. Wer trotzdem früh in der Branche investiert sein möchte, der sollte sich zunächst auf Unternehmen konzentrieren, die Cannabis zu medizinischen Zwecken verwenden, wie Medical Marijuana (A1C 63S; 0,11$) oder Cannabis Science (A0R M6Z; 0,053 $). In diesem Bereich schreitet die Legalisierung schneller voran und neue Forschungsergebnisse könnten auch die Begehrlichkeit größerer Pharmakonzerne wecken. Allerdings sollte sich jeder Anleger des hohen Risikos, das er eingeht, bewusst sein. Der Anleger operiert hier im absoluten Pennystock-Sektor. Die Kursentwicklung der Cannabis-Aktien 2014 hat gezeigt, wie schnell es rauf und auch wieder runter gehen kann. Daher sollten, wenn überhaupt, nur kleine Positionen aufgebaut werden, die mit einem Stoppkurs, je nach Geschmack des Anlegers, abgesichert werden.
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