Luftfahrtboom - wer profitiert?
Luftfahrt ist eine der wichtigsten Dienstleistungen weltweit. Vom Billigflug für wenige Euro bis zum Päckchen von Amazon - alles wird mittlerweile geflogen. Die Luftfahrt macht inzwischen rund 8 % des weltweiten Bruttoinlandsproduktes aus. Innerhalb der nächsten 20 Jahre wird sich allein die Zahl der Passagierfl ieger mehr als verdoppeln. Der Auftragswert wird die gewaltige Summe von 4.000 Mrd. $ überschreiten. In der Branchenprognose bis 2016 erwartet die Luftfahrtorganisation IATA im Schnitt ein Wachstum von 5,3 % im Jahr.
Besonders Asien sieht sich einer schier unersättlichen Nachfrage gegenüber. Viele Einwohner der dicht besiedelten Asien- und Pazifi kregion haben die wirtschaftliche Schwelle überschritten, die ihnen genügend Geld zum Fliegen gibt, die Regierungen bauen Handelshemmnisse ab und die freien Märkte beleben das Geschäft. Die Expansion hat gerade erst begonnen. 2,5 Milliarden Menschen dürften bis 2020 zur Mittelklasse zählen. Beispiel Indonesien: Hier stieg die Zahl der Passagiere 2012 um 20 % auf 72,5 Millionen, nach plus 18 und 17 % in den beiden Vorjahren. Und dennoch: In Indonesien gibt es erst 1,3 Flugzeuge pro Million Einwohner. In Deutschland sind es 8, in den USA 19,3. In den anderen Ländern der Region sieht die Entwicklung ähnlich aus. Kommen wir zu den Profi teuren:
Die offensichtlichsten Gewinner sind die Flugzeughersteller - EADS (WKN: 938 914; 39,86 €) und BOEING. Wir gehen davon aus, dass beide Titel auf Sicht von drei Jahren um mindestens weitere 50 bis 60 % im Kurs zulegen werden. Die Kurstreiber bei EADS sind zum einen der Rückzug der Großaktionäre mit dem Ergebnis eines deutlich verringerten Staatsanteils und zum anderen der riesige Auftragsbestand, kombiniert mit deutlichen Margensteigerungen in den nächsten Jahren. Die Auffassung, dass der Gewinn je Aktie bei EADS bis 2016 im Schnitt um 30 % p. a. wachsen kann, teilen wir. Dazu kommen weitere Aktienrückkäufe und gemessen am Umsatz (2013 geschätzt rund 62 Mrd. €) sowie Auftragsbestand (über 600 Mrd. € bedeuten Auslastung für die nächsten 8 Jahre) eine niedrige Bewertung (Börsenwert 33 Mrd. €).
Bei BOEING (WKN: 850 471; 91,67 $) ist der Luftraum ebenfalls frei. Die Probleme beim Dreamliner sind weitgehend behoben. Boeing konnte im ersten Quartal 2013 einen Nettogewinn von 1,1 Mrd. $ erzielen, ein Plus von rund 10 %. Der Auftragsbestand liegt mit 392 Mrd. $ auf Rekordniveau. Gemessen an dem Bewertungsrelationen zu EADS in Bezug auf Umsatz und Auftragseingang liegt man klar im Hintertreffen. Dafür arbeitet Boeing wesentlich profitabler und bringt die Flieger deutlich schneller zur Auslieferung. Beide werden per 2014 mit KGV 12 bewertet. Angesichts der rosigen Aussichten über die nächsten Jahre ist das nicht viel.
Auch die Zulieferer-Industrie ist entzückt von dem starken Trend. Der Triebwerkhersteller MTU (WKN: A0D 9PT; 72 €) steht vor sehr starken Jahren. Die Zahlen zum ersten Quartal bestätigen dies. So schnellte der Umsatz im ersten Quartal um 35 % auf 945 Mio. € nach oben. Allerdings hat man sich diesen Umsatzzuwachs mit hohen Rabatten bei neuentwickelten Triebwerken erkauft. Deshalb gab der Nettogewinn leicht um rund 4 % nach. Das wird sich im Jahresverlauf mit Auslaufen der Rabattaktionen ändern. Die Prognose für das Gesamtjahr mit 10 bis 12 % Umsatz- und Gewinnanstieg wurde bestätigt. Der Auftragsbestand liegt bei 11,6 Mrd. €. Damit ist MTU über die nächsten drei Jahre ausgelastet. MTU profi tiert doppelt. Zum einen ist die Nachfrage nach kerosinsparenden Triebwerken enorm hoch. Zum anderen müssen die Triebwerke regelmäßig gewartet werden, auch wenn die Maschinen am Boden bleiben. KGV 14 für das laufende und 13 für das kommende Jahr stellen zwar kein Schnäppchen dar. MTU bleibt aber eines der interessantesten Trendinvestments aus dem MDAX.
Der Dow Jones-Wert UNITED TECHNOLOGIES (WKN: 852 759; 92,11 $) ist ein bedeutender Zulieferer der Luftfahrtindustrie. Knapp 40 % des Umsatzes werden in diesem Bereich erzielt. Dazu gehören der Zulieferer Goodrich sowie der Triebwerkshersteller Pratt & Whitney. Das KGV von 14 ist moderat. Mit den jüngsten Quartalszahlen hat man die Erwartungen der Wall Street weitgehend erfüllt. Der Ausblick für das laufende Jahr wurde bestätigt. Nach dem Kaufsignal bei 90 $ vollzieht der Wert gerade ein Pull Back. Mittel- bis langfristig dürften sich Käufe um 90 $ auszahlen.
Die Flughäfen in den Schwellenländern wachsen überdurchschnittlich. Eine aussichtsreiche Spezialität ist hier der mexikanische Flughafenbetreiber Grupo Aeroportuario del Centro Norte (WKN: A0L FER; 30,72 $). Das Wachstum der Gruppe ist eng mit der Wiederauferstehung der mexikanischen Wirtschaft verbunden (wir berichteten in AK 13/13, S. 2). Zweistelliges Wachstum von 15 bis 20 % p. a. infolge der Modernisierung von Flughäfen, kombiniert mit neuen Restauranteröffnungen, Einzelhandelsgeschäften, Autovermietungen sowie der Vermietung von Werbeflächen, wird mit einem KGV von rund 20 bezahlt. Das entspricht in etwa dem Branchendurchschnitt. Fraport kommt auf ein KGV von 18, wächst aber deutlich langsamer. Die Aktie wird auch in Deutschland gehandelt. Der liquidere Handel ist aber an der Nasdaq.
Ein atemberaubendes Wachstum legen auch AIRPORTS OF THAILAND (WKN: A0B 5VL; 3,75 €) hin. In den letzten sechs Jahren lag die durchschnittliche Gewinndynamik des thailändischen Flughafenbetreibers bei 36 % p. a. Der Umsatz stieg durchschnittlich um rund 10 % und die Dividende um 45 % (Dividendenrendite 2,2 %). Im März schnellte das Passagieraufkommen um 21 % gegenüber dem Vorjahr nach oben. Mit einem KGV von 17 ist die Bewertung attraktiv. Die Rally dürfte sich weiter fortsetzen.