Kuka - 600% Kursgewinn in vier Jahren

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 05.05.2016
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Ach, wäre das schön gewesen. Aber wer noch nicht dabei ist, der sollte sich nun eingestehen, diese Investmentchance verpasst zu haben. 600% Kursgewinn in vier Jahren zollen dem Geschäftserfolg mit der Industrie 4.0 bei Kuka Tribut. Das Wachstum wird anhalten, doch auch das ist im Aktienkurs bereits berücksichtigt. Die Produkte treffen den Nerv unserer Zeit, die Notwendigkeit in immer intelligentere Automatisierung zu investieren


INDUSTRIE 4.0

Das Internet der Dinge (IoT – Internet of Things), mit dem sich Geld verdienen lässt, finden Sie heute noch nicht bei Kühlschränken, die sich eigenständig ihre Milch bestellen und auch nicht bei automatischen Jalousien, die mit dem Wetterbericht kommunizieren. Das Internet der Dinge findet in der Industrie 4.0 statt: Roboter, die je nach Belastung und Nutzung automatisch neue Verschleißteile bestellen und die Instandhaltung für den Austausch der Teile planen, inklusive der Bestellung des Kundendienstes für den Roboter.

Kuka hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Entwicklung weltweit voranzutreiben. Durch definierte Mensch – Maschine – Beziehungen soll der Mensch nach wie vor steuernd und entscheidend eingreifen können, um individuelle Anforderungen zu berücksichtigen. Doch der Standard soll automatisch durchlaufen.

So schweißen und schrauben heute Roboterarme von Kuka ganze Autos zusammen. Aber auch Anlgersysteme bietet Kuka an: In Australien wurde ein Kleinteile-Lagersystem gebaut, das pro Sekunde ein Kleinteil verkauft. Roboterarme sind also nicht nur statisch montiert, sondern teilweise auch auf fahrbaren Untersätzen, und fahren automatisch an ihren Einsatzort. Zudem gibt es eine Reihe von Transport-Robotern, die Pakete und Produkte von einem Regalplatz zum anderen bewegen.

Mit Swisslog hat Kuka im vergangenen Jahr einen Anbieter von Medizin-Systemen gekauft. Das System erfüllt die hohen Auflagen, die bei der Lagerung und dem zeitnahen Abruf von beispielsweise Blutkonserven bestehen, sehr komplex aber auch sehr lukrativ.

 

INDUSTRIE ZUM INVESTIEREN GEZWUNGEN

Gerade die Anwendungen von Swisslog zeigen, wie komplex die Anwendungen heute sind. Per Knopfdruck müssen Blutkonserven mit bestimmten Eigenschaften verfügbar sein. Aber auch in der Industrie sind die Anforderungen mit dem Ziel einer 0%-Ausschussquote immer höher. Jede Maschine hat unterschiedliche Anforderungen an das für sie verwendete Schmierfett. Ein Techniker ist schnell überfordert mit der Komplexität, Systeme können das, sofern sie richtig gepflegt werden, besser.

Das geht hin bis zur erforderlichen Dokumentation der einzelnen Bestandteile von Produkten, die bis zum Zulieferer zurückverfolgt werden müssen, und darüber hinaus. Werden diese Daten immer wieder von Menschen entsprechend gepflegt, entsteht ein großer Arbeitsaufwand. Doch was systemtechnisch erfasst ist, kann auch zurückverfolgt werden.

Gleichzeitig erleben wir derzeit meiner Einschätzung nach tatsächlich eine weitere Industrielle Revolution. Einzelne Unternehmen werden immer größer und bieten damit immer komplexere Produkte an. Auch diese Komplexität ist für den Menschen schnell unüberschaubar.

So sind Investitionen in das Vorantreiben der Automatisierung nicht eine Option, sondern eine Pflicht für Unternehmen, die im internationalen Wettlauf bestehen wollen. Und dieser Wettlauf hat in den vergangenen Jahren nochmals an Geschwindigkeit zugelegt. So ist zu verstehen, dass gerade Kuka im vergangenen Jahr ein Rekordvolumen an Auftragsbestand ansammelte, nie zuvor war der Auftragseingang so hoch wie im Jahr 2015.


HEUTIGE QUARTALSZAHLEN ERWARTET SCHWACH

Nach dem Erfolgsjahr hat das erste Quartal des laufenden Jahres 2016 schwach begonnen. Der Auftragseingang ist im Vergleich zum Vorjahresquartal nur noch um 0,3% auf 746,5 Mio. Euro angestiegen. Der Auftragsbestand ging um 5,9% auf 1,7 Mrd. Euro zurück, gleichzeitig fiel der Umsatz um 12,6% auf 629 Mio. Euro. Als Grund für diesen Rückgang nennt Kuka den Umstand, dass in diesem Jahr viele Aufträge in der zweiten Jahreshälfte zur Auslieferung anstehen, derzeit geht es etwas ruhiger zu.

Der Gewinn je Aktie ist dennoch kräftig angestiegen: Insbesondere Kosteneinsparungen und weniger Investitionen führten zu einem Gewinnsprung von 22% auf 0,54 Euro je Aktie. Für den weiteren Jahresverlauf wurden aber wieder mehr Investitionen in Aussicht gestellt, der Gewinnsprung ist also eher die Ausnahme.

 

HOHES BEWERTUNGSNIVEAU FÜR ATTRAKTIVES UNTERNEHMEN

Der Umsatz wächst in den kommenden Jahren Analystenschätzungen zufolge mit 2-4% p.a., der Gewinn je Aktie steigt überproportional um 12% p.a. an. Dafür ein KGV 2017e von 24 anzusetzen halte ich für gewagt.

3 Mrd. Euro Jahresumsatz werden mit einer Marktkapitalisierung von 3,5 Mrd. Euro belegt. Die Gewinnmarge (EBIT) lag im Q1 2015 bei 8,3%, im Q1 2016 ist die Gewinnmarge auf 7,7% gesunken. Durch die Betonung der Industrie 4.0 versucht Kuka die eigenen Roboterarme als ganzheitliches System im Umfeld des Internets der Dinge zu vermarkten und verspricht dadurch mehr Kosteneinsparungen als durch das pure Ersetzen von Arbeitern im Produktionsbetrieb. Gelingt dies, dann sind auch höhere Gewinnmargen möglich, das überproportionale Gewinnwachstum könnte dann noch eine Weile anhalten.

Grundsätzlich wachsen die Bäume in der Industrie jedoch nicht in den Himmel, und Roboter sind Investitionsgüter und Investitionsgüter werden zu einem frühen Zeitpunkt vor einem erwarteten Aufschwung gekauft. Wir befinden uns nun aber nicht mehr in einem frühen Zyklus, der Aufschwung, wenn auch nur moderat, läuft schon seit drei Jahren, und so ein Zyklus läuft selten länger als zwei Jahre.

 


ERFOLGE INZWISCHEN HINREICHEND BEKANNT

Auf der Hannover Messe vor wenigen Tagen liefen Kanzlerin Angela Merkel und Präsident Barak Obama medienwirksam über die wichtigsten Stände, unter anderem auch über den Stand von Kuka. Die beiden laufen nicht zu den Unternehmen, die nach schweren Zeiten nun auf Besserung hoffen, sondern dorthin, wo Erfolge gefeiert werden können. Es ist ja mehr oder weniger eine Image-Veranstaltung.

Ich werte das als Bestätigung für die Erfolge von Kuka in den vergangenen Jahren. Entsprechend ist die Aktie von Kuka seit Anfang 2012 von 12,50 Euro um 600% auf 90 Euro gelaufen. Ja, tolle Produkte. Ja, Erfolg mit Industrie 4.0. Und ja, schlanke Produktion und hohe Profitabilität. Das alles sind Erfolge, deren Grundstein in der Vergangenheit gelegt wurde. Ich sehe wenig, was diese Erfolgsstory in naher Zukunft fortschreiben kann.
 

FAZIT: TOLLES UNTERNEHMEN MIT MODERNEN PRODUKTEN, DIE AKTIE HÄTTEN SIE HABEN SOLLEN

Manchmal muss man es einfach zugeben: Diese Investmentchance haben Sie verpasst. Ich habe immerhin in meiner Wunschanalyse im April 2013 Kuka als fair bewertet mit guten Chancen hervorgehoben und zum Kauf im Falle von günstigeren Kursen geraten, doch die Aktie wurde nicht mehr günstiger.

Und so ist das auch heute: Das Unternehmen ist gesund, die Chancen sind groß. Insbesondere China, ja schon wieder dieses Land, winkt mit einem großen Potential an Automatisierungen. Die Mittelschicht Chinas wächst, billige Arbeiter werden rar und die Automatisierung im Reich der Mitte greift um sich. Doch „Chancen" sind nicht gleich „Gewinn", und Kuka wird um Aufträge kämpfen müssen. Entsprechend verhalten sind die Wachstumsaussichten trotz der Chancen in China.

Somit bleibt Kuka nach wie vor ein gesundes Unternehmen mit hohem Bewertungsniveau und großen Chancen. Wer glaubt, die Chancen können schnell und reibungslos in Umsatz und Gewinn gewandelt werden, der kann langfristig einsteigen. Ich würde mich bei dieser Aktie zurückhalten und einmal mehr auf günstigere Kurse warten, bevor ich kaufe. Zudem ist das Risiko eines Ausverkaufs, wenn einmal überraschend schwache Zahlen vermeldet werden müssen, nach den großen Kursgewinnen der vergangenen Monate sehr hoch.

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