KTG Agrar AG: Blühende Landschaften in den neuen Ländern

Performaxx-Anlegermedien GmbH
Veröffentlicht von Performaxx-Anlegermedien GmbH am 09.05.2010
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Deutschland assoziiert man für gewöhnlich mit schwäbischen Tüftlern, die als Maschinen- und Anlagenbauer ihren jeweiligen Weltmarkt als Innovationsführer beherrschen. Dass hierzulande aber auch erfolgreich Landwirtschaft betrieben werden kann, dürfte so manchen überraschen, zumal wenn das betreffende Unternehmen an der Börse notiert ist und dort für ordentliche Schlagzeilen sorgt. Einen solchen „Exoten“ stellt die KTG Agrar aus Hamburg dar, deren Gründer kurz nach der Wiedervereinigung damit begannen, in Ostdeutschland große, zusammenhängende Agrarflächen anzukaufen bzw. zu pachten, um darauf mit modernster Technik möglichst effizient vor allem Getreide anzubauen. Seit der Jahrtausendwende wird das Geschäft unter dem heutigen Gesellschaftsdach betrieben, seit 2007 ist das Unternehmen, das inzwischen auch in Litauen große Flächen bewirtschaftet und mit insgesamt 30.000 Hektar zu den größten Agrarproduzenten Europas gehört, an der Börse notiert.


Synergetisches Geschäftsmodell Auf der Hälfte dieser Fläche verfolgt KTG ökologischen Anbau von Weizen, Roggen, Körnermais und Dinkel und ist damit sogar nach eigenen Angaben europaweit führend. Durch diese Größenordnung ist das Unternehmen in der Lage, auch Großabnehmer zu bedienen, die ansonsten auf dem von Kleinbetrieben geprägten Bio-Agrarmarkt Probleme haben, die von ihnen benötigten Volumina mit homogener Qualität zu erhalten. Auf der restlichen Fläche wird konventionelle Landwirtschaft betrieben, mit Getreide, Mais und Raps als Hauptprodukte. Und schließlich ist KTG seit 2006 als Hersteller von erneuerbarer Energie aktiv. Zu diesem Zweck betreibt das Unternehmen inzwischen elf Biogasanlagen mit einer elektrischen Anschlussleistung von rund elf Megawatt (MW), mit starker Aufwärtstendenz. Denn aufgrund der attraktiven gesetzlichen Einspeisebedingungen, die für den Zeitraum von 20 Jahren eine komfortable und verlässliche Kalkulationsgrundlage bieten, sorgen die Biogasanlagen für eine Stabilisierung der Einnahmestruktur, die ansonsten in der Landwirtschaft wegen saisonaler Zyklen sowie Wettereinflüssen häufiger starken Schwankungen ausgesetzt ist. Vor allem aber verbessert KTG mit dem Standbein Öko-Energie die eigene Margensituation. Denn nach eigenen Angaben erzielen die Hamburger in diesem Bereich EBIT-Renditen von mehr als 20 %. Dabei profitiert das Unternehmen von den hohen Synergien zwischen den Geschäftsbereichen, denn die Biogaskraftwerke stehen ausschließlich auf den Grundstücken der Agrarbetriebe und werden mit den Erzeugnissen der umliegenden Felder gespeist. Dazu zählt vor allem Energiemais, doch in zunehmendem Maße kommen auch Reststoffe wie Gras und Stroh zum Einsatz. Darüber hinaus setzt KTG verstärkt auf den Anbau von Zweitfrüchten wie etwa Hirse und Kleegras, die nach der ersten regulären Ernte im Sommer gepflanzt, im Herbst geerntet und für die Energieproduktion verwendet werden. Damit wird nicht nur der landwirtschaftliche Ertrag erhöht, sondern auch die Maschinenauslastung. Zudem verweist das Unternehmen auf den damit einhergehenden Schutzeffekt vor Nährstoffauswaschung und Erosion, da die Böden dadurch wesentlich kürzer brach liegen. Schließlich werden die Gärreste aus der Gasproduktion wiederum als Düngemittel für den Agrarbereich verwendet, wodurch die Ausgaben für Kunstdünger spürbar gesenkt werden können. Wachstum durch Kapazitätsausbau Durch den Einstieg in die Energieproduktion haben die Hanseaten ihre Umsätze zuletzt deutlich steigern können. So wurden 2008 mit 26,4 Mio. Euro 72 % mehr erlöst als 2007. Der Konzernüberschuss verbesserte sich von -2 auf 4,3 Mio. Euro. Zu dieser Entwicklung haben sowohl zusätzliche Biogaskraftwerke als auch die hohen Preise für Agrarerzeugnisse beigetragen. Aber auch der kontinuierliche Ausbau der eigenen Fläche sorgt für eine stetige Aufwärtsdynamik bei Produktion, Absatz und Erlösen. So auch im ersten Halbjahr 2009: Durch eine dynamische Flächenerweiterung um 36 % auf 29,2 Tsd. Hektar (Ende Juni gegenüber Vorjahr) erhöhte sich der Umsatz um 27 % auf 11,1 Mio. Euro, das EBIT legte sogar um 58 % (auf 3,8 Mio. Euro) und der Periodenüberschuss um 72 % auf 1,8 Mio. Euro zu. Damit dürfte auch im Gesamtjahr erneut ein deutliches Wachstum erreicht worden sein. Wir schätzen, dass gegenüber 2008 ein Umsatzwachstum von etwa 10 % und eine Gewinnsteigerung von einem Viertel erzielt wurden. Weiteres Potenzial Da zum Jahreswechsel eine neue Biogasanlage mit einer elektrischen Anschlussleistung von 3,2 Megawatt (MW) ans Netz gegangen ist und im Sommer eine weitere Anlage ihren Betrieb aufnehmen wird, ist das Wachstum auch für 2010 schon sicher. Das Unternehmen schätzt, dass allein der Energiebereich um 7 Mio. Euro zulegen wird, in maximal drei Jahren soll allein dieses Segment 30 Mio. Euro umsetzen. Da gleichzeitig der Anteil der für die Vergärung genutzten Reststoffe sowie Zweitfrüchte von derzeit 30 auf 50 % erhöht werden soll, dürfte auch die Marge dieser Sparte mindestens gleich bleiben. Um diese Expansion sowie die anhaltenden Flächenzukäufe zu finanzieren, hat KTG im März eine Kapitalerhöhung platziert und dabei 8,3 Mio. Euro eingenommen. Fazit Insgesamt stellen sich damit die Wachstumsaussichten des Agrar- und inzwischen auch Energiewertes durchaus überzeugend dar, doch die Aktie spiegelt dies bereits wider. Auf Basis der von uns unterstellten Gewinnsteigerung (+50 % gegenüber 2008, Nettomarge von 16 %) ist sie nicht mehr billig. Von einem Engagement sehen wir deswegen zum jetzigen Zeitpunkt ab, werden die Aktie aber weiterhin beobachten. Sollte die jüngste Marktverunsicherung aber noch zu stärkeren Rücksetzern führen, werden wir eine erste Positionierung erwägen.
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