Kaffee tut auch Ihrem Depot gut

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 11.06.2014
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Aktionärsbrief

In den letzten Jahren ist Kaffee von einem alltäglichen Heißgetränk zu einem Modegetränk avanciert. Das hat das Konsumverhalten signifi kant verändert. Während man sich vor einigen Jahrzehnten noch über eine Tasse „echten Filterkaffee“ gefreut hat, muss es heute dagegen ein Latte Macchiato, ein Espresso oder ein Cappuccino sein. Als erster hat STARBUCKS diesen neuen Trend erkannt und für sich genutzt. Das Unternehmen ist mittlerweile weit über den Status eines dynamischen Wachstums hinaus, sondern hat zumindest in den etablierten Industrienationen schon mit Marktsättigungstendenzen zu kämpfen.


Der Siegeszug des Kaffees ist damit aber noch längst nicht beendet. Im Gegenteil: Die veränderten Konsumgewohnheiten haben die gesamte Branche umgekrempelt, die mit Kaffee ihr Geld verdient. Auch für den zuhause getrunkenen Kaffee haben sich die Ansprüche enorm erhöht. Dazu beigetragen hat natürlich auch das vielfältige Angebot von Vollautomaten, mit denen Kaffeespezialitäten mit wenig Aufwand zubereitet werden können. Auf Endverbraucher-Ebene wird das Geschäft von einigen großen multinationalen Konzernen dominiert.

Kaffee bleibt nach wie vor ein Wachstumsmarkt. Der derzeitige jährliche Umsatz auf Endverbraucherebene beträgt rund 80 Mrd. $. Die jährliche Wachstumsrate liegt bei 7 %. Damit gehört Kaffee zu den am schnellsten wachsenden Sparten im ansonsten eher trägen Geschäft mit Lebensmitteln und Getränken. Bis 2018 soll der Kaffeumsatz dann weltweit die 100-Mrd.-$-Marke knacken.

NESTLÉ ist Marktführer im Endverbrauchergeschäft mit Kaffee, allerdings rückt die Konkurrenz nun näher auf den Pelz. Die Nummer 2 und 3, D.E. Master Blenders 1753 und Mondelez, wollen 2015 fusionieren. Dadurch versammeln sich dann so starke Marken wie Senseo und Douwe Egberts einerseits sowie Tassimo und Jacobs andererseits unter einem Dach. Der Umsatz des fusionierten Unternehmens betrüge dann beachtliche 7,3 Mrd. $, bliebe aber immer doch deutlich hinter dem des Marktführers Nestlé zurück. In geografischer Hinsicht ergänzen sich die beiden Partner perfekt, so dass Nestlé sicherlich in einigen Regionen mit spürbarem Gegenwind zu rechnen hat.

Der Zusammenschluss von D. E. Master Blenders und Mondelez wird als Startschuss für eine weitere Branchenkonsolidierung gesehen. Gemessen am Einzelhandelsumsatzwert ist immer noch rund die Hälfte des Marktes in der Hand von kleineren Anbietern. Das bietet reichlich Potenzial für weitere Zusammenschlüsse. Als mögliches Übernahmeziel wird beispielsweise die italienische Familiengesellschaft Lavazza gehandelt. Auch die Ethical Coffee Company, die von einem früheren Nespresso-Mitarbeiter gegründet wurde, dürfte im Fadenkreuz von Interessenten stehen.

NESTLÉ selbst hat zunächst keine Akquisitionspläne. Allerdings schenkt man dem organischen Wachstum eine größere Beachtung. Nachdem das Wachstum zuletzt etwas abgeflacht ist, ist tatsächlich dringender Handlungsbedarf gegeben. Die aufkommende Konkurrenz konzentriert sich vor allem auf das lukrative Portionsgeschäft mit Kaffeekapseln. Mit den ablaufenden Nestlé-Patenten bekommen einige Wettbewerber Rückenwind und versuchen, die Kunden mit preisgünstigeren Angeboten vom Marktführer wegzulocken. So ist beispielsweise vor einigen Monaten auch Aldi in das Geschäft mit Kaffeekapseln und den dazugehörigen Automaten eingestiegen. Je nach Region sind die Marktanteilsverluste Nestlés beträchtlich.

Der Kaffeekapselmarkt in den USA ist dagegen ein Sonderfall. Das Geschäft wird zu 85 % von dem frisch fusionierten Konzern Keurig Green Mountain dominiert. Nespresso versucht dort aber Boden gut zu machen. So hat man dort das „VertuoLine“-System auf dem Markt lanciert, das auf die in Nordamerika so beliebten großen Tassen ausgerichtet ist. Dennoch gestaltet sich die Situation dort für die Schweizer weiterhin schwierig. So ist erst im Februar Coca-Cola bei Keurig Green Mountain mit 10 % eingestiegen und hat seitdem seinen Anteil auf mittlerweile 16 % erhöht. Zwar zielt Coca-Cola vor allem auf die heimische Produktion von Erfrischungsgetränken und nicht aufs Kaffeegeschäft ab, aber mit der geballten Finanzkraft aus Atlanta hat Keurig Green Mountain nun natürlich auch weitaus mehr Feuerkraft als bisher.

NESTLÉ investiert weiter massiv in sein Kerngeschäftsfeld Kaffee. Soeben hat man in der Schweiz für 300 Mio. CHF die dritte Produktionsanlage für die Kapselherstellung fertiggestellt. In Deutschland baut man derzeit für 220 Mio. € eine Produktionsstätte für die Marke „Dolce Gusto“. Diese Marke soll zum dritten Standbein im Kaffeegeschäft werden. Die Sparte wird bisher dominiert von dem in der Marge bisher unübertroffenen Instantkaffee „Nescafé“ und natürlich von den „Nespresso“-Kaffeekapseln. Auch in den Emerging Markets investiert man kräftig: In Vietnam und China entstehen zurzeit Nescafé-Werke. Kostenpunkt: 360 Mio. CHF. Nestlé tut gut daran, den Kaffeebereich weiter voranzutreiben, steuert die Sparte doch ein Viertel zum Betriebsgewinn bei. Seitens des Kaffeepreises gab es seit Jahresbeginn einigen Gegenwind, aber spätestens bis zum Ende des Jahres wird eine Stabilisierung erwartet. Der Markt rechnet sowohl für dieses als auch für nächstes Jahr mit Gewinnsteigerungen bei den wichtigsten Branchenvertretern.

Fazit: KEURIG GREEN MOUNTAIN wächst von allen Branchenvertretern am dynamischsten. Allerdings nimmt die Bewertung (KGV 35 per 2014) schon einiges vorweg. MONDELEZ ist die konservativere Variante für Anleger, die auf Wachstum setzen. Marktführer NESTLÉ bietet sich dagegen für konservative Anleger an, die auf nachhaltig etabliertes Geschäftsmodell mit stetigem Wachstum setzen.
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