Installation und Wartung von Aufzügen: Eine reinrassige Wachstumsbranche

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 15.10.2014
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Aktionärsbrief

Aufzüge und Rolltreppen, dieses Geschäft klingt beim ersten Hinhören nicht besonders fesselnd. Aber der Markt wächst stetig und nachhaltig. Die wichtigsten Wachstumsimpulse kommen dabei - wenig überraschend - aus China.


Laut Credit Suisse beträgt das Volumen des Gesamtmarktes 54 Mrd. €. Das jährliche Marktwachstum seit 2008 wird auf 6 % taxiert. Das Geschäft mit Neuinstallationen wächst mit 9 % überdurchschnittlich. Weltweit werden zwei von drei Aufzügen und Rolltreppen in China in Betrieb genommen. In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Aufträge für neue Anlagen dort mehr als verfünffacht. Aber neben dem überproportionalen Wachstum ist das Reich der Mitte auch wegen eines anderen Details hochinteressant für die Branche: Mit mehr als 10 % ist die operative Marge dort unüblich hoch. Das liegt vor allem daran, dass die chinesische Regierung den sozialen Wohnungsbau zwar massiv fördert, aber zu wenige Fachkräfte und Kapazitäten vorhanden sind.

Neben China wird aber auch Indien immer interessanter für die Branche. Seit 2001 hat sich dort das Marktvolumen verfünffacht. Die absolute Anzahl der installierten Anlagen ist aber immer noch niedrig und beträgt gerade mal ein Zehntel der in China vorhandenen Anlagen. Credit Suisse geht davon aus, dass die Entwicklung in Indien der von China etwa 12 Jahre hinterherhinkt. Von besonderem Interesse ist natürlich die Frage, ob Indien in die Fußstapfen von China treten wird. Dagegen spricht, dass in Indien der Trend zur Verstädterung deutlich weniger ausgeprägt ist als in China. Dieses Manko müsste durch einen höheren Dichtegrad ausgeglichen werden. Die Aussichten sind dennoch gut: Das Branchenmagazin „Elevator World“ taxiert das jährliche Wachstum der Neuinstallationen in Indien auf 14 % bis 2018.

Die strukturelle Wachstumsstory der Aufzugs-und Rolltreppenbranche ist intakt. Credit Suisse erwartet, dass der Markt 2015 und 2016 global um jeweils 7 % zulegt. Vor allen Dingen das Wartungsgeschäft sorgt für ein stetiges und hochprofitables Wachstum. Wie in vielen anderen Branchen ist die Wartung bestehender Anlagen langfristig gesehen ein sehr viel einträglicheres Geschäft als die Errichtung neuer Anlagen. Laut Schätzungen der Credit Suisse ist im Wartungsgeschäft mit einer dauerhaften Ertragszunahme von 4 bis 5 % im Jahr zu rechnen. Wegen immer strengeren Sicherheitsvorschriften müssen die Anlagen in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs genauso intensiv gewartet werden wie in konjunkturellen Boomphasen. Deshalb weist das Wartungsgeschäft so gut wie keine Zyklik aus. Die oft jahrzehntelange Lebensdauer der Anlagen verspricht also ein stetiges und äußerst einträgliches Zusatzgeschäft. Weiterer Vorteil für die Branche: Das Servicegeschäft bindet wenig finanzielle Mittel, setzt jedoch einen hohen Cashflow frei. So konnte z. B. der finnische Hersteller Kone in den vergangenen sechs Jahren auf das eingesetzte Kapital eine Rendite von durchschnittlich 34 % erwirtschaften.

Anleger können jedoch nur eingeschränkt am florierenden Aufzuggeschäft partizipieren. Die vier Branchenführer beherrschen rund die Hälfte des weltweiten Marktes. Marktführer Otis ist ein Teil des Industriekonglomerats United Technologies. Otis ist für ein Fünftel des Umsatzes und ein Viertel des Betriebsergebnisses von United Technologies verantwortlich. In den vergangenen Jahren ist Otis kaum gewachsen, aber dank des hohen Anteils des Servicegeschäfts konnte man in den letzten Jahren eine operative Marge von über 20 % erwirtschaften.

ThyssenKrupp Elevator zeichnet zwar nur für ca. ein Sechstel des Gesamtumsatzes von ThyssenKrupp verantwortlich, ist aber dennoch der mit Abstand rentabelste Teil des Konzerns. Die Konzernmutter versucht bekannterweise durch einen Strategiewechsel die hohe Abhängigkeit vom Stahlgeschäft zu verringern. Je nachdem, wie das gelingt, birgt das hohe Chancen, aber auch Risiken. Der Effekt des soliden Aufzugsgeschäfts könnte also durch eine unerfreuliche Entwicklung in anderen Teilen des Konzerns zunichte gemacht werden, so dass die Aktie für Anleger, die möglichst reinrassig in die Aufzugsbranche investieren wollen, nicht zu empfehlen ist.

Daher ist ein Blick auf die reinrassigen Branchenvertreter vielversprechender. Zum einen die finnische KONE (A0E T4X; 30,96 €). Die Aktie hat seit 2009 eine hervorragende Performance gezeigt, läuft aber seit zwei Jahren per saldo nur noch seitwärts. Im März setzte der Kurs sogar mal um 15 % zurück, nachdem Zweifel über die Nachhaltigkeit des Geschäfts in China aufgekommen waren. Die Aktie ist mit einem KGV von 19 nicht billig, befi ndet sich aber eher in der unteren Hälfte der branchenüblichen Bewertungsbandbreite. Die Dividendenrendite ist mit 3,4 % attraktiv. Zudem wird damit gerechnet, dass Kone im 4. Quartal eine Sonderausschüttung tätigen wird, die aus dem freien Cashflow gespeist wird.

SCHINDLER (A0J EHV; 123 CHF) verfolgt einen anderen Ansatz. Die Schweizer kaufen stetig Aktien zurück, um sie dann zu vernichten. Das verleiht dem Gewinn je Aktie einen anhaltenden Rückenwind. Die Bewertung ist auf den ersten Blick fast identisch mit der von Kone. Allerdings sitzt Schindler auf 2,4 Mrd. CHF Cash. Berücksichtigt man das in der Bewertung, ergibt sich ein cashbereinigtes KGV von 17. Die Aktie hat in den letzten beiden Jahren aber ebenfalls seitwärts tendiert. Das liegt aber auch an einer intensiven Investitionsphase, die nun langsam ausläuft. Sobald der Markt erkennt, dass Schindler beginnt, die Früchte der Investitionen zu ernten, dürfte der Kurs anspringen. Fazit: SCHINDLER und KONE sind gleichermaßen ein Kauf.
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