Im 5. Monat nach dem Schock vom 01.08. gibt es bislang keine belast- bzw. erkennbaren Anzeichen für die noch immer erwartete große Rezession.

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 08.12.2011
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Actien-Börse

Und das, obwohl selbige als Grund für den Abschlag genannt wurde! Rückblick: Nach der Finanzkrise ab 2008 lag die Inkubationszeit bei etwa drei bis vier Monaten - es müsste also mittlerweile klare Anzeichen geben. Sämtliche Stimmungsindikatoren zeigen indes ein anderes Bild (siehe auch Seite 2 der letzen Ausgabe). So können Realität und Erwartungen auseinanderklaffen. Denn:


 

Es müsste deutlich mehr passieren, um eine vergleichbare Entwicklung wie in 2009 entstehen zu lassen. Insbesondere das Bild der Welt-Industrieproduktion unterscheidet sich erheblich vom damaligen Verlauf. Erst ein verschärfter Rückgang an dieser Stelle ergäbe eine wirklich kritische Ausgangslage, welches eine Rezession diskutabel macht. Und auch die Auftragseingänge spiegeln noch keine Dramatik wider. Eine entscheidende Größe ist dabei nicht nur Europa, sondern unverändert der asiatische Raum. Hier gilt:

Vorsicht vor einer falschen Interpretation der jüngsten Daten aus China! Der soeben bekannt gewordene Rückgang der Industrieproduktion beruht auf einer längst bekannten Entwicklung: Mit steigendem Wohlstand in China wird auch die Billigproduktion schwieriger. Folglich wird der Export in seiner bisherigen Dynamik verlieren und die Chinesen müssen mehr von dem konsumieren, was sie selbst im Land produzieren oder importieren. Die China-Exporte werden deshalb verhaltener wachsen, aber die Importe eher zunehmen. Und zwar im gleichen Umfang, wie der Renmimbi aufwerten muss.

Die deutsche Industrie kann diese Entwicklung gelassen betrachten.

Deutschland ist Hauptlieferant für das, was China lange benötigt und selbst nicht hat: Technische Ausrüstungen für die Verbesserung der Effizienz der eigenen Industrie, um exportfähig zu bleiben einerseits und Luxusartikel wie z. B. deutsche Autos andererseits. Deshalb ist ein Einbruch im deutschen Export aus dieser Sicht kein ernsthaftes Thema.

Der Verlauf der Auftragseingänge für die deutsche Industrie bestätigt diese Einschätzung eindrucksvoll. Eine Rezession zeichnet sich anders ab, aber eine Delle eben exakt so. Was die Grafik nicht zeigt, aber von Bedeutung ist: Die Aufträge kommen maßgeblich aus dem Ausland und betreffen Investitionsgüter, sind also produktiver Natur, und hängen nicht am Konsum bzw. breiten Stimmungsbild. Unmittelbare Folge: Deutschland arbeitet zurzeit mit dem höchsten Beschäftigungsstand aller Zeiten: Rd. 41 Mio. Erwerbstätige. Bei einer Arbeitslosenquote von 5,7 % = 2,7 Mio. Arbeitslose ist ein weiterer Ausbau fast unmöglich. Es stellt sich also die Frage:

Wie weit reichen die Potenziale für den deutschen Konsum? So weit wie noch nie, wenn 41 Mio. Beschäftigte etwas mehr an sich selbst glauben würden. Das ist in Deutschland nicht immer sicher. Gleichwohl: Das Weihnachtsgeschäft dieses Jahres lässt sich gegenüber dem Vorjahr kaum überbieten, weil es schon ein Rekordjahr war. Der deutsche Konsum ist damit eine sehr stabile Grundlage gegen die Rezessionsängste, wie eingangs erläutert. Das ergibt insgesamt: Hohes Niveau für Konsum und Industrie sind im aktuellen Umfang ein erstklassiger Qualitätsbeleg.

Das klingt alles zusammen sehr „national“. Aber an den deutschen Zahlen messen sich im Zusammenhang mit der Euro-Rettung nun einmal alle anderen, ohne Ausnahme und wenn nicht freiwillig, so gezwungenermaßen, wenn es um die Einhaltung von Sparplänen der Regierungen geht. 

 

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