Hedgefonds entdecken den Aktienmarkt neu

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 05.09.2012
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Die Entzauberung vieler Hegefondsmanager sorgt für einen ganz neuen Trend innerhalb der Branche. Sie heißen Louis Bacon, Greg Coffey, George Soros oder John Paulson. Sie alle haben in der Finanzkrise 2008/09 viel Geld verdient und dadurch Kultstatus erreicht. Dem folgten Geldzufl üsse in dreistelliger Milliardenhöhe. Doch seit drei Jahren hat das Glück diese Manager offensichtlich verlassen.


Der Advantage Fund von Paulson & Co. hat von Anfang Januar bis Ende Juli 13 % des Wertes verloren. Paulsons Advantage Plus, der mit Krediten ein größeres Risiko eingeht, liegt sogar 18 % im Minus - trotz einer bislang positiven Tendenz am Aktienmarkt. Insgesamt haben Hedgefonds, Anlagevehikel für vermögende Privatanleger und Institutionen wie Pensionskassen oder Versicherer, nach Angaben der Analysegesellschaft HFR im gleichen Zeitraum einen durchschnittlichen Gewinn von knapp 3 % gemacht. Auch das ist mager. Paulson wettet seit einigen Monaten auf den Zusammenruch des Euros und hat sich damit komplett verspekuliert. Nun ziehen seine Kunden die Gelder wieder ab.


Das Umdenken beginnt. So wie Paulson geht es vielen Managern dieser Zunft. Und viele haben darauf bereits reagiert. Es geht um einen Paradigmenwechsel. Viele Hedgefonds steigen nun als Investoren in große Konzerne ein, die an der Börse vor sich hindümpeln und als unterbewertet gelten. Gleichzeitig üben sie Druck auf das Management aus. Den Kursen der betroffenen Unternehmen verleiht das Flügel.


Bill Ackman beherrscht das Geschäft aus dem Effeff. Der Hedgefondsmanager kann bereits auf eine erfolgreiche Historie zurückblicken. Er nutzt kurzfristige Kursverwerfungen, um langfristig zu investieren.


So kaufte er sich bei Canadian Pacific Railway mit inzwischen 23 % ein. Das Eisenbahnunternehmen ist vom schwächelnden Kohlesektor so gut wie gar nicht betroffen. Analysten rechnen mit einem Umsatzanstieg von 10 bis 15 % p. a. über die nächsten Jahre. Die Gewinne und Dividenden sollen überproportional dazu steigen.


Rund 18 % seines Portfolios hält Ackman in PROCTER & GAMBLE (WKN: 852 062; 67,19 $). Gehen Sie davon aus, dass Ackman Änderungen im Vorstand und weitere Kosteneinsparungen erzwingen wird. Zuletzt wurde die Aktie gebremst durch hohe Abschreibungen, Restrukturierungs- und Rohstoffkosten. Das drückte auf die Marge. Drei Mal korrigierte der Konzern die Jahresprognose nach unten. Zuletzt verhalf der Verkauf der Kartoffelchips-Marke Pringles zu einem kräftigen Quartalsgewinn von 3,6 Mrd. $, nach 2,5 Mrd. $ im Vorjahr. Das war mehr als erwartet. Nun sollen 5.700 Arbeitsplätze wegfallen. Bis 2016 sollen 10 Mrd. $ eingespart werden. Ein Aktien-Rückkaufprogramm im Volumen von 4 Mrd. $ sollte den Kurs stützen. Ackman gibt Vollgas - gut für die Aktionäre.


Der Hedgefonds Jana Partners ist mit 5 % bei AGRIUM (WKN: 886 256; 98,38 $) eingestiegen. Agrium ist ein führender Retail-Anbieter von landwirtschaftlichen Produkten und Dienstleistungen in der Region Amerika und Australien und ein weltweit führender Hersteller, Vermarkter und Vertreiber von Pflanzenschutzmitteln sowie Nährstoffen (Stickstoff, Phosphat und Kali). Mit dem Einstieg des Hedgefonds Mitte August droht dem Konzern nun die Aufspaltung. Der Vorwurf lautet, dass das Unternehmen sich auf den Lorbeeren der Vergangenheit  ausgeruht und den Aktienkurs vernachlässigt hat. Nun soll der problematische Einzelhandel vom Großhandel getrennt werden. In diesem Fall taxieren Analysten den fairen Wert des Unternehmens auf rund 150 $ je Aktie. Man geht davon aus, dass sich andere Aktionäre wie Blackrock, CIBC Global Asset Management und Acadian Asset Management sich Jana Partners anschließen werden. Da 2013 ein sehr starkes Jahr für Agrium (KGV 9,5) werden dürfte, erscheint ein Investment in der Aktie vielversprechend.


Fazit: Die Hedgefonds ändern ihre Anlagestrategien und treten immer öfter als langfristig denkende Investoren auf. Das ist nicht nur positiv für den gesamten Aktienmarkt, sondern ermöglicht dem Privatanleger, solchen Adressen zu folgen, die nachweislich erfolgreich agieren bzw. den Kurs positiv bewegen.

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