Gold: der Saisonalität auf der Spur

Veröffentlicht am 31.08.2010

„Der September ist der beste Monat für den Goldpreis.“ Jedes Jahr aufs Neue wird diese Aussage angeführt. Wir sind der Sache einmal auf den Grund gegangen und haben nachgeschaut, ob was dran ist. Ob der nun angebrochene September wirklich der Monat mit der statistisch betrachtet stärksten Performance ist und welche saisonalen Muster noch auffällig sind.


Während es im September an den Aktienmärkten allgemein eher schlecht läuft und er laut Statistik einer der schlechtesten Monate ist, scheint Gold zu dieser Zeit gefragt. Als eine Ursache wird der zu dieser Zeit schwächere US-Dollar genannt, der tendenziell den Goldpreis stützt. Hinzu kommen fundamentale saisonale Gründe. Im September beginnt die Hochzeitssaison in Indien, dem größten Verbraucher des Edelmetalls, was die dortige Schmucknachfrage ankurbelt. Gold ist zu dieser Zeit aber auch in vielen Industrieländern gefragt, weil sich die dortigen Juweliere und Händler für das Weihnachtsgeschäft wappnen und ihre Läger füllen. In der muslimischen Welt endet ferner der Fastenmonat Ramadan mit Festen und der Verteilung von Geschenken, zu denen gerne auch Goldschmuck gehört. Alles zusammen spricht somit für eine steigende Goldnachfrage im September. Aber spiegelt sich dies auch tatsächlich in der Preisentwicklung wider? 35 Jahre Um zu analysieren, ob die angeführten Gründe tatsächlich für eine Outperformance des Goldpreises im September führen, schauen wir von 2009 bis 1975 zurück. Der Untersuchungszeitraum beträgt somit 35 Jahre und beginnt vor der Rally von 1976 bis 1980, durch die der Goldpreis in der Spitze ein Niveau markierte, das er dann bis zum Jahr 2008 nicht mehr erreichen sollte. US-Dollar meist schwach im September Zunächst einmal nehmen wir den US-Dollar unter Lupe, um zu schauen, ob dieser einen Einfluss haben könnte. Und tatsächlich, im betrachteten Zeitraum gehört der September zu den Monaten mit der schlechtesten Entwicklung. Gemessen an der Zahl der Monate, in denen die US-Währung einen Verlust auswies, liegt er gleichauf mit dem Dezember (siehe Grafik: US-Dollar – Anzahl der Gewinn- und Verlustmonate seit 1975). Gleichzeitig rangiert der September mit einer durchschnittlichen Performance (arithmetisches Mittel) von minus 1,1% auf dem vorletzten Platz vor Dezember, in dem es im Durchschnitt sogar um 1,5% abwärts ging (siehe Grafik: US-Dollar – Ø Monatsperformance seit 1975). In der Grafik ist außerdem die durchschnittliche Performance der jeweiligen Monate enthalten, in denen es Verluste gab. Und auch hier war nur der Dezember mit minus 3,2% schlechter als der September mit minus 2,9%. Die statistisch auffällige Schwäche des US-Dollars könnte somit tatsächlich den Goldpreis im September stützen. Dies dürfte aber nur einen kleinen Teil zur Entwicklung des Goldpreises beitragen. Viel stärker dürfte die fundamentale Situation wirken, also die steigende Nachfrage. Ob sie tatsächlich im Preis zu spüren ist, darum geht es jetzt. Gold steigt oft im September Zunächst schauen wir auch beim Goldpreis, welcher Monat derjenige ist, der – gemessen an der Anzahl – die meisten Zuwächse verzeichnet. Der September schneidet dabei mit insgesamt 25 Gewinnen und nur zehn Verlusten klar am besten ab (siehe Grafik: Gold – Anzahl der Gewinnund Verlustmonate seit 1975). Allein diese Betrachtung reicht jedoch nicht aus, um die Annahme der besten Performance zu untermauern. Wir gehen daher ins Detail (siehe Grafik: Gold – Ø Veränderung Gewinn- und Verlustmonate seit 1975). Dort erkennt man zunächst, dass seit 1975 der größte Monatsgewinn in einem Januar mit 27,5% verzeichnet wurde. In einem September wurde mit 26,1% das zweitgrößte Plus gemessen. Damit gehen wir nun einen Schritt weiter und betrachteten die durchschnittliche Performance in den Monaten, in welchen es Gewinne gab. Und auch hier liegt der Januar mit 6,8% vor dem September mit 6,2%. Im Januar lassen sich zwar weniger oft Zuwächse zählen als im September, dafür waren sie im Durchschnitt jedoch etwas stärker. Bei der durchschnittlichen Performance der Verlustmonate liegen beide mit minus 3,9% gleichauf und rangieren verglichen mit den übrigen Monaten im schwächsten Drittel. Tatsächlich: September ist der beste Monat Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse ist man somit noch nicht wirklich schlauer, ob der Monat September allgemein der Beste in Sachen Performance ist. Daher messen wir nun die durchschnittliche Performance auf Basis des arithmetischen Mittels. Und hier wird das Bild schon deutlich klarer (siehe Grafik: Gold – Ø Monatsperformance seit 1975). Mit durchschnittlich 3,3% pro Jahr weist Gold die mit Abstand größten Gewinne im September aus. Der schlechteste Monat bei dieser Berechnung ist statistisch betrachtet der März (-0,8%), gefolgt vom Oktober (-0,5%). Die Ermittlung der Performance auf Basis des arithmetischen Mittels zeigt jedoch nicht die tatsächliche Performance, also die Entwicklung, die man erzielt hätte, wenn man seit 1975 jedes Jahr im September zu Monatsbeginn gekauft und zum Monatsende verkauft und den dabei eingenommenen Betrag im nächsten Jahr im selben Monat wieder reinvestiert hätte. Legt man dieser Betrachtungsweise zugrunde, zeigt sich aber endgültig, dass der Goldpreis in den vergangenen 35 Jahren im September mit Abstand den größten Gewinn eingefahren hat, während die Monate März und Oktober am schwächsten abschnitten (siehe Grafik: Gold – tatsächliche Performance Monate (Wiederanlage) seit 1975). Quartale unter der Lupe Damit hätten wir nun den statistischen Beweis bei den einzelnen Monaten erbracht. Interessant ist ferner die quartalsweise Betrachtung. Auch hier zeigt sich ein eindeutiger Trend. Untersuchungszeitraum sind wieder die vergangenen 35 Jahre. Hier ermitteln wir ebenfalls zunächst, welche Quartale gemessen an der Anzahl die meisten Zuwächse verzeichnet haben. Eine wirklich klare Tendenz ist dabei zunächst aber noch nicht ersichtlich, auch wenn das dritte Quartal mit 20 Mal im Plus am besten abschneidet (siehe Grafik: Gold – Anzahl der Gewinn- und Verlustquartale seit 1975). Das erste und vierte Quartal liegen mit jeweils 18 Zuwächsen allerdings nicht weit dahinter. Eine deutlichere Tendenz zeigt sich beim größten Quartalsgewinn und der durchschnittlichen Performance bei den Quartalen, in denen ein Gewinn anfiel. Hier liegt das dritte Quartal mit 43,2% beziehungsweise 10,9% jeweils klar vorn (siehe Grafik: Gold – Ø Veränderung Gewinn- und Verlustquartale seit 1975). Bei der durchschnittlichen Veränderung der Verlustquartale sowie dem größten Quartalsverlust belegt Q3 jeweils den zweitbesten Platz. Das dritte Quartal scheint somit ein gutes Vierteljahr für die Entwicklung des Goldpreises zu sein. Untermauert wird dies durch die durchschnittliche Performance auf Basis des arithmetischen Mittels (siehe Grafik: Gold – Ø Quartalsperformance seit 1975). In sämtlichen dritten Quartalen seit 1975 fiel dabei im Durchschnitt mit 4,3% der größte Gewinn an. Auf Rang zwei folgt das vierte Quartal mit 1,9%. Noch eindrucksvoller wird die Stärke zwischen Juli und September bei der tatsächlichen Performance (siehe Grafik: Gold – tatsächliche Performance Quartale (Wiederanlage) seit 1975). Hätte man Gold jeweils zu Quartalsbeginn gekauft und zum Quartalsende verkauft und den eingenommenen Betrag im nächsten Jahr im selben Zeitraum reinvestiert, hätte man im dritten Quartal mit fast 260% die beste Performance erzielt. Am schlechtesten schneidet das erste Quartal mit minus 15,8% ab. Fazit: Die Statistik zeigt tatsächlich, dass der Monat September der beste Monat bei der Betrachtung der Entwicklung des Goldpreises ist. Die fundamentalen Fakten scheinen sich somit wirklich in den Kursen niederzuschlagen. Auf der anderen Seite sind März und Oktober statistisch betrachtet die schlechtesten Monate für Gold. Bei der quartalsweisen Betrachtung zeigt das dritte Quartal Stärke, während sich das Edelmetall im ersten Jahresviertel eher unterdurchschnittlich entwickelt. Diese statistischen Informationen können hilfreich sein, um bei Goldinvestments geeignete Einstiegs- oder Ausstiegszeitpunkte zu finden. Vielleicht lassen sich daraus auch Handelsansätze ableiten. Beispielsweise könnte ein Ansatz sein, Gold Anfang September zu kaufen und Ende September zu verkaufen. Im März könnte man entsprechend auf der Short-Seite agieren. Ähnlich könnte man bei der quartalsweisen Betrachtung vorgehen. Allerdings sind derartige Investments nur sinnvoll, wenn der Trend bereits in die zu spekulierende Richtung geht und es eventuelle charttechnische Long- bzw. Short-Signale in den entsprechenden Zeiträumen gibt. Aber selbst dann muss die Rechnung nicht aufgehen, schließlich ist die Entwicklung in der Vergangenheit keine Garantie dafür, dass die Statistik auch künftig Recht behält. Daher ist eine dem eigenen Risiko entsprechende Absicherungsstrategie unentbehrlich. Die statistisch beste Entwicklung des Goldpreises im September wirkt sich ferner auf die Performance der Goldaktien in diesem Zeitraum aus, wobei sich diese sogar überproportional entwickeln. Mehr dazu lesen Sie in der Rubrik Rohstoffaktien.

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