Gezanke um Stresstests
Kaum hat die europäische Bankenaufsicht EBA Termin und Methodik des neuen Stresstests für Finanzinstitute bekannt gegeben, gibt es auch schon wieder Streit. Es sind vor allem die deutschen Landesbanken, die gegen die Londoner Behörde Sturm laufen. Dabei hört sich der grundlegende Rahmen der EBA für den Stresstest auf den ersten Blick nicht einmal sonderlich problematisch an.
Denn als Kernszenarien werden zum einen die Reaktionen der Banken, besonders der Handelsbücher, auf einen Rückgang des BIP in der EuroZone um 0,5% analysiert. Zum anderen überprüft man die Auswirkungen, wenn deutsche Bundesanleihen mit 10 Jahren Laufzeit 3,5% an Wert verlieren und britische Bonds 7,6%.
Um den Test zu bestehen, muss eine Bank bei der Kernkapitalquote (Core Tier 1) mindestens 5% schaffen. Insgesamt werden 90 Banken überprüft, alle aus dem letzten Jahr und noch einige neu hinzugekommene wie Irish Life und die Österreichische Volksbanken AG.
Was die deutschen Banken, und da eben vor allem die Landesbanken, auf die Barrikaden treibt, ist die Berechnung des Kernkapitals. Denn die EBA will hier bei der Berechnung einige stille Einlagen nicht mitrechnen. Ein Thema, das auch in den neuen Basel III Regeln implementiert wurde. Das Problem: Die Landesbanken, die hauptsächlich mit stillen Einlagen arbeiten, brauchen die Basel III Regeln erst in acht Jahren umsetzen.
Es ist offensichtlich, dass sie in Bedrängnis geraten, wenn sie aktuell nicht mehr ihre stillen Einlagen zur Kernkapitalquote hinzurechnen können. So wächst die Gefahr, dass die deutschen Institute reihenweise die 5% Hürde reissen. Mit nicht absehbaren Folgen für ihre schon angeschlagene Reputation und natürlich auch das praktische Geschäft.
Denn sie würden wohl gezwungen sein, schneller als geplant frisches Kapital aufzunehmen. Und das in einem immer noch schwierigen Umfeld. Dass dies teuer würde, ist abzusehen.
Aber nicht nur die deutschen Staatsbanken würden mit einer zusätzlichen Bürde in den Test ziehen. Denn auch anderen Banken droht ein Abknapsen an bisherigen Finanzierungstöpfen. So müssen die österreichischen Banken auf einen Teil des Partizipationskapitals verzichten. Dies betrifft vor allem jenes Kapital, das durch private Investoren zur Verfügung gestellt wird. Staatsgeld bleibt dagegen in der Berechnung, auch wenn es qualitativ auf einer Stufe steht.
Das ist für die österreichischen Banken ein schwerer Schlag. Immerhin macht privates Partizipationskapital u. a. bei der Österreichischen Volksbanken AG 22% am Kapital aus. Bei der Erste Group teilt sich staatliches und privates Partizipationskapital im Verhältnis 2 zu 1 und bei der Raiffeisen Bank International stehen 1,75 Mrd. Euro staatliches Partizipationskapital 750 Mio. privatem Partizipationskapital gegenüber.
Doch die EU bzw. die EBA lassen noch eine Hintertür offen. Denn wenn die österreichischen Banken wegen der genannten Ausklammerung die geforderte Kernkapitalquote von 5% nicht erreichen, würde es eine Neuberechnung, dann aber unter Einbezug des privaten Kapitals, geben.
Das ist ein fauler Kompromiss nach europäischer Art. Da kann man schon Wetten darauf abschliessen, dass die Ergebnisse auch dieses Stresstests vom Markt stark in Zweifel gezogen werden dürften. Und man gewinnt den Eindruck, als wenn die europäischen Gremien überhaupt nichts mehr handwerklich sauber strukturieren können.