GENERAL MOTORS (WKN: A1C 9CM; 40,31 $) kommt weiter in Fahrt

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 08.01.2014
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Seitdem der US-Autohersteller eine Restrukturierungsphase unter Chapter 11 durchlaufen hat, steht das Unternehmen wieder auf finanziell gesunden Beinen. Der mittlerweile ausgeschiedene CEO Dan Akerson hat GM zu Rekordergebnissen geführt und die Qualität der Fahrzeuge deutlich gesteigert. Auch der Staat, der zeitweise eingesprungen war, ist mittlerweile wieder ausgestiegen. Erst zum Ende des Jahres hat die US-Regierung den Verkauf des letzten verbliebenen Pakets von 31 Mio. Aktien (entspricht 2 % des Aktienkapitals) vollzogen.


Mit der neuen Vorstandschefin Mary Barra wird ab Mitte Januar ein echter „Car Guy“ im Sattel sitzen. Barra ist bereits seit über 30 Jahren bei GM beschäftigt und kennt sowohl die Branche als auch das Unternehmen in- und auswendig. Der bisherige CEO Akerson übergibt seiner Nachfolgerin ein perfekt hergerichtetes Haus. Erst im Dezember hatte er mehrere Baustellen geschlossen. So wurde zum einen ein Schlussstrich unter das problematische Engagement in Australien gezogen, indem man dort 2017 die Produktion einstellen wird. Zum anderen hat man die Kooperation mit PSA Peugeot Citroen stringenter defi niert: Die strategische Allianz hat man bekräftigt, wobei die Synergien aber mit 1,2 Mrd. $ deutlich unter den bisher veranschlagten 2 Mrd. $ liegen werden. Die kapitalmäßige Verbrüderung mit den Franzosen hat man dagegen wieder aufgelöst und das 7 %-Aktienpaket an institutionelle Investoren verkauft. Ebenfalls im Dezember hat GM bekanntgegeben, in Europa kein Volumengeschäft mehr mit Autos der Marke Chevrolet zu betreiben. Eine gute Nachricht für Opel und das britische Pendant Vauxhall, deren Heimatmarkt dann nicht mehr von Fahrzeugen des US-Mutterkonzerns kannibalisiert wird. Ohnehin macht die europäische Konzerntochter Fortschritte. Die neuen Modelle werden als attraktiv empfunden, das Image legt zu, was sich langsam auch in einer verbesserten Ertragslage niederschlägt.

Trotz der erfolgreichen Flurbereinigung bleibt für Mary Barra viel zu tun. GM Europe mit seinen Marken Opel und Vauxhall machen trotz aller strategisch durchdachten Restrukturierungsmaßnahmen immer noch Verlust. Zudem haben GM South America sowie GM International Operations zuletzt zunehmenden Gegenwind verspürt. Dazu kommt, dass die mit einem Umsatzanteil von 60 % weitaus größte Konzernsparte GM North America mittelfristig wohl mit einem stagnierenden Markt konfrontiert werden wird. Auf kurze bis mittlere Sicht sind die Aussichten aber gut. Es gibt vielversprechende Produktneuheiten, Fortschritte in der Produktivität und ein großes Potenzial in der Gleichteilestrategie. All das soll sich mittelfristig in einer steigenden Profitabilität niederschlagen: Hatte 2012 die EBIT-Marge noch bei 7,4 % gelegen, soll sie 2015 die Marke von 10 % erreichen.

General Motors ist bei Hedgefonds beliebt. So ist Hayman Capital erst kürzlich eingestiegen. Auch wenn die Summe nicht genannt wurde, soll es sich um eine der größten Positionen des Fonds handeln. Das Investmentvehikel des Branchenstars Kyle Bass ist bekannt geworden, weil es als einer der ersten Investoren auf einen zusammenbrechenden Subprime-Markt spekuliert hatte. Wie die Sache ausgegangen ist, dürfte wohl allen bekannt sein. Ebenfalls bei GM engagiert ist David Einhorn mit Greenlight Capital sowie Warren Buffett.

Die Prognosen für GM weisen zwar eine hohe Spannweite auf, sind aber per saldo allesamt positiv. Fast schon euphorisch ist Kyle Bass, der GM weltweit als einen der Large Caps mit dem überzeugendsten Chancen-/Risiko-Verhältnis einschätzt. Er traut der Aktie in den kommenden 12 bis 18 Monaten eine Performance von 40 % zu. Etwas zurückhaltender sind dagegen die Analysten der Banken und Broker. Ihre Medianschätzung für den Aktienkurs in zwölf Monaten liegt bei 49 $, wobei die Spanne mit 25 bis 55 $ sehr weit ist.

Bei Betrachtung der Kennzahlen fallen im Vergleich mit den Branchenplatzhirschen VW und Toyota einige Besonderheiten auf, die aber nicht unbedingt für eine krasse Unterbewertung sprechen. Dazu gehört das niedrige Verhältnis des Unternehmenswerts (Enterprise Value = EV) zum EBITDA sowie dessen deutliche Diskrepanz zum KGV. Bei VW und Toyota entspricht der Quotient aus EV und EBITDA ungefähr dem KGV, während er bei GM deutlich unter dem KGV liegt. Des Rätsels Lösung:

GM verfügt über Nettoliquidität, während z. B. VW eine hohe Nettoverschuldung zu stemmen hat. Die Ursache dafür ist, dass VW im Gegensatz zu GM auch umfangreiches Finanzierungsgeschäft betreibt, also so etwas wie eine Bank mit einem angeschlossenen Autohaus ist. Deshalb ist bei VW der Unternehmenswert fast doppelt so hoch wie die Marktkapitalisierung, während GMs Unternehmenswert kleiner als die Börsenkapitalisierung ist. Dazu kommt, dass GM relativ hohe Abschreibungen tätigt. Zudem: GM hat 26 Mrd. $ an liquiden Mitteln in der Kasse. Das lässt Fantasie für Dividendenausschüttungen und Aktienrückkäufe aufkommen.

Fazit: Auf Sicht von ein bis zwei Jahren dürfte sich die General Motors-Aktie besser entwickeln als die von VW. Sobald aber eine Marktbelebung in Europa und die prognostizierte Stagnation in Nordamerika eintritt, könnte das Pendel wieder in Richtung VW ausschlagen. Für Anleger, die nicht allzu konservativ sind, bleibt GM vorerst aber ein Kauf!
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Aktionärsbrief

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag