GENERAL ELECTRIC steht vor dem größten strategischen Richtungswechsel

Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
Veröffentlicht von Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH am 20.05.2015
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Aktionärsbrief

Der 1892 gegründete Konzern hat seine Wurzeln in der Herstellung von Glühbirnen, Kühlschränken, Fernsehern und anderen Elektrogeräten. Aber im Laufe der Zeit hat sich das Industrieunternehmen immer mehr zu einem Finanzinstitut gewandelt. Allerdings war GE schon immer eng mit der Finanzbranche verstrickt. So hat beispielsweise der mächtige Bankier John Pierpont Morgan dem Firmengründer Thomas Edison einen Großteil der Finanzmittel zur Verfügung gestellt, die zum Aufbau des Geschäftes nötig waren. Aber auch die aktive Ausübung von Finanzgeschäften gehörte seit jeher bei GE dazu. Erste Schritte in diese Richtung unternahm man zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als man Elektrizitätsunternehmen und Netzbetreibern bei der Finanzierung der notwendigen technischen Infrastruktur half. Anfang der dreißiger Jahre wurde dann GE Capital gegründet, die Privatkunden mit Krediten versorgte, mit denen dann GE-Haushaltsgeräte gekauft werden konnten. In der Tradition vieler Autohersteller wurde der Finanzarm also gegründet, um ein schlagkräftiges Marketinginstrument in der Hand zu haben, mit dem der Verkauf der eigenen Produkte angekurbelt werden kann. So sinnvoll dieses Vorgehen ursprünglich auch gewesen sein mag, entwickelte es bei GE aber schnell ein ungeahntes Eigenleben, dass das Kerngeschäft in den Schatten zu stellen drohte.


Aus den ursprünglich sinnvollen Vorläufern des Finanzgeschäfts ist mit GE Capital ein Finanzkoloss mit 35.000 Mitarbeitern entstanden, der in 40 Ländern der Welt tätig war. Insbesondere der seit 1981 im Amt befi ndliche Ceo Jack Welch hatte diese Entwicklung durch einen strammen Akquisitionskurs dynamisch vorangetrieben. GE Capital weitete seine Geschäftstätigkeit immer weiter aus, während das eigentliche Kerngeschäft durch die steigende internationale Konkurrenz immer weiter unter Druck geriet. Währenddessen weitete GE Capital sein Geschäft immer weiter aus, indem es beispielsweise auch in das Immobiliengeschäft in Kalifornien vorstieß und auch Konsumentenkredite in Japan anbot. Dieser Wildwuchs war vor allem auch nur deswegen möglich, weil der immense Kapitalhunger GE Capitals nur durch die erstklassige Kreditwürdigkeit des Mutterkonzerns zu stillen war. So avancierte GE Capital zeitweise zum größten Emittenten kurzlaufender Anleihen am US-Geldmarkt. Den Höhepunkt und gleichzeitig fast auch das Ende des ganzen Konzerns markierte GE Capital im Jahr 2004, als man mit der Übernahme des Subprime- Spezialisten WMC Mortgage auch in das Hypothekengeschäft mit Kunden schlechter Kreditwürdigkeit einstieg. Daran wäre man 2008/2009 auf dem Höhepunkt der Finanzkrise, die durch die Implosion des Subprime-Kreditmarktes ausgelöst worden ist, fast zerbrochen. Nur durch eine beispiellose Rettungsaktion durch die Fed, die Bankenversicherung FDIC und Aufnahme von 50 Mrd. $ frischen Kapitals konnte GE letztlich überleben. Das hat General Electric das AAA-Rating gekostet. Zudem musste erstmals seit 1938 die Dividende gekürzt werden.

Jeffrey Immelt, seit 2001 Ceo von GE, hat sechs Jahre lang gezögert, die hohe Abhängigkeit vom Finanzgeschäft zu verringern. Ausschlaggebend war letztlich, dass GE Capital 2013 mit einer Bilanzsumme von fast 500 Mrd. $ und als siebtgrößte Bank der USA als systemrelevantes Finanzinstitut eingeordnet wurde. Dieser neue regulatorische Gegenwind hätte schärfere Anforderungen an die Eigenkapitalausstattung gestellt, weshalb dann die Entscheidung zur massiven Rückdimensionierung des Finanzgeschäftes viel einfacher fiel als in den Jahren zuvor.

Künftig will sich General Electric auf große schwere Maschinen konzentrieren. Dazu gehören beispielsweise Turbinen für Kraftwerke, Flugzeugtriebwerke oder Lokomotiven. Das Finanzgeschäft soll künftig nur noch dazu dienen, das Industriegeschäft zu unterstützen. Bis 2018 sollen 80 % des Konzerngewinns aus dem Industriegeschäft gespeist werden. 2014 hatte GE Capital noch fast ein Drittel zum Nachsteuergewinn in Höhe von 15,2 Mrd. $ beigesteuert. Das Kreditkartengeschäft wurde bereits 2014 unter dem Namen Synchrony Financial an die Börse gebracht und soll bis Ende 2015 komplett abgespalten werden. Ein Teil des Immobilienportfolios wurde für 26 Mrd. $ an Blackstone, Wells Fargo und andere Adressen veräußert. Darüber hinaus hat GE eine Reihe weiterer Geschäfte verkauft, zu denen auch die Schweizer Cembra Money Bank gehört. Zudem hat sich GE aus dem Mediensektor verabschiedet. Aber auch im angestammten Kerngeschäft hat man sich verschlankt. So wurde die Haushaltsgerätesparte im Herbst 2014 an den schwedischen Branchenwettbewerber Electrolux verkauft. Auf der anderen Seite verstärkt man weitere Kernkompetenzen mit Zukäufen. Dazu gehört u.a. die Medizintechnik und die Ausrüstung zur Energieförderung. Diese Bereiche hat man in den letzten Jahren durch Akquisitionen im Volumen von 14 Mrd. $ gestärkt.

Ein weiterer strategisch sinnvoller Schachzug war die Übernahme des Energiegeschäftes von Alstom im vergangenen Jahr. Hierfür hat GE 17 Mrd. $ in die Hand genommen. Nun droht sich aber der Abschluss des Deals mindestens bis Ende dieses Sommers zu verzögern, denn die Kartellwächter aus Brüssel haben sich vorgenommen, die Übernahme noch einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Das weckt böse Erinnerungen an 2001, als Wettbewerbshüter die Fusion zwischen GE und Honeywell gestoppt hatten.

Mit dem strategischen Richtungsschwenk hin zu den ureigensten Wurzeln des Industriegeschäftes will GE nun die Fehler der vergangenen 15 Jahre endgültig ausmerzen. Das kommt auch an der Börse gut an: Seitdem der Verkauf von GE Capital angekündigt wurde, ist der Aktienkurs um rund 7 % gestiegen und steht nun kurz vor dem Break bei 28,70 $. Zu Recht, denn die Neuausrichtung wird die Risiken des zukünftigen Geschäftes minimieren und die Profi tabilität nachhaltig stärken. Zudem sollen den Aktionären aus den Verkäufen von Geschäftsbereichen bis 2018 Ausschüttungen von über 90 Mrd. $ zufl ießen. Allein das entspräche pro Aktie knapp 8,95$, vorausgesetzt es gibt keine Kapitalerhöhungen oder Aktienrückkäufe, sodass die Anzahl der ausstehenden Aktien mit 10,057 Mrd. Aktien konstant bleibt.

Fazit: Der neue Kurs von GENERAL ELECTRIC ist erfolgversprechend. Am Markt kommt der strategische Richtungswechsel gut an und die Aktie steht kurz vor dem nächsten Aufwärtsschub. Auf Sicht von 18 Monaten trauen wir dem Papier einen Kurs von 38 $ zu.
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