Friedliche Weihnachtsstimmung

Stephan Heibel
Veröffentlicht von Stephan Heibel am 23.12.2010
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Heibel-Ticker Börsenbrief

Ich habe den Eindruck, dass den Bären in diesen verschneiten Weihnachtstagen langsam die Argumente, die Drohszenarien ausgehen. Im Grunde genommen haben wir deren Argumente in den vergangenen Jahren vielfach durchgekaut: Der Euro kann so nicht weiter existieren, die Konjunktur hängt am Tropf der staatlichen Fördermittel, die Staaten wiederum haben kein Geld mehr, um die Förderprogramme weiterzuführen ˆ Staatspleiten drohen überall in der entwickelten Welt.


Unternehmen, denen es zur Zeit gut geht, unterstellt man schnell mal steigende Einsatzkosten, Rohstoffpreise oder Löhne ˆ je nach Tätigkeitsbereich. Und Technologieunternehmen, die von solchen Einflüssen weitgehend unabhängig sind, basteln nach Meinung der Bären an Produkten, die kein Mensch mehr braucht. Es gibt genug Computer, es gibt ausreichend Bandbreite im Internet und fast jeder Mensch auf der Welt hat inzwischen ein Handy in der Tasche ˆ mindestens eins. Wenn nun der Wirtschaftsaufschwung in China betrachtet wird, dann hebt sich der Zeigefinger der Bären ≥es wird alles böse enden„, China wachse zu schnell (derzeit 8% p.a.) und müsse die Wirtschaft drosseln, was wiederum weltweit zu spüren sein werde. Naja, Sie wissen schon, all diese Argumente haben wir im Heibel-Ticker häufig genug durchgekaut, und nun zum Jahresende werden die Menschen friedlicher gestimmt, man gewinnt etwas Abstand vom Börsengeschehen. So kommen vielleicht auch dem einen oder anderen Bären Zweifel, ob denn 8% Wachstum in China wirklich schlimm ist oder vielleicht nicht sogar gut. Ob denn steigende Rohstoffpreise und Löhne nicht vielleicht sogar ein Zeichen einer gesunden Wirtschaft sind, ob der Euro denn wirklich noch in diesem Jahr vor die Hunde geht, oder vielleicht noch ein paar Jahre weiter gerettet werden kann. Und so schleicht sich die Börse in der Vorweihnachtszeit still und leise täglich ein bisschen weiter nach oben. Diese Woche gab es einige Quartalszahlen. Nike hat seine Anleger enttäuscht, nachdem einige Wettbewerber mit besonders wintertauglichen Schuhen vom schlechten Wetter profitiert hatten, konnte Nike mit seinen Sportschuhen diese Hoffnung nicht erfüllen. Nike ist ein sehr aggressiv geführtes Unternehmen und ein ≥schlechtes Quartalsergebnis„ kann schon mal signifikante Aussagen für andere Unternehmen und Branchen enthalten. So habe ich mir die Details angeschaut: Im Wesentlichen sind es drei Punkte, die von Anlegern negativ aufgenommen wurden. Der Absatz in China wachse nicht mehr so schnell wie noch vor einem Jahr. Ich habe soeben schon meine Einschätzung dazu gegeben, was ich von einem ≥gedrosselten„ Wachstum in China halte: Es ist immer noch gut genug, und eine Überhitzung wird so erfolgreich vermieden. Der zweite Kritikpunkt geht direkt an Westeuropa, hier sei der Absatz ebenfalls suboptimal. Ich kenne diese Aussage von amerikanischen Unternehmen zur Genüge. Immer wenn irgend etwas nicht ganz optimal gelaufen ist, wird Europa als Grund aus dem Hut gezaubert. Ich würde diese Aussage nicht auf schwache Kundennachfrage zurückführen, sondern auf die Stärke von Adidas (schauen Sie sich mal deren Kursverlauf an!). Und zu guter Letzt führt auch Nike die steigenden Rohstoffpreise als Grund für das schwache Ergebnis an. Nun, auch hier muss ich erneut sagen, dass Adidas diese steigenden Rohstoffpreise auch spürt, sie jedoch an seine Kunden weitergeben kann. Wenn Nike das nicht kann, dann stimmt etwas mit den Schuhen nicht. Ich würde also das Quartalsergebnis von Nike nicht als Warnsignal für die Konjunktur betrachten, sondern eher als Warnsignal für das Aktienunternehmen Nike. Anscheinend läuft dort derzeit nicht alles so rund wie gewünscht. Neben Nike haben noch eine Reihe anderer Unternehmen Zahlen vermeldet: Adobe hat die Erwartungen übertroffen, der Kurs ist um 8% angesprungen. Der Feldzug von Apple gegen Adobe ist Geschichte, Adobe hat sich erfolgreich am Markt behauptet. Jabil Circuits, ein Hersteller von Computerkomponenten, hat ebenfalls gute Zahlen vermeldet. Diese beiden Unternehmen hoben den Technologiesektor gestern mit sich in die Höhe. Und Gold und Kupfer notieren wieder auf Rekordniveau. Ja, die Rohstoffpreise (Kupfer) belasten die Gewinne von Unternehmen. Doch in der Regel können solche Preisanstiege mit kurzer Verzögerung an den Kunden weitergereicht werden und sind in meinen Augen daher in erster Linie ein Zeichen für die steigende Nachfrage und die Möglichkeit der Kunden, höhere Preise zu zahlen. Der hohe Goldpreis ist für mich ein Indiz dafür, dass die hohe Staatsverschuldung weltweit tatsächlich ein Problem ist ˆ wenngleich es in diesen Weihnachtstagen in den Hintergrund treten mag und erst zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu einem Problem wird.
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