Europäische Hotelbetreiber stehen gut im Saft

Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
03.02.2016
2015 war ein Rekordjahr für die Branche. Die Belegungsraten rangierten auf bisher nie gesehenen Niveaus. Das machte Preiserhöhungen möglich. Wermutstropfen hingegen: In den USA lässt die Wachstumsdynamik nach. Wer am besten mit diesen Rahmenbedingungen zurechtkommt, hat nun Credit Suisse im Rahmen einer Studie untersucht.
Mit dem aktuellen Boom hat die Branche die Auswirkungen der Finanzkrise endgültig hinter sich gelassen. Die Zeiten sinkender Zahlen von Geschäfts- und Privatreisen sind passé. Sowohl in den USA als auch in Europa hat die Auslastung der Zimmer neue Rekordniveaus erreicht. Mit einer Ausnahme: Frankreich. Hier liegt das Niveau laut Credit Suisse immer noch unter dem von 2008. Dazu dürften aber auch die Terrorattentate von Paris beigetragen haben.
Die wichtige Branchenkennziffer Umsatz/Zimmer wird 2016 gemäß der Studie in Europa erneut „robust“ ausfallen. Die Prognose für die USA ist dagegen von größerer Unsicherheit geprägt. Hier rechnet die CS lediglich noch mit einem Wachstum von 3 %, während man bisher von 5 % ausgegangen war. Dafür sieht man jetzt in Frankreich Erholungspotenzial: Um 6 % soll hier der Umsatz/Zimmer zulegen. Das ist zum einen auf einen Erholungseffekt nach den Anschlägen zurückzuführen, zum anderen aber auch auf eine Befeuerung durch die Fußball-Europameisterschaft.
Das Angebot an Hotelbetten dürfte im neuen Jahr erneut nur leicht zunehmen. Die zu erwartenden Zuwachsraten liegen unter dem langfristigen Durchschnitt. Das erlaubt es den Hotelketten erneut, tendenziell Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen. Ausnahme: Die USA. Hier ist bereits ein stärkerer Anstieg zu beobachten. Ein Unsicherheitsfaktor ist auch die wachsende Konkurrenz durch Airbnb. Dabei handelt es sich um eine Onlineplattform, auf der weltweit private Übernachtungsmöglichkeiten angeboten und gesucht werden. Credit Suisse erwartet, dass 2020 5 % der weltweiten Übernachtungskapazitäten über Airbnb vermittelt werden. In Metropolen wie New York oder Paris wird dieser Wert fast jetzt schon erreicht.
Neben dem nur moderat wachsenden Zimmerangebot ermöglichen auch die rekordhohen Belegungsraten Preiserhöhungen. 70 % des Zuwachses beim Umsatz/Zimmer in den USA und Europa gingen 2015 auf Preiserhöhungen zurück. Im laufenden Jahr werden in den USA steigende Preise aber nur noch schwer durchzusetzen sein. Das größte Wachstumspotenzial beim infl ationsbereinigten Umsatz/Zimmer besteht laut CS-Studie dagegen in Großbritannien. Welche europäischen Hotelbetreiber sind die größten Profi teure der oben skizzierten Entwicklung?
• Die britische Hotel- und Restaurantkette WHITBREAD (A0L GB1; 3.999 p) geht als Favorit ins Rennen. Die Wurzeln des Unternehmens gehen bis in das 18. Jahrhundert zurück, als Gründer Samuel Whitbread zunächst zwei kleinere Brauereien gründete. Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kam dann das Restaurant-und Hotelgeschäft dazu. Dazu gehören u. a. die Pizza-Hut-Restaurants, die Steakhousekette Maredo sowie Premier Travel Inn- und Marriott-Hotels. Ende des vorigen Jahrtausends verabschiedete sich Whitbread schließlich vom Brauerei- und Spirituosengeschäft.
Credit Suisse stuft Whitbread mit „Outperform“ ein. Das Kursziel liegt bei 58 GBP und damit 45 % über dem aktuellen Kursniveau. Auch bezüglich der Bewertung besteht Nachholpotenzial: Mit einem KGV von 15 für das laufende Geschäftsjahr befi ndet sich die Bewertung im Gegensatz zu den britischen Wettbewerbern auf einem Fünfjahrestief. Dass das Umsatzplus von 3,5 % im 3. Quartal des bis Ende Februar laufenden Geschäftsjahres unter den Erwartungen von +4 % lagen, erklärt CS mit dem wetterbedingt schlechten Abschneiden der Café-Kette Costa Coffee. Zudem seien die stark gestiegenen Investitionen, die Whitbread zuletzt getätigt hatte und dafür vielfach kritisiert worden war, gut angelegt. Die Aktie war nach kräftigen Kursavancen in den vorangegangenen Jahren 2015 rund ein Viertel zurückgekommen. Auf dem aktuellen Kursniveau befi ndet sich allerdings eine deutliche Unterstützungszone, so dass ein Einstieg sinnvoll erscheint. Planen Sie einen Nachkauf ein!
• Auch die britische INTERCONTINENTAL HOTELS (A11 58X; 2.324 p) wird als Outperformer gesehen. Neben den gleichnamigen Häusern betreibt man u. a. auch Crown Plaza- und Holiday Inn-Hotels. Das Unternehmen wurde 1946 als Tochter von PanAm gegründet. In der heutigen Form besteht die IHG seit 1998. Gemessen an der Zimmeranzahl handelt es sich um die größte Hotelkette der Welt. Die wichtigste Unternehmenssparte ist die Mittelklasse-Hotelkette Holiday Inn.
Das Umsatzwachstum pro Zimmer hat sich im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres leicht abgeschwächt. Dafür verantwortlich war eine schlechtere Entwicklung in China, der ein starkes Wachstum in den USA und in Europa gegenüber stand. Credit Suisse hat die Gewinnschätzungen für 2016 und 2017 leicht reduziert, was in Konjunktursorgen für die USA begründet ist, wo IHG rund 70 % ihres Umsatzes macht. Dennoch hat man das Kursziel um ein Pfund auf 28,50 GBP heraufgesetzt, weil man umfangreiche Aktienrückkäufe und Sonderausschüttungen, wie z. B. eine Sonderdividende von insgesamt 1,5 Mrd. $, erwartet.
Die französische Hotelkette ACCOR (860 206; 33,95 €) wird dagegen nur mit „Neutral“ eingestuft. Das 1967 gegründete Unternehmen betreibt u. a. Hotels der Marken Sofitel, Pullman, Novotel, Mercure, Ibis und Hotel F1. Vom Luxus-bis zum Low-Budget-Segment wird alles abgedeckt. Für das 4. Quartal 2015 und für das 1. Quartal 2016 dürften allerdings recht schwache Zahlen zu erwarten sein. Das ist auf Buchungsrückgänge wegen der Anschläge in Paris aber auch auf Probleme in den Schwellenländern zurückzuführen. Dennoch hat CS das Kursziel leicht auf 40 € angehoben, was einem Kurspotenzial von knapp 18 % entspricht. Grund sind das robuste Geschäft in Europa sowie die positiven Effekte durch die Fußball-EM. Die Veröffentlichung der Jahreszahlen für 2015 ist für den 18. Februar vorgesehen. Nachdem die Aktie seit April 2015 über ein Viertel nachgegeben hat, könnte nun auch mal eine Gegenbewegung erfolgen.
Die wichtige Branchenkennziffer Umsatz/Zimmer wird 2016 gemäß der Studie in Europa erneut „robust“ ausfallen. Die Prognose für die USA ist dagegen von größerer Unsicherheit geprägt. Hier rechnet die CS lediglich noch mit einem Wachstum von 3 %, während man bisher von 5 % ausgegangen war. Dafür sieht man jetzt in Frankreich Erholungspotenzial: Um 6 % soll hier der Umsatz/Zimmer zulegen. Das ist zum einen auf einen Erholungseffekt nach den Anschlägen zurückzuführen, zum anderen aber auch auf eine Befeuerung durch die Fußball-Europameisterschaft.
Das Angebot an Hotelbetten dürfte im neuen Jahr erneut nur leicht zunehmen. Die zu erwartenden Zuwachsraten liegen unter dem langfristigen Durchschnitt. Das erlaubt es den Hotelketten erneut, tendenziell Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen. Ausnahme: Die USA. Hier ist bereits ein stärkerer Anstieg zu beobachten. Ein Unsicherheitsfaktor ist auch die wachsende Konkurrenz durch Airbnb. Dabei handelt es sich um eine Onlineplattform, auf der weltweit private Übernachtungsmöglichkeiten angeboten und gesucht werden. Credit Suisse erwartet, dass 2020 5 % der weltweiten Übernachtungskapazitäten über Airbnb vermittelt werden. In Metropolen wie New York oder Paris wird dieser Wert fast jetzt schon erreicht.
Neben dem nur moderat wachsenden Zimmerangebot ermöglichen auch die rekordhohen Belegungsraten Preiserhöhungen. 70 % des Zuwachses beim Umsatz/Zimmer in den USA und Europa gingen 2015 auf Preiserhöhungen zurück. Im laufenden Jahr werden in den USA steigende Preise aber nur noch schwer durchzusetzen sein. Das größte Wachstumspotenzial beim infl ationsbereinigten Umsatz/Zimmer besteht laut CS-Studie dagegen in Großbritannien. Welche europäischen Hotelbetreiber sind die größten Profi teure der oben skizzierten Entwicklung?
• Die britische Hotel- und Restaurantkette WHITBREAD (A0L GB1; 3.999 p) geht als Favorit ins Rennen. Die Wurzeln des Unternehmens gehen bis in das 18. Jahrhundert zurück, als Gründer Samuel Whitbread zunächst zwei kleinere Brauereien gründete. Ende des zwanzigsten Jahrhunderts kam dann das Restaurant-und Hotelgeschäft dazu. Dazu gehören u. a. die Pizza-Hut-Restaurants, die Steakhousekette Maredo sowie Premier Travel Inn- und Marriott-Hotels. Ende des vorigen Jahrtausends verabschiedete sich Whitbread schließlich vom Brauerei- und Spirituosengeschäft.
Credit Suisse stuft Whitbread mit „Outperform“ ein. Das Kursziel liegt bei 58 GBP und damit 45 % über dem aktuellen Kursniveau. Auch bezüglich der Bewertung besteht Nachholpotenzial: Mit einem KGV von 15 für das laufende Geschäftsjahr befi ndet sich die Bewertung im Gegensatz zu den britischen Wettbewerbern auf einem Fünfjahrestief. Dass das Umsatzplus von 3,5 % im 3. Quartal des bis Ende Februar laufenden Geschäftsjahres unter den Erwartungen von +4 % lagen, erklärt CS mit dem wetterbedingt schlechten Abschneiden der Café-Kette Costa Coffee. Zudem seien die stark gestiegenen Investitionen, die Whitbread zuletzt getätigt hatte und dafür vielfach kritisiert worden war, gut angelegt. Die Aktie war nach kräftigen Kursavancen in den vorangegangenen Jahren 2015 rund ein Viertel zurückgekommen. Auf dem aktuellen Kursniveau befi ndet sich allerdings eine deutliche Unterstützungszone, so dass ein Einstieg sinnvoll erscheint. Planen Sie einen Nachkauf ein!
• Auch die britische INTERCONTINENTAL HOTELS (A11 58X; 2.324 p) wird als Outperformer gesehen. Neben den gleichnamigen Häusern betreibt man u. a. auch Crown Plaza- und Holiday Inn-Hotels. Das Unternehmen wurde 1946 als Tochter von PanAm gegründet. In der heutigen Form besteht die IHG seit 1998. Gemessen an der Zimmeranzahl handelt es sich um die größte Hotelkette der Welt. Die wichtigste Unternehmenssparte ist die Mittelklasse-Hotelkette Holiday Inn.
Das Umsatzwachstum pro Zimmer hat sich im 3. Quartal des laufenden Geschäftsjahres leicht abgeschwächt. Dafür verantwortlich war eine schlechtere Entwicklung in China, der ein starkes Wachstum in den USA und in Europa gegenüber stand. Credit Suisse hat die Gewinnschätzungen für 2016 und 2017 leicht reduziert, was in Konjunktursorgen für die USA begründet ist, wo IHG rund 70 % ihres Umsatzes macht. Dennoch hat man das Kursziel um ein Pfund auf 28,50 GBP heraufgesetzt, weil man umfangreiche Aktienrückkäufe und Sonderausschüttungen, wie z. B. eine Sonderdividende von insgesamt 1,5 Mrd. $, erwartet.
Die französische Hotelkette ACCOR (860 206; 33,95 €) wird dagegen nur mit „Neutral“ eingestuft. Das 1967 gegründete Unternehmen betreibt u. a. Hotels der Marken Sofitel, Pullman, Novotel, Mercure, Ibis und Hotel F1. Vom Luxus-bis zum Low-Budget-Segment wird alles abgedeckt. Für das 4. Quartal 2015 und für das 1. Quartal 2016 dürften allerdings recht schwache Zahlen zu erwarten sein. Das ist auf Buchungsrückgänge wegen der Anschläge in Paris aber auch auf Probleme in den Schwellenländern zurückzuführen. Dennoch hat CS das Kursziel leicht auf 40 € angehoben, was einem Kurspotenzial von knapp 18 % entspricht. Grund sind das robuste Geschäft in Europa sowie die positiven Effekte durch die Fußball-EM. Die Veröffentlichung der Jahreszahlen für 2015 ist für den 18. Februar vorgesehen. Nachdem die Aktie seit April 2015 über ein Viertel nachgegeben hat, könnte nun auch mal eine Gegenbewegung erfolgen.