Düngemittel bleiben langfristig ein Wachstumsmarkt
Veröffentlicht von
Hans A. Bernecker Börsenbriefe GmbH
am
01.10.2014
Auch wenn die Düngemittelindustrie starken zyklischen Schwankungen unterworfen sein kann, wird sie auf lange Sicht weiter zulegen. Der Hintergrund ist einleuchtend: Durch die ständig wachsende Weltbevölkerung steigt der Bedarf an Nahrungsmitteln. Um das Nahrungsmittelangebot zu steigern, kann man zum einen die Anbauflächen ausweiten, zum anderen aber auch versuchen, den Ertrag pro Flächeneinheit zu steigern. Egal, welchen Weg man geht: Beide Alternativen erfordern einen höheren Einsatz von Düngemitteln.
In der Saison 2013/14 wurden laut Weltbranchenverband „International Fertilizer Industry Association“ 184 Mio. Tonnen Düngemittel verbraucht. Davon stellte Stickstoff mit 61 % den Löwenanteil, gefolgt von Phosphor (23 %) und Kali (16 %). Stickstoff wird von den Pflanzen am meisten benötigt; er unterstützt das Pflanzenwachstum. Phosphor und Kali hingegen beeinflussen die Pflanzenqualität. Die IFIA geht davon aus, dass der weltweite Düngemittelbedarf bis zur Saison 2018/19 auf über 200 Mio. Tonnen steigen wird. Das entspräche einem Wachstum von durchschnittlich 1,8 % p.a. Allerdings nimmt der Bedarf an den verschiedenen Düngemitteln unterschiedlich stark zu. So wird der Kalibedarf mit 2,8 % pro Jahr am stärksten zulegen, gefolgt von Phosphor mit 1,9 % und Stickstoff mit 1,5 %.
Das Angebot dürfte aber in den kommenden Jahren stärker als die Nachfrage zulegen. Das liegt am fortgesetzten Ausbau der Kapazitäten, mit dem die Hersteller auf den steigenden Bedarf reagieren. Die IFIA rechnet damit, dass in den kommenden fünf Jahren mindestens 200 Anlagen entweder neu errichtet oder ausgebaut werden. Die Investitionssumme hierfür wird 110 Mio. $ betragen. Werden all diese Projekte tatsächlich durchgeführt, würden damit Kapazitäten für zusätzliche 146 Mio. Tonnen Düngemittel geschaffen. Dadurch werden die Preise unter Druck geraten. Das gilt insbesondere für Stickstoff und Kali. Bei Stickstoff dürfte hier vor allem mehr Angebot aus China und aus Märkten mit niedrigen Gaskosten kommen. Bei Kali wird vor allem der Kapazitätsausbau in Nordamerika die Preisentwicklung belasten.
Den Markt für Düngemittel teilen weltweit nur wenige Unternehmen unter sich auf. Rund ein Dutzend Anbieter aus Nordamerika und Europa dominieren den Markt, von denen immerhin neun an der Börse notiert werden. Bei der kanadischen POTASH handelt es sich um den weltweit größten Kalihersteller und den drittgrößten Produzenten von Stickstoff und Phosphat. Die führenden Stickstoffhersteller sind dagegen die norwegische YARA und CF INDUSTRIES aus den USA. Die kanadische AGRIUM hingegen stellt alle drei wichtigen Düngerarten her. Die US-amerikanische MOSAIC sowie ISRAEL CHEMICALS haben hingegen ihren Schwerpunkt bei Kali und Phosphat. Die russische PHOSAGRO stellt hingegen vor allem Phosphat und Stickstoff her. Einen klaren Schwerpunkt auf Kali setzen dagegen die deutsche K+S sowie die russische URALKALI.
Der zunehmende Preisdruck wird den branchenweiten Konsolidierungsdruck verschärfen. In den letzten Jahren gab es in diesem Bereich aber nur wenige große Übernahmen. So kaufte im Oktober 2013 MOSAIC für 1,4 Mrd. $ das Phosphatgeschäft von CF INDUSTRIES. 2010 konnte sich CF INDUSTRIES nach einem Bieterwettbewerb mit YARA für 4,7 Mrd. $ den US-Stickstoffhersteller Terra Industries sichern. Ebenfalls im Jahr 2010 hat die britisch-australische BHP BILLITON ein feindliches Übernahmeangebot für POTASH abgegeben, um ins Kaligeschäft vorstoßen zu können. Die kanadische Regierung schob diesem Vorhaben aber einen Riegel vor, sodass BHP daraufhin seine Offerte zurückziehen musste.
Mit INTERNATIONAL YARA und CF INDUSTRIES verhandeln derzeit die beiden größten Stickstoffhersteller über einen Zusammenschluss. Gelingt das Vorhaben tatsächlich, würde sich durch die angestrebte Fusion unter Gleichen die oligopolistische bzw. kartellistische Marktstruktur weiter verschärfen. Denn bis vor zwei Jahren wurde die Branche von zwei Exportkartellen beherrscht. Uralkali hatte aber im Sommer 2013 das BPC-Kartell mit Belaruskali aufgekündigt und verfolgt statt einer Preis- nun eine Mengenstrategie, was den Kalipreis massiv unter Druck gesetzt hatte. Das nordamerikanische Kartell Canpotex, bestehend aus POTASH, AGRIUM und MOSAIC, gibt es dagegen noch heute. Mit dem jüngsten Fusionsvorhaben sucht YARA vor allem einen Zugang zu günstigem Gas, das für die Stickstoffproduktion benötigt wird. Denn Gas ist in den USA wegen der reichlich vorhandenen Vorkommen in Schiefergesteinsschichten sehr viel günstiger als in Europa, wo YARA ihren Produktionsstandort hat. Gas wird benötigt, um im Rahmen des sogenannten Haber-Prozesses Stickstoff aus der Luft zu gewinnen. Der durch das günstige Gas entstehende Kostenvorteil ist immens: 2013 erzielte CF INDUSTRIES eine Betriebsmarge von 43 %, während YARA lediglich 9,2 % vorweisen konnte. CF INDUSTRIES hingegen würde von dem gut ausgebauten weltweiten Vertriebsnetz von YARA profitieren. Bisher hatte CF seinen Absatzschwerpunkt im nordamerikanischen Markt. Eine Fusion würde also beiden Unternehmen gleichermaßen helfen.
Ob die Fusion tatsächlich zustande kommt, ist aber noch unsicher. Die Aktienkurse beider Unternehmen nehmen ein Gelingen aber bereits vorweg. Ein Einstieg ist also nur noch langfristig zu empfehlen, um den Synergien Zeit zu geben, sich entfalten zu können. Kurzfristig mehr Potenzial könnte hingegen AGRIUM aufweisen. Die Kanadier zahlen eine ansprechende Dividende von 3,3 %. Für das kommende Jahr wird ein bedeutender Gewinnanstieg erwartet, sodass die Ausschüttung abermals erhöht werden dürfte. Zudem verfolgt AGRIUM eine solide Strategie. Das diversifizierte Geschäftsmodell, nämlich die Kombination von Düngerproduktion und Einzelhandelsvertrieb, schmälert das nicht unerhebliche Rohstoffkostenrisiko, das dem Düngemittelgeschäft innewohnt.
Das Angebot dürfte aber in den kommenden Jahren stärker als die Nachfrage zulegen. Das liegt am fortgesetzten Ausbau der Kapazitäten, mit dem die Hersteller auf den steigenden Bedarf reagieren. Die IFIA rechnet damit, dass in den kommenden fünf Jahren mindestens 200 Anlagen entweder neu errichtet oder ausgebaut werden. Die Investitionssumme hierfür wird 110 Mio. $ betragen. Werden all diese Projekte tatsächlich durchgeführt, würden damit Kapazitäten für zusätzliche 146 Mio. Tonnen Düngemittel geschaffen. Dadurch werden die Preise unter Druck geraten. Das gilt insbesondere für Stickstoff und Kali. Bei Stickstoff dürfte hier vor allem mehr Angebot aus China und aus Märkten mit niedrigen Gaskosten kommen. Bei Kali wird vor allem der Kapazitätsausbau in Nordamerika die Preisentwicklung belasten.
Den Markt für Düngemittel teilen weltweit nur wenige Unternehmen unter sich auf. Rund ein Dutzend Anbieter aus Nordamerika und Europa dominieren den Markt, von denen immerhin neun an der Börse notiert werden. Bei der kanadischen POTASH handelt es sich um den weltweit größten Kalihersteller und den drittgrößten Produzenten von Stickstoff und Phosphat. Die führenden Stickstoffhersteller sind dagegen die norwegische YARA und CF INDUSTRIES aus den USA. Die kanadische AGRIUM hingegen stellt alle drei wichtigen Düngerarten her. Die US-amerikanische MOSAIC sowie ISRAEL CHEMICALS haben hingegen ihren Schwerpunkt bei Kali und Phosphat. Die russische PHOSAGRO stellt hingegen vor allem Phosphat und Stickstoff her. Einen klaren Schwerpunkt auf Kali setzen dagegen die deutsche K+S sowie die russische URALKALI.
Der zunehmende Preisdruck wird den branchenweiten Konsolidierungsdruck verschärfen. In den letzten Jahren gab es in diesem Bereich aber nur wenige große Übernahmen. So kaufte im Oktober 2013 MOSAIC für 1,4 Mrd. $ das Phosphatgeschäft von CF INDUSTRIES. 2010 konnte sich CF INDUSTRIES nach einem Bieterwettbewerb mit YARA für 4,7 Mrd. $ den US-Stickstoffhersteller Terra Industries sichern. Ebenfalls im Jahr 2010 hat die britisch-australische BHP BILLITON ein feindliches Übernahmeangebot für POTASH abgegeben, um ins Kaligeschäft vorstoßen zu können. Die kanadische Regierung schob diesem Vorhaben aber einen Riegel vor, sodass BHP daraufhin seine Offerte zurückziehen musste.
Mit INTERNATIONAL YARA und CF INDUSTRIES verhandeln derzeit die beiden größten Stickstoffhersteller über einen Zusammenschluss. Gelingt das Vorhaben tatsächlich, würde sich durch die angestrebte Fusion unter Gleichen die oligopolistische bzw. kartellistische Marktstruktur weiter verschärfen. Denn bis vor zwei Jahren wurde die Branche von zwei Exportkartellen beherrscht. Uralkali hatte aber im Sommer 2013 das BPC-Kartell mit Belaruskali aufgekündigt und verfolgt statt einer Preis- nun eine Mengenstrategie, was den Kalipreis massiv unter Druck gesetzt hatte. Das nordamerikanische Kartell Canpotex, bestehend aus POTASH, AGRIUM und MOSAIC, gibt es dagegen noch heute. Mit dem jüngsten Fusionsvorhaben sucht YARA vor allem einen Zugang zu günstigem Gas, das für die Stickstoffproduktion benötigt wird. Denn Gas ist in den USA wegen der reichlich vorhandenen Vorkommen in Schiefergesteinsschichten sehr viel günstiger als in Europa, wo YARA ihren Produktionsstandort hat. Gas wird benötigt, um im Rahmen des sogenannten Haber-Prozesses Stickstoff aus der Luft zu gewinnen. Der durch das günstige Gas entstehende Kostenvorteil ist immens: 2013 erzielte CF INDUSTRIES eine Betriebsmarge von 43 %, während YARA lediglich 9,2 % vorweisen konnte. CF INDUSTRIES hingegen würde von dem gut ausgebauten weltweiten Vertriebsnetz von YARA profitieren. Bisher hatte CF seinen Absatzschwerpunkt im nordamerikanischen Markt. Eine Fusion würde also beiden Unternehmen gleichermaßen helfen.
Ob die Fusion tatsächlich zustande kommt, ist aber noch unsicher. Die Aktienkurse beider Unternehmen nehmen ein Gelingen aber bereits vorweg. Ein Einstieg ist also nur noch langfristig zu empfehlen, um den Synergien Zeit zu geben, sich entfalten zu können. Kurzfristig mehr Potenzial könnte hingegen AGRIUM aufweisen. Die Kanadier zahlen eine ansprechende Dividende von 3,3 %. Für das kommende Jahr wird ein bedeutender Gewinnanstieg erwartet, sodass die Ausschüttung abermals erhöht werden dürfte. Zudem verfolgt AGRIUM eine solide Strategie. Das diversifizierte Geschäftsmodell, nämlich die Kombination von Düngerproduktion und Einzelhandelsvertrieb, schmälert das nicht unerhebliche Rohstoffkostenrisiko, das dem Düngemittelgeschäft innewohnt.