Discount-Broker im Vergleich

Weimer Media Group GmbH
Veröffentlicht von Weimer Media Group GmbH am 17.10.2009
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

BÖRSE am Sonntag

Wer online Aktien handeln will, hat mittlerweile die Qual der Wahl. Zu den etablierten Anbietern, wie comdirect, Cortal Consors und Co. kommt alle paar Monate eine neue Handelsplattform hinzu. Anleger dürfen sich über den Wettbewerb freuen, doch die Vielzahl der Angebote macht die Auswahl immer schwieriger.


Neben geringeren Ordergebühren hat der von den Discount-Brokern verursachte Wettbewerb dazu geführt, dass viele der ehemals gebührenpflichtigen Dienstleistungen mittlerweile kostenfrei angeboten werden. So gehört eine kostenfreie Depotführung bei vielen Anbietern im Allgemeinen zum Standard und auch das Setzen beziehungsweise Ändern von Limits ist immer öfter kostenfrei möglich. Die neuen Auswahlmöglichkeiten schlagen sich jedoch auch in einer größeren Komplexität nieder. Um einen passenden Broker zu finden und die Gebühren möglichst niedrig zu halten, ist es daher erforderlich, die eigene Handelstätigkeit realistisch einzuordnen.


Kleinanleger können getrost auf etablierte Anbieter setzen

Generell lassen sich vier Anlegertypen unterscheiden. Neben kleinen, mittleren und großen Privatanlegern gibt es noch die Gruppe der sogenannten Heavy-Trader. Von Kleinanlegern spricht man, wenn das Depotvolumen die Marke von 10.000 Euro nicht überschreitet und – noch wichtiger – nicht mehr als ca. 10 Transaktionen pro Jahr getätigt werden. Der langfristige Vermögensaufbau steht bei dieser Gruppe im Vordergrund. Gerade weil das Volumen nicht allzu hoch ist, ist es für diese Gruppe meist vorteilhafter, einen Anbieter zu wählen, der auf Depotgebühren verzichtet und eine große Auswahl an Sparplänen auf Zertifikate und Fonds bietet. Die Verfügbarkeit ausländischer Börsenplätze und der außerbörsliche Handel spielen dagegen in der Regel keine Rolle. In diesem Segment haben vor allem die klassischen Anbieter, wie zum Beispiel Citibank, ING DiBa, Cortal Consors und DAB Bank, ihre Stärken. Besonders hervorzuheben ist hier die ING DiBa. Die größte deutsche Direktbank wurde in den vergangenen Jahren bereits mehrfach für ihre Leistungen in den Kategorien Internetauftritt, Informationsangebot und Orderabwicklung ausgezeichnet. Nicht verschwiegen werden sollte auch die Leistung der Postbank: Der Preis für den Kauf einer Aktie im Xetra- Handel im Wert von 1.000 Euro, kostet bei dem Institut mit 6,66 Euro nur ein paar Cent mehr als bei dem Preisbrecher flatex.


Das Terrain der Newcomer

Anleger, die der mittleren Gruppe angehören, besitzen ein Portfolio von bis zu 50.000 Euro und führen monatlich wenige Orders im Volumen von bis zu 5000 Euro aus. Neben der Breite des Fondsangebots können bei dieser Gruppe auch die Gebühren für den Handel von Anleihen und Derivaten sowie der Zugang zu ausländischen Börsenplätzen eine Rolle bei der Auswahl des Brokers spielen. Besonders günstig decken diese Anforderungen der Kulmbacher Anbieter flatex, die OnVista Bank und das deutsche Tochterunternehmen der amerikanischen E*Trade ab. Anleger, die über ein Depotvolumen von über 100.000 Euro verfügen, eine dreistellige Anzahl an Trades pro Jahr ausführen und neben Aktien vorwiegend Optionen und Zertifikate handeln, haben dagegen andere Bedürfnisse. Bei einer solchen Größenordnung kann der Handel bei flatex, Nordnet und dem Neuling Lynx besonders kostengünstig abgewickelt werden.


Spezialisten unter sich

Die Gruppe der Heavy-Trader unterscheidet sich von den anderen nochmals deutlich in ihren Bedürfnissen. Das Depotvolumen variiert hier sehr stark und die Anforderungen an den Discount-Broker werden vor allem durch die enorme Handelstätigkeit dominiert. Neben den reinen Ordergebühren, dem Zugang zu bestimmten Segmenten und der Nutzung von Handelssystemen sind daher unter anderem auch die Geschwindigkeit der Orderausführung sowie die Möglichkeit von Leerverkäufen für die Auswahl entscheidend. Gut bedient wird diese Klientel von den Spezialisten Sino und Lynx, aber auch E*Trade, Nordnet, und mit Abstrichen die OnVista Bank, bieten dieser Zielgruppe maßgeschneiderte Angebote. Allerdings handelt es sich bei den Vieren nicht um Full-Service-Broker, sodass sich zahlreiche Einschränkungen ergeben.


Große Unterschiede bei den Leistungen

Einige der Anbieter kommen für Anleger allerdings schon deshalb nicht in Betracht, weil sie keine Sparpläne auf ETFs oder Fonds (Lynx, Nordnet, Sino) bieten oder der Handel an ausländischen Börsenplätzen nicht möglich ist (Citibank, DiBa). Wer wirklich weltweit handeln will, kommt an comdirect, maxblue oder E*Trade eigentlich nicht vorbei und auch Anbieter wie S-Broker oder 1822direkt bieten – wenn auch gegen eine zusätzliche Gebühr – den Handel an jeder Börse weltweit an. Große Unterschiede gibt es zudem bei der Auswahl an Fonds mit rabattiertem Ausgabeaufschlag: Hier bieten comdirect, die Sparkassentochter S-Broker, die DAB und auch flatex jeweils mehrere tausend Produkte. Wer sein Geld über viele Fonds streuen möchte, kann hier also richtig Geld sparen. Denn beim Kauf über die Hausbank sind für Investmentfonds nicht selten Ausgabeaufschläge von bis zu 5% üblich. Bereits bei Anlagesummen von wenigen Tausend Euro ist die Ersparnis also beträchtlich. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist das Angebot an sparplanfähigen Produkten. So bieten nach wie vor nur wenige Anbieter die Möglichkeit, kostengünstige ETFs oder Zertifikate zu besparen. Vorreiter bei diesem für den langfristigen Vermögensaufbau wichtigen Baustein sind comdirect, DAB und Cortal Consors. Für sehr gute Leistungen in zahlreichen Kategorien wurde in diesem Jahr E*Trade ausgezeichnet. Besonders gelobt wurde das Unternehmen neben der Erreichbarkeit dabei für die Orderabwicklung. Wer selbst schon des Öfteren Teilausführungen hinnehmen und vor allem bezahlen musste, wird diese Stärke von ING DiBa und E*Trade zu schätzen wissen.


Bonität und Einlagensicherung

Spätestens seit der Finanzkrise sind die Sicherheitsmerkmale der Anlageprodukte, aber auch der Anbieter wieder in das Bewusstsein der Anleger gerückt. Zwar ist man bei der Vergabe von Krediten hierzulande meilenweit von der US-Praxis entfernt, trotzdem gehören Wertpapierkredite selbstverständlich zum Angebot der hiesigen Onlinebroker. Weil zudem die vergleichsweise hohen Zinsen auf Tagesgeldkonten immer größere Beträge anlocken, sollten Anleger durchaus einen Blick auf die Höhe und Art der Einlagensicherung riskieren. So sind beispielsweise Lynx und Nordnet nicht Teil des deutschen Einlagensicherungsfonds, sondern in andere Sicherungssysteme eingebunden. Auch die Bonität der Konzerne ist sehr unterschiedlich: Während Nordnet mit einem Triple A von Dun & Bradstreet aufwarten kann, wird Lynx von Standard & Poors lediglich ein Rating „Investment-Grade“ attestiert.


Innovation für Kauflustige

Eine echte Innovation kommt aus dem Hause der OnVista Bank. Seit August wird das sogenannte Free-Buy-Depot angeboten. Als erster Onlinebroker bietet man damit dauerhaft einen kostenlosen Wertpapierkauf an. Tatsächlich gelten die Frei-Kontingente aber nur für Käufe – bei einem Verkauf fallen die normalen Gebühren an. Die Anzahl der Free- Buys richtet sich nach dem auf dem Verrechnungskonto vorgehaltenem Guthaben: In Schritten von 2.000 Euro (24 Free-Buys) erhalten Anleger 360 Free-Buys (25.000 Euro). Die Free-Buys werden jeden Monat auf Basis des durchschnittlichen Guthabens auf dem Verrechnungskonto ermittelt, im Folgemonat gutgeschrieben und automatisch für die ersten Wertpapierkäufe eines Monats eingesetzt. Der Wermutstropfen: Nicht genutzte Free-Buys verfallen am Ende des Monats, zudem werden die anfallenden Fremdspesen dem Kunden separat in Rechnung gestellt. Abhängig vom Guthaben lassen sich mit den Free-Buys durchaus erhebliche Einsparungen erzielen, allerdings muss der Anleger die Vorund Nachteile bei diesem Angebot genau durchrechnen.  

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