Die Welt ist schockiert und gebannt von der Katastrophe in Japan

CURT L. SCHMITT Informationsdienste
Veröffentlicht von CURT L. SCHMITT Informationsdienste am 18.03.2011
Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Frankfurter Börsenbrief

Das menschliche Leid ist letztlich auch mit Konjunkturprogrammen und Liquiditätsflutungen nicht zu beheben. Das steht außer Zweifel, und schon der Respekt vor dem Leben und vor den Menschen nötigt es ab, hier Mitgefühl zu zeigen. Doch als Börsianer muss es uns natürlich auch darum gehen, abseits der menschlichen Tragödie die realwirtschaftlichen Folgen abzuschätzen und die Marktreaktion darauf ökonomisch sinnvoll einzuordnen. Denn Krisen dieser Art enthalten natürlich auch neue Möglichkeiten - ökonomisch und in diesem Fall auch im Bezug auf ein ethisches und nachhaltiges Wirtschaften. Die Diskussion um die Zukunft der Kernkraft hier in Deutschland ist insofern ein begrüßenswerter Schritt in die richtige Richtung. Bitte beachten Sie speziell zu Japan unsere Schwerpunkt-Analyse auf Seite 2 dieser Ausgabe. Doch die Welt besteht nicht nur aus Japan:


 

Die starke Medienpräsenz Japans ist für totalitäre Regime in Nordafrika und im Mittleren Osten ein Glücksfall. Der friedliche Umbruch aus der Bevölkerung heraus ist vor allem dann möglich, wenn dies medial prominent auf der Weltbühne aufbereitet wird. Über die sozialen Netzwerke sitzt die Welt auf dem Zuschauerrang, was es den Regimes umso schwerer macht, gewaltsam vorzugehen. Fehlt diese Medienpräsenz wie zuletzt, kann wieder durchgegriffen werden. Die Truppen Gaddafis stehen offensichtlich kurz davor, wieder die Oberhand zu gewinnen. Im Jemen sind die Proteste nochmals eskaliert mit einer gewaltsamen Reaktion des Regimes. Der Einmarsch von saudischen Sicherheitskräften und die Verhängung des Notstands in Bahrain ist ein weiteres Schlaglicht in diesem Konflikt, in dem es in besonderer Weise um den Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten geht, wobei eine aktive Einflussnahme Irans hinter den Kulissen sehr wahrscheinlich ist. Der Rahmen ist also etwas größer, als viele dies wahrnehmen. Hätten Sie das gewusst? Saudi Arabien gehört zu den 5 Ländern dieser Erde, in denen Christen am meisten verfolgt werden für ihren Glauben.

In der Welt-Ökonomie kommt das Ergebnis in Form des Ölpreises an. Die Gesamtnachfrage nach Öl dürfte in diesem Jahr bei etwa 87,8 Mio. Barrel pro Tag liegen. Grob 40 % dieser Nachfrage wird von Ländern der Opec gedeckt, also ca. 35 Mio. Barrel jeden Tag. Bei einem Ölpreis von 100 Dollar je Barrel hieße das einen täglichen Kapitaltransfer in diese Länder von etwa 3,5 Mrd. Dollar oder pro Jahr gerechnet etwa 1.280 Mrd. Dollar. Eine nachhaltige Differenz von 10 Dollar im Ölpreis verändert diese Rechnung um grob 130 Mrd. Dollar pro Jahr. Bisher war dies nicht so problematisch, da ein Teil der Petro-Dollar letztlich wieder in den Kreislauf zurückgegeben wurde (z.B. über den Kauf von Staatsanleihen oder auch durch den Aufbau von Unternehmensbeteiligungen). Egal, wie das politische Geschacher im Mittleren Osten ausgeht, es ist definitiv ein wichtiges Signal gesetzt: Die betreffenden Regimes werden mehr Geld ausgeben müssen für den Aufbau des eigenen Landes, also für Infrastruktur und Produktionskapazitäten, damit also letztlich auch für Arbeitsplätze und auf mittlere Sicht einen gleichmäßiger verteilten Wohlstand. Nicht aus Nächstenliebe, sondern um das politische System zu stabilisieren und erhalten. Für den Kapitalmarkt bedeutet das:

Werden aus Petrodollar demnächst Petro-Saudi-Rial? Ölexportierende Staaten haben den Bestand an US Treasuries in der zweiten Jahreshälfte 2010 um 9 % auf 654,6 Mrd. Dollar reduziert. Dies dürfte ein Trend sein, denn diese Reduzierung dürfte zunächst im Wesentlichen darauf zurückzuführen sein, dass die Rendite z.B. für USStaatsanleihen durch die Käufe der Fed ein nach unten hin stark verzerrtes Niveau darstellen. Anders gesagt: Rendite und Risiko stehen bei US-Staatsanleihen nicht mehr in einem angemessenen Verhältnis zueinander. Dazu passt das Signal, das in jüngerer Zeit auch Pimco setzte: Dessen Total Return Fund (als weltweit größter Anleihen-Fonds) hat sich per Ende Februar vollständig aus US-Staatsanleihen zurückgezogen. Dahinter steckt nicht die Sorge über die Kreditwürdigkeit der USA, sondern schlicht der Umstand, dass die Rendite zu niedrig ist. Ohne das QE2-Programm der amerikanischen Notenbank dürften die Renditen grob 150 Basispunkte über dem aktuellen Niveau liegen. Ein großer Verkauf der Chinesen (zweitwichtigster Gläubiger der USA nach der amerikanischen Notenbank) ist sehr unwahrscheinlich, aber auch die Chinesen dürften sich künftig bei Neukäufen zurückhaltender zeigen. 

 

Dies ist eine exklusive Leseprobe von:

Frankfurter Börsenbrief

Lettertest Newsletter

Gratis Probeabos, Rabatt Couponaktionen
Newsletter Umschlag